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GELSENKIRCHEN: Regina-Programmheft Regina
Oper in drei Akten
Libretto von Joseph Méry und Camille du Locle
Text und Musik von Albert Lortzing

Uraufführung des Originals



Uraufführung am Schillertheater NRW
im Musiktheater Gelsenkirchen
am 14. März 1998

Premiere in Wuppertal
am 8. Mai 1999

Von Gerhard Menzel / Fotos von Rudolf Finkes




Lortzing und die Revolution von 1848


Foto: GELSENKIRCHEN/Regina Mitten in der Ouvertüre krachen Gewehrsalven durch den Raum und eine Stimme aus dem off verkündet die Exekutierung von Lortzings Freund und zeitweisen Weggefährten Robert Blum. Regina beginnt so mit einer handfesten Überraschung.

Lortzing hatte die Ouvertüre als letztes komponiert, sie aber anscheinend nicht vollendet, jedenfalls ist sie in der autographen Partitur nur bis Takt 133 notiert. Diese Tatsache wird hier mit dem brutalen und persönlichen Ereignis der Revolution verknüpft.

Foto: GELSENKIRCHEN/Regina In Regina nahm Lortzing zum ersten mal aktuelle politische Ereignisse als Ausgangspunkt für eine Oper und erstmals bediente er sich keines schon vorhandenen Textbuches, sondern schrieb sich sein eigenes Libretto, daß zudem noch als einzige Oper Lortzings ein Mord enthält.

Obwohl der politische Hintergrund der Geschichte durchaus erkennbar bleibt, konzentriert sich die Aufmerksamkeit sehr schnell auf die Titelheldin, die Fabrikantentochter Regina, und deren abgewiesenen Liebhaber, den Werkmeister Stephan. Foto: GELSENKIRCHEN/Regina Der eigentliche Verlobte Reginas, der zu Beginn psychologisch äusserst erfolgreich agierende Geschäftsführer Richard, kann sich nur im ersten Akt profilieren. Im zweiten Akt tritt er gar nicht auf und im letzten Akt fungiert er dann in erster Linie als Anstimmer freiheitlicher Volksgesänge. So bilden vor allem die beiden Szenen zwischen Regina und Stephan im zweiten und dritten Akt die Höhepunkte des Stückes.

Aus dem Sängerensemble ragt vor allem die phänomenale Inez Krome in der Titelpartie heraus. Ihre wandlungsfähige und flexible Stimme, ihre musikalische Ausdruckskraft und Gestaltung und ihr überwältigender darstellerischer Einsatz machen sie zur Attraktion des Abends.

Foto: GELSENKIRCHEN/Regina Johannes Wildner am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen sorgte für eine im grossen und ganzen spannungsvolle Interpretation. Neben zahlreichen, vor allem kammermusikalisch äusserst fein ausmusizierten Partien und Instrumentalsoli gab es allerdings auch eher grob und unkonzentriert wirkende Passagen, die den insgesamt positiven orchestralen Eindruck etwas trübten.

Ein besonderes Lob dagegen verdient Nandor Ronay und der Chor und Extrachor des Musiktheaters Gelsenkirchen. Sie wirkten nicht nur musikalisch präsent und überzeugend, sondern konnten sich auch im darstellerischen Bereich profilieren.

Foto: GELSENKIRCHEN/Regina Die szenische Realisation dieser Regina war dann auch die eigentliche Sensation der Produktion. Regisseur Peter Konwitschny und Ausstatter Johannes Leiacker jonglierten ständig zwischen Realismus und Ironie: neben Feuer und Qualm beim Brand der Fabrik erstrahlte ein Bühne und Zimmer füllender Sternenhimmel zum kindlich frommen Gebet Reginas.

Neben handgreiflicher Vergewaltigung sorgen komödiantische und skurrile Szenen für abrupte Gefühlswechsel. Auf jeden Fall ist die Personenführung handwerklich perfekt, das Timing stimmt und - zumindest darstellerisch - sind die Protagonisten immer präsent.

Ihre erste Aufführung erlebte Regina übrigens am 21. März 1899 an der Königlichen Oper in Berlin, jedoch in einer stark bearbeiteten Fassung von Adolph L'Arronge. Eine weitere Bearbeitung stammt von Wilhelm Neef und kam 1953 in Rostock heraus. 1981 stellte Frieder Reininghaus in Oberhausen seine Version von Regina vor, die sich aber immer noch weit von Lortzings Original entfernte. In Gelsenkirchen kam nun endlich die ursprüngliche Version Lortzings zur Aufführung, so wie sie in der autographen Partitur und dem autographen Textbuch überliefert ist. Daher ist diesmal das Etikett Uraufführung wirklich gerechtfertigt. Auch zu diesem Thema gibt es im Foyer des Grossen Hauses des Musiktheaters Gelsenkirchen eine sehr informative und sehenswerte Ausstellung zu sehen.



FAZIT:

Lortzing auf den Barrikaden - Eine sehenswerte Ausstellung und eine grandiose Inszenierung mit einer phantastischen Titelheldin.

Logo: Schillertheater NRW

GE - Uraufführung des Originals in Gelsenkirchen am 14.3.98
W - Premiere in Wuppertal am 8.5.99

Musikalische Leitung
Johannes Wildner (GE)
Christoph König / Simon Rekers (W)

Inszenierung
Peter Konwitschny

Bühnenbild und Kostüme
Johannes Leiacker

Choreinstudierung
Nandor Ronay

Dramaturgie
Carin Marqurdt

Wissenschaftliche Mitarbeit
Jürgen Lodemann


Solisten

Simon, Fabrikbesitzer
Hartmut Bauer

Regina, seine Tochter
Ines Krome

Richard, Geschäftsführer bei Simon
Thomas Piffka

Stephan, Werkmeister bei Simon
John Riley-Schofield

Kilian, Bediensteter bei Simon
Karl-Heinz Brandt (GE)
Florian Simson / Arthur Friesen (W)

Wolfgang, Anführer der Freischar
Tom Erik Lie (GE)
Joachim G. Maaß (W)

Beate, Bedienstete bei Simon
Beatrix Bardy

Barbara, Kilians Mutter
Eva Tamulenas

Ein Freischärler
Jerzy Kwika



Chor und Extrachor
Musiktheaters Gelsenkirchen

Statisterie des
des Opernhauses Wuppertal

Neue Philharmonie Westfalen (GE)

Sinfonieorchester Wuppertal (W)


Weitere Aufführungen

März '98: 22.
April '98: 1., 17., 19. (18 Uhr) ,
26. (18 Uhr)
Mai '98: 8., 28.
Juni '98: 13. (zum letzten Mal in GE)

- x - x - x -

Mai '99: 8. (Premiere in W),
16. (18 Uhr), 22., 26., 28.
Juni '99: 12., 18. (zum letzten Mal)



Foto: GELSENKIRCHEN/Regina


Regina
1848
+ 150
= 1848


Ausstellung
im Foyer des Grossen Hauses
des Musiktheaters Gelsenkirchen

und im Foyer des Opernhauses Wuppertal

Ausstellungskatalog 1848



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