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Boris Godunow Oper in sieben Bildern (Hagener Fassung) Musik von Modest Petrowitsch Mussorgski
Premiere am 27. Februar 1999
Von Anne-Kathrin Koch
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Fotos von Olaf Struck
Das Orchester unter der Leitung von Gerhard Markson begleitete nahezu perfekt. Die Komposition Mussorgskis wurde zu einer atemberaubenden "Filmmusik" umfunktioniert. Die Interpretation war dermaßen spannungsgeladen, daß es einem kalt den Rücken hinunterlief. Die Einsätze des Dirigenten waren mit dem Geschehen auf der Bühne so abgestimmt, daß sogenannte slapstick - Motive erzielt werden konnten. Die Palette der Dynamik reichte von kaum hörbarem, aber bedrohlich wirkendem ppp bis zum grellen, erschreckendem ff. Damit konnte jede Stimmung umgesetzt werden.
Foto 2: Der Intendant Peter Pietzsch setzte den Stoff aus dem 16. Jahrhundert nahe an die Gegenwart. So wurde z.B. die Landkarte zum PC und Marina zur Karrierefrau. Erschreckend wurde dem Zuschauer bewußt, daß sich die Zeiten im Grunde wenig geändert haben. Immer noch spielen Macht, Gewalt und Unrecht in Rußland eine große Rolle. Dies bekam das Publikum auch zu spüren. Grelle Lichtblitze aus Suchscheinwerfern kontrastierten mit dem ansonsten düsteren Bühnenbild. Die ständige Präsenz von Militär ließ einem unbehaglich werden, Stacheldraht und sonstige Dinge, die den Verfall darstellten, verfollständigten das Bild.
Foto 3: Mindestens ebenso überzeugend spielte Stefan Adam seine Rolle als Zar Boris. Auch stimmlich - besonders herausragend als Verzweifelter - stach er deutlich von den restlichen Akteuren ab. Zu erwähnen sind noch Fjodor (Yamina Maamar) und Marina (Daniela Nedialkova), die beide absolut perfekt gespielt haben. Leider störte der Chor das sonst überzeugende Bild. Zum einen haben die SängerInnen noch nichts von Schauspielerei gehört und standen immer ein wenig dumm rum, zum anderen waren die Frauenstimmen zu leise.
Foto 4: Das nicht ganz ausverkaufte Haus zeigte sich skeptisch. Einige negative Kommentare (zur Interpretation) wurden laut, doch für schauspielerische und musikalische Leistungen gab es anhaltenden Applaus.
Insgesamt ein wunderbar umgesetzter Opernstoff, der das Publikum zum Nachdenken anregt. Insbesondere die Musik läßt einen nicht unberührt.
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Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreinstudierung
Kinderchoreinstudierung
Dramaturgie
Solisten
Boris Godunow
Fjodor
Xenia
Xenias Amme
Fürst Wassili Iwanowitsch Schuiski
Patriarch / Andrei Schtschelkalow
Pimen
Grigori Otrepjew
Marina Mnischek
Rangoni
Warlaam
Missail
Eine Schenkwirtin
Ein Schwachsinniger
Nikititsch / Hauptmann
Ein Leibbojar
Weitere Informationen
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