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Die spanische StundeMusikalische Komödie in einem Akt Musik von Maurice Ravel Dichtung von Franc-Nohain Deutsche Übersetzung von Marcel Prawy Daphnis und ChloëSinfonisches Tanzpoem in drei Teilen Musik von Maurice Ravel
Premiere am Theater Mönchengladbach
Ravel-Abend in Mönchengladbach
Spanische Glanzstunde
Die Geschichte wird in Mönchengladbach vom Intendanten Jens Pesel inszeniert. Das Bühnenbild, das Friederike Singer dazu entwirft, ist sehr schlicht gehalten. Verwendet werden gelbe, plane Flächen, die schräg zueinander gestellt den Uhrmacherladen kühl, aber von magischer Stimmung darstellen. Beim Vorspiel und auch zu den kleinen Zwischenspielen, in denen die Handlung innehält, das Orchester alleine klingt, oder einmal der Uhrmacher Torquemada und dann wiederholt Ramiro sinniert, werden verschiedene Bilder auf die Flächen der Wände eingeblendet und erzeugen einen visionären, von Zeit gänzlich angefüllten Raum: Uhrenteile, Zahnrädchen, Ziffern, Zeiger pulsieren zu dem lautmalerischen Uhrenklang und Geläut des Orchesters. Pesel erzählt das Geschehen im Uhrmacherladen im heiteren komödiantischen Ton, das ist der Geschichte vollkommen angemessen. Die drei Herren, der Ehemann und die beiden zweifelhaften Verehrer von Concepcion, treten mit gemalten weißen Fratzen nach Art der Comedia dell' arte auf, sie sind schließlich auch nichts anderes als Typen, eigentlich nur Witzfiguren. Ganz anders dagegen verhält es sich mit dem gutmütigen Ramiro, er ist ein ebenso einfacher wie integerer Charakter und daher bleibt er folgerichtig auch ohne Maske, denn er ist mit echtem Gefühl beteiligt. Diese auch im wörtlichen Sinne tragende Figur der Oper wird sehr überzeugend gespielt von Carlo Hartmann, der auch trotz einer Verletzung in der Generalprobe am Vortag die Uhren treppauf-treppab schleppte. Pesel läßt die Geschichte auf deutsch singen, und das kommt der Aufführung sehr zugute, denn der Text der offenbar sehr guten Übersetzung ist daher weitgehend verständlich, so daß sich der Witz der kleinen Posse besonders gut entfalten kann. Solch ein komödiantisch-lustiges Spiel auf der Opernbühne, wie es in Mönchengladbach angestrebt wurde, ist immer eine Gratwanderung, es kann in verstaubten, müden Humor oder in überdrehter Albernheit stets abrutschen. Hier aber ist die Umsetzung famos gelungen, denn das Spiel ist wirklich lustig und nicht albern, wirklich humorvoll, das Timing stimmt und der Ton wird immer getroffen. Besonders spaßiges Talent beweist dabei Christoph Erpenbeck als Don Inigo Gomez.
Die Sängerdarsteller spielen flink und sehr frei, sie haben es nicht nötig, ihre Zuflucht im Festhalten an den Kulissen zu suchen. Der Notentext wird von ihnen sicher hervorgesprudelt, als wäre er spontan parliert. Die Stimmen des fünfköpfigen Ensembles klingen alle ausgesprochen gut, sie sind klangvoll und frei, trotz der schwierigen Partien. Die reizvolle kleine Oper von Ravel wurde in Mönchengladbach sowohl von der Regie als auch von allen Musikern brillant ausgeführt!
Erzählerische Entfaltung der Gefühle
Die Choreographie von Heidrun Schwaarz will die Gefühle, die in der zarten Liebesgeschichte ausgefaltet werden, im farbenreichen Prisma zeigen, so gibt sie selber im Programmheft an. Bühnenbild und Kostüme sind dementsprechend farbig gestaltet, Farbtöne stehen nebeneinander auf der Bühne und bewegen sich beziehungsreich zueinander durch die Tänzer. Das Geschehen beginnt zunächst verträumt hinter einem Schleier. Nachdem dieser sich öffnet, zeigen sich große Augen im Hintergrund, die Geschichte wird gesehen, erträumt, vielleicht auch erinnert. So liegt Cloë auch immer wieder träumend da, dann tanzt sie auch wieder selbst den Liebestraum - Wirklichkeit, Phantasie und Erinnerung verschwimmen ineinander, wie eben in jeder Liebesgeschichte, sei sie antik oder heutig... Getanzt wird überwiegend auf Spitze, die klassische Formsprache ist aber mit expressiven Elementen angereichert. Es finden sich dazu leichte Anklänge an den Ausdruckstanz, die hätten eigentlich auch durchaus stärker ausgearbeitet werden können, gerade bei diesem dem Ausdruckstanz sehr nahestehendem Thema. Es wird durchgehend kraftvoll und diszipliniert getanzt, manchmal allerdings (noch) nicht ganz fließend. Es ergibt sich ein schönes Zusammenspiel der Figuren. Die Führung der Auftritte ist wohl bedacht und wird vom Ensemble harmonisch umgesetzt, ein angenehmer, reicher Erzählfluß wird entfaltet. Das Orchester unter der Leitung von Neville Dove beweist auch bei diesem Ravel-Werk Höchstform! Die Flöten, stimmungstragend natürlich in einem solchen Schäferspiel, werden ihrer gewichtigen Aufgabe voll gerecht.
Ein anspruchsvoller Ravel-Abend ist in Mönchengladbach erarbeitet worden. Der unterschiedliche Charakter der beiden Werke Ravels wird durch die jeweilige Umsetzung von Regie bzw. Choreographie noch verstärkt. Dennoch fällt der Abend nicht in zwei heterogene Teile auseinander. Die Klammer bildet die glänzende Ausführung der Ravelschen Musik durch die Niederrheinischen Sinfoniker.
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Die spanische Stunde
Inszenierung
Bühne und Kostüme
SolistenConcepcionJanet Bartolova
Gonzalvo
Torquemada
Ramiro
Don Inigo Gomez
Daphnis und Chloë
Choreographie
Choreographische Assistenz
Bühne und Kostüme
Choreinstudierung TänzerDaphnisVladimir Karakulev
Chloë
Pan
Syrinx
Dorcon
Claudia Creutz Carlo Hartmann als Uhren schleppender Ramiro und Janet Bartolova als Concepcion. Das Ensemble von Heidrun Schwaarz tanzt vor träumenden Augen Weitere Aufführungen
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