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Aida


Oper in vier Akten
Musik von Giuseppe Verdi
Dichtung von Giuseppe Ghislanzoni

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere im Opernhaus der Stadt Köln am 22. Februar 1997

Besetzung
Musik
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Von Gerhard Menzel


Besetzung

Musikalische Leitung: Renato Palumbo
Inszenierung: Gian-Carlo del Nonaco
Bühne und Kostüme: Michael Scott
Licht: Manfred Voss
Videogestaltung: Egbert Mittelstädt, Anna Bohrmann
Choreographie: Darrel Toulon
Chor: Albert Limbach

König		-	Dieter Schweikart
Amneris		-	Dalia Schaechter
Aida		-	Carolyn James
Radames		-	Gabriel Sadé
Ramphis		-	Franz-Josef Selig
Amonasro	-	Donnie Ray Albert
Bote		-	Haig Hartmann
Priesterin	-	Rosamund Cole
Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker
Opernchor und Extrachor der Bühnen der Stadt Köln Faros Tanzhaus




EGYPT ONLINE - "Aida" im Sog der Datenautobahn

Dem europäischen KRIEG werden wir nicht entgehen, und er wird uns verschlingen. Es wird nicht morgen dazu kommen, aber kommt. Ein Vorwand ist bald gefunden. Ich sehe so schwarz.
Verdi an Clarina Maffei, 30. September 1870
Die TECHNOLOGIE, die längst in die Spähre der zwischenmenschlichen Beziehungen eingedrungen ist, dringt in immer intimere Bereiche unserer Existenz ein - mit zwiespältigen Folgen. Erneut zeigt sich, daß die immer weitergehende Eroberung von Teilen der Herrschaft über die Natur - auch über die Natur unserer eigenen Körper - Fallen der Antinomie in sich bergen kann.
Stanislaw Lem
Diese beiden Texte auf der Vorderseite des Kölner Programmheftes zu "Aida" kennzeichnen treffend, worauf es Gian-Carlo del Monaco und seinem Team ankommt. Hierbei stehen KRIEG und TECHNOLOGIE natürlich in unmittelbarem Zusammenhang, damals wie heute. Nur heute spielt die - inzwischen allgegenwärtige - Technik eine noch größere Rolle, auch und gerade im privaten Alltagsleben. So werden auch hier fast alle individuellen und zwischenmenschlichen - wenn man überhaupt noch von Menschen sprechen kann - Regungen und Beziehungen durch eine allzu vordergründige Technikmanie abgetötet. Das Bühnenportal wird durch überdimensionale, leuchtende Platinen eingerahmt (Foto). Rechts und links sind je ein Terminal (mit CD-ROM Laufwerk z.B. für die Foto-CD von Radames mit den Bildern seiner Geliebten Aida) integriert, auf denen u.a. dann und wann der König und der Oberpriester erscheinen - wenn sie (als wahrscheinlich Kriegsversehrte) nicht in ihrem Elektrorollstuhl auf die Szene gefahren kommen. Damit auch das gut gedrillte Kriegspersonal die Liveschaltungen und Kriegsberichterstattungen via Internet verfolgen kann, wird zum entsprechenden Zeitpunkt eine zusätzliche Leinwand von oben herabgefahren.

Folgerichtig ist auch die Bühne als Gesamtheit als riesiger Bildschirm angelegt. Statt Vorhängen öffnen sich - als riesige Blenden eingerichtete - schwarze Wände, die den Blick auf die jeweilige Szene freigeben. Im Vorspiel wird z.B. das gesamte ägyptische "Personal" der Oper (zu "Verdis Zeit") gezeigt, das sich - durch eine Videoanimation unterstützt - in den Weiten des WWW (World Wide Web/Internet) verliert und mit dem Beginn der Ereignisse der Oper in Gestalten des 20. bzw. 21. Jahrhunderts (?) wieder erscheint (s. Texte auf dem Programmheft!).

Ausser in Videokonferenzen und Live-Kriegsberichterstattungen beherrscht die Technik auch die Ballette der Oper. So verfolgen z.B. während des Triumpfmarsches Börsianer (natürlich mit Handys!) die auf der Leinwand erscheinenden steigenden Kurse (auf den seitlichen Monitoren erscheinen in dieser Zeit symbolhaft Kamele und Elefanten!) und verfallen in einen ausgelassenen und triebhaften Rauschzustand (für diese Darstellung ernteten die Mitglieder von Faros Tanzhaus am Ende des Abends empörte Buhs). Der Frauenchor mimt fleissige Schreibkräfte in der Befehlszentrale der Amneris und der Männerchor liegt leicht angeschrägt auf grossen, hängenden Gittern, auf denen sie von einem "Technikerballett" für die bevorstehenden Kämpfe einsatzbereit gemacht werden.

Ein schönes Bild ist dem Produktionsteam im 3. Akt gelungen. Im Laserstrahl erschienen auf eingenebelter Bühne die grünen Fluten des Nils, aus denen die Figuren dann allerdings so auftauchten, als währen sie Geschwister von Wasserwesen. Aidas erwogenes Schicksal, sich im Wasser des Flusses zu ertränken, Wirkt daher - wie so manches leider auch - nicht so recht schlüssig.
Achtung! Die Nebelschwaden dieses Bildes verursachen im übrigen eine zusätzliche Pause (um den Zusachauerraum wieder erträglich zu lüften), was zu einer erheblichen Verlängerung der Aufführungszeit führt. Zu den in den Monatsspielplänen für Februar und März ausgedruckten Aufführungszeiten muss man gut 30-45 Minuten hinzurechnen, was besonders für Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel bedeutsm sein könnte!!!

Überhaupt war die eigentliche Protagonistin des Werkes nicht Aida, was zudem noch von der unglücklichen Figur, die Carolyn James in der Titelrolle hinterliess, unterstützt wurde, sondern ihre alles überragende Gegenspielerin Amneris. Obwohl manches in der Personenführung etwas überzeichnet schien, war sie jedoch die beherrschendste und aktivste Figur im Kampf um Macht und Liebe, von dem diese Oper ja auch (in erster Linie) handelt. Dalia Schaechter in dieser zentralen Partie als Amneris liess alle anderen Protagonisten, sowohl spielerisch als auch sängerisch, weit hinter sich. Wie sie mit ihrer Stimme umging, nicht nur verführerische, sondern auch hässliche Töne produzierte, war schier atemberaubend. Wer da nur auf Schönklang aus war, wurde natürlich enttäuscht - wie es einige Reaktionen im Publikum zeigten.

Die übrigen Solisten, der Chor und das Orchester boten durchweg überzeugende Leistungen, wobei die Interpretation der Partitur durch den Dirigenten Renato Palumbo nicht einhellig auf Gegenliebe stiess.

Dass am Ende des Abends ein fürchterlicher Buh-Sturm über Gian-Carlo del Monaco und seinem Team niedergehen würde, deutete sich schon während der Aufführung an. Dieser steigerte sich dann jedoch noch, als sich del Monaco vor "seinem Publikum" niederkniete und sich in dem Orkan der Ablehnung suhlte.




Fazit

Alte und immer aktuelle Probleme werden hier schonungslos in neuen, aber nicht durchweg überzeugenden Bildern gezeigt.

Die insgesamt gute musikalische Wiedergabe wird durch die herausragende Leistung von Dalia Schaechter als Amneris zu einem Erlebnis.




Fotos (von
Klaus Lefebvre)




Weitere Aufführungen

Februar '97: 26.
März '97: 2., 5., 8., 13., 16. (16.00 Uhr)


Achtung! Die Nebelschwaden dieses Bildes verursachen im übrigen eine zusätzliche Pause (um den Zusachauerraum wieder erträglich zu lüften), was zu einer erheblichen Verlängerung der Aufführungszeit führt. Zu den in den Monatsspielplänen für Februar und März ausgedruckten Aufführungszeiten muss man gut 30-45 Minuten hinzurechnen, was besonders für Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel bedeutsm sein könnte!!!



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