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CinderellaBallett in drei AktenMusik von Sergej Prokofjew Choreographie und Inszenierung von Bernd Schindowski Premiere am Schillertheater NRW am Musiktheater Gelsenkirchen am 10. Januar 1998 Von Meike Nordmeyer / Fotos von Rudolf Finkes Cinderella in Traum und Wirklichkeit Wiedereinstudierung von Schindowskis Fassung des Märchens Schindowski hat seine vor 14 Jahren choreographierte Cinderella in ganz neuer Besetzung wieder einstudiert, und die Produktion lebt vor allem von der vortrefflichen Hauptdarstellerin Kaori Nakazawa. Bei ihrer Uraufführung erregte Schindowskis Interpretation übrigens erhebliches Aufsehen, aufgrund des freien Umgangs mit der Märchenvorlage. Vor einigen Jahren wirkte offenbar noch provokativ, was heute als künstlerische Freiheit selbstverständlich anerkannt wird: Schindowski verweigert in seiner Erzählung der Cinderella-Geschichte das Happy-End, die ganze Episode auf dem Ball, das Liebesglück zwischen Cinderella und dem Prinzen erweist sich am Ende als nur geträumt. Der Prinz entschwebt schließlich in einen Rockocko-Himmel und Cinderella bleibt allein zurück. Entwickelt hat Schindowsky dieses Ende nach eigenen Angaben aus der Musik von Prokofjew, die eben nicht emphatisch und strahlend ausklingt, sondern ihren bedeckten und zurückhaltenden Ton behält. Das Zusammenspiel der Erzählung Schindowskis und der Klangwelt Prokofjews überzeugt tatsächlich. Schindowskis Choreographie zielt auf die Gegensatzpaare ab, die der Cinderella-Geschichte zugrundeliegen: Das sind vor allem die beiden sich ausschließenden Seiten des Lebens, die Alltag und Fest bilden, und die in der Fassung Schindowskis zugleich die verschiedenen Modi von Wirklichkeit und Traum bedeuten. Die Geschehnisse im Alltag werden in einem kleinen grauen Zimmer auf ganzer Sohle getanzt, die von Cinderella geträumten Szenen hingegen zeigen farbige Kostüme, einen prachtvollen Saal und Spitzentanz. Der andere Gegensatz, der stark herausgearbeitet wird, besteht in der Gegenüberstellung von Cinderella und ihrer Familie. Cinderella ist anmutig und kindlich fein, die Familie aber grob und tolpatschig in ihrem Benehmen, pflegt einen rüden Umgang miteinander und vor allem natürlich mit Cinderella. Wirkungsvoll unterstützt wird diese Charakterisierung der Familie durch die Besetzung der beiden Schwestern mit Tänzern (Rubens Reis und Rolf Gildenast), die derb und albern die Frauenrollen gestalten. Schrille Kostüme und burleske Komik wird bei der Familie eingesetzt. Einige groteske Elemente sollen wohl ins Märchenstück eingelassen werden, die Darstellungsweise ist aber einfach nur anstrengend überzogen, so wie beispielsweise auch die Zeichnung des Vaters als Tölpel im Trachtenanzug. In der Szene, in der die Feen auftreten, schneien dagegen zuckersüß Blütenblätter aus dem Himmel. Und auf dem Ball steht anschließend wieder der Kontrast der zarten Cinderella zur ungehörigen Familie im Zentrum: Dieser Gegensatz ist stark herausgearbeitet worden, seit der Anfangsszene bereits ausschließlich thematisiert. Er wird leider etwas überstrapaziert, so daß alles weitere absehbar bleibt. Das Märchentraumpaar Cinderella und ihr Prinz bestimmen und bezaubern schließlich die Ballszene, und so geht alles in gewohnten Bahnen zu. Hervorragend ausgeführt, märchenhaft schön anzusehen, ist der Pas de deux, den Kaori Nakazawa und Bira Fernandez bieten. Eine besondere Handschrift des Choreographen verrät dieser ebenmäßige Tanz allerdings nicht, obwohl man das Schindowski zugetraut hätte; seine Gestaltung bleibt aber schulmäßig und brav. Der Schluß des Stückes zeigt Cinderella wieder im grauen Zimmer, noch einmal tritt der Prinz auf, aber Cinderella, zur Wirklichkeit entschlossen, nimmt Abschied von ihm: wiederum ist ein vortrefflich getanzter, verträumter Paartanz zu sehen. Schließlich allein gelassen bewegt Cinderella sich wieder auf ganzer Sohle - ein Märchen ohne märchenhaften Ausgang, das ist immerhin etwas Besonderes wenn auch nicht Einzigartiges.
Vortrefflicher Spitzentanz wird von Nakazawa als Cinderella und ihrem Partner Fernandez geboten. Die Choreographie des Stückes ist leider doch zu einfach und ermüdend auf Kontrast gearbeitet und weist keine differenziertere Zeichnung auf. Nur mit dem abgewandelten Ende geht sie originell und schlüssig über Vorgegebenes hinaus. |
Choreographie und Inszenierung
Ausstattung
Kostümrealisation
Chhoreographische Assistenz
Tänzer
Cinderella
Prinz
Kubyshka (1. Schwester)
Khudyshka (2. Schwester)
Mutter
Vater
Tanzlehrer
Bettlerfee
Frühlingsfee
Sommerfee
Ihr Gefolge
Charlotta Ruth Sophatai Kanthatham
Herbstfeen
Alberto Huetos
Winterfee
Ihr Gefolge
Tony Vezich Pedro Malinowski James MacGillivray
Töchter
Charlotta Ruth Jane van Fraassen Tomomi Murata
Mütter
Yvette C. Halfhide Sophatai Kanthatham Wen-Hua Chang
Väter
Tony Vezich Pedro Malinowski James MacGillivray
Pagen
Alberto Huetos
Weitere Aufführungen |