Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Premiere im Opernhaus der Stadt Köln am 22. Februar 1997
Von Gerhard Menzel
Dem europäischen KRIEG werden wir nicht entgehen, und er wird uns verschlingen. Es wird nicht morgen dazu kommen, aber kommt. Ein Vorwand ist bald gefunden. Ich sehe so schwarz.
Verdi an Clarina Maffei, 30. September 1870 |
Die TECHNOLOGIE, die längst in die Spähre der zwischenmenschlichen Beziehungen eingedrungen ist, dringt in immer intimere Bereiche unserer Existenz ein - mit zwiespältigen Folgen. Erneut zeigt sich, daß die immer weitergehende Eroberung von Teilen der Herrschaft über die Natur - auch über die Natur unserer eigenen Körper - Fallen der Antinomie in sich bergen kann.
Stanislaw Lem |
Folgerichtig ist auch die Bühne als Gesamtheit als riesiger Bildschirm angelegt. Statt Vorhängen öffnen sich - als riesige Blenden eingerichtete - schwarze Wände, die den Blick auf die jeweilige Szene freigeben. Im Vorspiel wird z.B. das gesamte ägyptische "Personal" der Oper (zu "Verdis Zeit") gezeigt, das sich - durch eine Videoanimation unterstützt - in den Weiten des WWW (World Wide Web/Internet) verliert und mit dem Beginn der Ereignisse der Oper in Gestalten des 20. bzw. 21. Jahrhunderts (?) wieder erscheint (s. Texte auf dem Programmheft!).
Ausser in Videokonferenzen und Live-Kriegsberichterstattungen beherrscht die Technik auch die Ballette der Oper. So verfolgen z.B. während des Triumpfmarsches Börsianer (natürlich mit Handys!) die auf der Leinwand erscheinenden steigenden Kurse (auf den seitlichen Monitoren erscheinen in dieser Zeit symbolhaft Kamele und Elefanten!) und verfallen in einen ausgelassenen und triebhaften Rauschzustand (für diese Darstellung ernteten die Mitglieder von Faros Tanzhaus am Ende des Abends empörte Buhs). Der Frauenchor mimt fleissige Schreibkräfte in der Befehlszentrale der Amneris und der Männerchor liegt leicht angeschrägt auf grossen, hängenden Gittern, auf denen sie von einem "Technikerballett" für die bevorstehenden Kämpfe einsatzbereit gemacht werden.
Ein schönes Bild ist dem Produktionsteam im 3. Akt gelungen. Im Laserstrahl erschienen auf eingenebelter Bühne die grünen Fluten des Nils, aus denen die Figuren dann allerdings so auftauchten, als währen sie Geschwister von Wasserwesen. Aidas erwogenes Schicksal, sich im Wasser des Flusses zu ertränken, Wirkt daher - wie so manches leider auch - nicht so recht schlüssig.
Die Nebelschwaden dieses Bildes verursachen im übrigen eine zusätzliche Pause (um den Zusachauerraum wieder erträglich zu lüften), was zu einer erheblichen Verlängerung der Aufführungszeit führt. Zu den in den Monatsspielplänen für Februar und März ausgedruckten Aufführungszeiten muss man gut 30-45 Minuten hinzurechnen, was besonders für Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel bedeutsm sein könnte!!!
Überhaupt war die eigentliche Protagonistin des Werkes nicht Aida, was zudem noch von der unglücklichen Figur, die Carolyn James in der Titelrolle hinterliess, unterstützt wurde, sondern ihre alles überragende Gegenspielerin Amneris. Obwohl manches in der Personenführung etwas überzeichnet schien, war sie jedoch die beherrschendste und aktivste Figur im Kampf um Macht und Liebe, von dem diese Oper ja auch (in erster Linie) handelt. Dalia Schaechter in dieser zentralen Partie als Amneris liess alle anderen Protagonisten, sowohl spielerisch als auch sängerisch, weit hinter sich. Wie sie mit ihrer Stimme umging, nicht nur verführerische, sondern auch hässliche Töne produzierte, war schier atemberaubend. Wer da nur auf Schönklang aus war, wurde natürlich enttäuscht - wie es einige Reaktionen im Publikum zeigten.
Die übrigen Solisten, der Chor und das Orchester boten durchweg überzeugende Leistungen, wobei die Interpretation der Partitur durch den Dirigenten Renato Palumbo nicht einhellig auf Gegenliebe stiess.
Dass am Ende des Abends ein fürchterlicher Buh-Sturm über Gian-Carlo del Monaco und seinem Team niedergehen würde, deutete sich schon während der Aufführung an. Dieser steigerte sich dann jedoch noch, als sich del Monaco vor "seinem Publikum" niederkniete und sich in dem Orkan der Ablehnung suhlte.
Die insgesamt gute musikalische Wiedergabe wird durch die herausragende Leistung von Dalia Schaechter als Amneris zu einem Erlebnis.
Die Nebelschwaden dieses Bildes verursachen im übrigen eine zusätzliche Pause (um den Zusachauerraum wieder erträglich zu lüften), was zu einer erheblichen Verlängerung der Aufführungszeit führt. Zu den in den Monatsspielplänen für Februar und März ausgedruckten Aufführungszeiten muss man gut 30-45 Minuten hinzurechnen, was besonders für Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel bedeutsm sein könnte!!!
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