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(La Nozze di Figaro)Komische Oper in vier AktenText von Lorenzo da Ponte Deutsche Fassung von Nicolas Brieger, Friedemann Layer und Gudrun Sieber Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Premiere im Theater Krefeld
Die Wahrheit liegt im RosenfeldGanz langsam öffnet sich der Vorhang, und im weißen Brautkleid sieht man schemenhaft Susanna auf der schräggestellten Bühne stehen, hinter einem Gazevorhang - ein entrücktes Standbild, während "draußen" der Sturm der Overtüre tobt. In diesem ersten Eindruck sind bereits die wichtigsten Elemente der Aufführung enthalten: Eine Inszenierung, die ganz bewußt auf Künstlichkeit und ästhetische Wirkung setzt und immer wieder inne hält, und eine drängende und pulsierende, nie aber hektische musikalische Interpretation, in deren Verlauf Dirigent Anthony Bramall Sänger und Instrumentalisten zu einer außerordentlichen Glanzleistung führt. Die Bühne besteht aus einem schwarzen, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Lot geratenen Guckkasten, den die Sänger nur selten verlassen. Auf der kleinen Spielfläche steht im ersten Akt lediglich ein Sessel, im zweiten Akt drei Türen. In den unprätentiösen, dezent historisierenden Kostümen von Gabriele Wasmuth entwickelt Regisseur Thomas Kruppa das muntere Treiben als Kammerspiel, wobei das Personal immer wieder pantomimisch in bestimmten Posen verharrt. Das Ensemble setzt das mit hoher Perfektion um (für das choreographische Training ist Bettina Tornau verantwortlich). Durch häufige Lichtwechsel entsteht der Eindruck einer Reihe von "Momentaufnahmen". Zusätzlich schafft der Gazevorhang, der immer wieder für raffinierte Lichteffekte genutzt wird, Distanz zum Geschehen. Statt Naturalismus entsteht dadurch eine Künstlichkeit, die einen allzu plump komödiantischen Verlauf der Handlung unterbindet. Ständchen für den Grafen in Schräglage: Ensemble Das Regieteam nutzt den Bühnenraum, das ist die zweite Grundidee der Inszenierung, als ständig variierende "Lichtskulptur": In Anlehnung an Arbeiten des amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell kommentieren sie das Geschehen auf der Bühne (oder vielmehr das Geschehen in der Musik) mit starken Farbwirkungen. So wird am Ende von Figaros Kampfansage ("Will der Herr Graf den Tanz mit mir wagen") alles in ein tiefes Rot getaucht, in dem die Sänger unsichtbar werden. Die ständigen Gefühlsschwankungen im Finale des zweiten Aktes kongruieren mit ständigem Beleuchtungswechsel. Die Lichtgestaltung von Andreas Jander und Walter Söhnel ist bereits ein Besuch der Aufführung wert. Nach der Pause ist das Regiekonzept nicht mehr so streng durchgehalten; es gibt mehr Requisiten, und vermehrt treten die Akteure aus dem Bühnenraum heraus. Christoph Erpenbeck darf seine Warnung bezüglich Frauenuntreue "öffnet Eure Augen" zur Freude des Publikums sogar im Zuschauerraum singen. Die Inszenierung wird dadurch konventioneller, aber vielleicht ist dies notwendig, um einer überzogenen Künstlichkeit vorzubeugen. Immerhin ist der Schlußakt sehr schön gelungen: Die Bühne ist in ein Rosenfeld verwandelt, in dem sich die Personen voreinander verstecken. Alle sind sichtbar und doch unsichtbar - der Zustand der Schwebe ist hier sehr schön ins Bildhafte übersetzt, mit Assoziationen zu Shakespeares Sommernachtstraum. Leider verschenkt die Regie das "Gräfin, verzeiht mir", den vielleicht großartigsten Moment der gesamten Opernliteratur - gerade an diesem Kulminationspunkt, an dem sich die Musik über alles Komödiantische erhebt, wirkt die Regie unentschlossen (wie zuvor schon in den beiden großen Arien der Gräfin, die vergleichsweise konventionell in Szene gesetzt sind). Wenn danach das Morgenlicht anbricht, ist das schon eine Spur zu spät. Sängerisch überzeugen insbesondere die sorgfältig durchgearbeiteten Ensembleszenen. In den Arien wirkt sich das Bühnenbild störend aus, denn die Sänger sind auch akustisch weit entfernt (deutlich wird das, wenn sie einmal von der Rampe aus singen und klanglich gleich sehr viel präsenter sind). Dennoch verdiente sich das sehr geschlossene Ensemble, in dem es keine Ausfälle gab, die Ovationen des Publikums, das eine gelungene Aufführung mit großem Jubel feierte.
Eine hervorragende Ensembleleistung und brilliante Lichtregie machen diesen Figaro zum Ereignis.
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Musikalische Leitung Anthony Bramall
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Licht
Doppelbesetzungen in
Graf Almaviva
Daniel Sutin
Gräfin Almaviva
*Andrea Hanson
Susanna
Debra Hays
Figaro
Cherubino
Magaret Thompson
Marcellina
Bartolo
John T. Gates
Basilio
*Walter Planté
Don Curzio
Walter Planté
Barbarina
Marianne Thijssens
Antonio
W. Stein
zwei Mädchen
Anna Hollenberg *Anneli Bolz *Sabine Sanz Die Niederrheinischen Sinfoniker
Chor des Theaters
Nichts als Türen: Susanna (Barbara Cramm, l.), die Gräfin (Andrea Hanson), Cherubino (Michaela Mehring, r.) und der Graf (Mikhail Lanskoi) sind verwirrt. Die Wahrheit liegt im Rosenfeld: Figaro (Christoph Erpenbeck, l.), Bartolo (Magnus Baldvinsson, m.) und Basilio (Walter Planté, r.) suchen. Außer der Wahrheit liegen noch im Rosenfeld: Figaro (Christoph Erpenbeck, l.) und Barbarina (Jacqueline Stein, r.). Graf (Mikhail Lanskoi) und Gräfin (Andrea Hanson) stehen darüber. |