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Rusalka

Lyrisches Märchen in drei Akten op. 114
Libretto von Jaroslav Kvapil (Deutsche Übertragung von Robert Brock)

Musik von Antonin Dvorak

Premiere im Aalto-Theater am 21. Dezember 1996

Besetzung
Rezesion
Fotos
Fazit
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Von Eva Schütz



Besetzung

Musikalische Leitung: Matthias Aeschbacher
Inszenierung: Joachim Herz
Ausstattung: Peter Sykora
Choreographie: Alexandre Tourinho
Choreinstudierung: Konrad Haenisch


Rusalka 		Vlatka Orsanic 
Der Wassermann 		Vidar Gunnarsson 
Die Hexe 		Hana Minutillo 
Der Prinz 		Jan Vacik 
Die fremde Fürstin 	Teresa Erbe 
Der Heger 		Martin Finke 
Der Küchenjunge 	Marina Ivanova 
Drei Waldgeister 
und Nebelfeen 		Susanne Blattert 
			Suzanne Pye 
			Rachel Robins 
u. a. 

Damen des Opernchores
Mitglieder des Balletts des Aalto-Theater
Tanzschüler des Musischen Gymnasiums Werden
Komparserie des Theaters
Die Essener Philharmoniker




Dvoraks Oper über die Nixe Rusalka ist ein 'hoffnungslos' romantischer Stoff - und damit eine echte Herausforderung für jeden Regisseur der Gegenwart. Denn was kann der Zuschauer heute noch anfangen mit Wassermännern, Nixen, Waldgeistern oder Nebelfeen, wenn sie nicht in knalligen Farben von Walt Disney gezeichnet und perfekt animiert über die Leinwand schwimmen, schweben etc. und am Ende alles gut wird? Joachim Herz' Inszenierung ist in diesem Sinne vielleicht als Weihnachts-Premiere für Erwachsene (mal was anderes als ewig "Hänsel und Gretel") gedacht gewesen, doch nach stolzen 3 1/4 Stunden verläßt der Zuschauer das Theater ratlos: Was wollte der Regisseur mir sagen?

Vermutlich wollte er im wahrsten Sinne der Worte "schlicht und ergreifend" die Geschichte von Rusalka erzählen, die sich in einen naturverbundenen Prinzen verliebt hat und deshalb Mensch werden möchte.

Der Wassermann rät ihr ab, schickt sie aber dann doch zur Hexe. Die Bedingungen für die Menschwerdung sind hart: Rusalka wird verstummen und sollte der Prinz ihre Liebe nicht erwidern und sie verstoßen, wird sie nicht zurückkehren können, sondern als unerlöstes Irrlicht durch die Wälder wandeln. Rusalka ist sich ihrer und des Prinzen Liebe jedoch sicher und die Hexe verleiht ihr menschliche Gestalt. Für den Prinzen ist es Liebe auf den ersten Blick, obwohl Rusalka nicht zu ihm spricht.

Glücklich wird zum Hochzeitsfest aufs Schloß geladen, doch eine fremde Fürstin stiftet aus purer Bosheit (was könnte es anderes sein) Unfriede zwischen den beiden. Der Prinz verstößt die verzweifelte Rusalka, aber nicht ohne vom Wassermann verflucht zu werden.

Rusalka lebt allein im Wald. Die Hexe rät ihr, den Prinzen zu töten, um so zu ihren Nixen-Schwestern zurückkehren zu können. Doch sie lehnt ab. Auch der Prinz durchstreift verwirrt den Wald, er sucht Rusalka. Diese erschient ihm als Irrlicht und kann plötzlich zu ihm reden. Der Prinz bittet sie um Vergebung, doch ein Kuß von Rusalka würde ihn töten. Er bittet um den Kuß und stirbt in ihren Armen. Es lebe die Liebe!

Dies Märchen setzen Herz und Sykora in ein ungereimtes Bühnenbild: der Wald im 1. und 3. Akt ist unheimlich, doch scheint er eher zerstört, abgestorben und verwest zu sein. Die Natur als negativ besetzes Bild, in das die Natur-Geschöpfe in ihrer reinen und ehrbaren Art nicht so recht passen mögen. Die Menschenwelt des 2. Akts ist erst recht negativ besetzt: die Menschen sind böse und ihr Schloß kalt. Der Ausstatter hat geradewegs den Sprung vom Märchen ins Science-Fiction-Ambiente gewagt. Und wenn dann der Wassermann mit seinem Fischnetz voller aufgeklebter Schalentierimitate dazutritt, ist die optisch-ästhetische Verwirrung gänzlich gelungen.

Bei der Zeichnung der Figuren hat man teilweise tief in die Mottenkiste der Märchenoper gegriffen: die junge Hexe hat natürlich einen langen Lumpenrock an und die Bluse gut gefüllt, der Küchenjunge in bayerischen Lederhosen (Marina Ivanova) singt zwar gut, kann aber das Fußaufstampfen und große-erstaunte-Augen-machen trotzdem nicht lassen. Vidar Gunnarsson macht in seinem monströsen Wassermann-Kostüm eine eher unglückliche Figur, was seinen Gesang aber nicht beeinträchtigte.

An den üblichen Klischees kommt der Zuschauer dann auch nicht vorbei: das Menschenkind Rusalka im unschuldig-weißen Kleidchen ist bestimmt für die reine selbstlose Liebe. Die bösartige fremde Fürstin ist natürlich rothaarig und teuflisch-rot gekleidet. Unfreiwillig komisch gerät der Auftritt der Nebelfeen, die weiß verschleiert durch den Wald tanzen und huschen. Das mutete an wie Ausdrucktanz zu Zeiten von Rusalkas Uraufführung 1901 in Prag.

Während man manchmal gern wegschauen würde, ist das Hinhören dagegen lohnend. Musikalisch überzeugen die Philharmoniker unter Aeschbacher, da sie die verschiedenen Stimmungen schön differenzieren (kleine Unsicherheiten der Blechbläser fallen da nicht ins Gewicht).

Der Höhepunkt der Inszenierung aber ist Vlatka Orsanic als Rusalka. Sie überzeugt sowohl schauspielerisch als auch stimmlich. Sicher, mit guter Textverständlichkeit und ausdrucksstark gelingen ihr besonders die ariosen und lyrischen Partien. Ihr Prinz (Jan Vacik) ist ihr sängerisch durchaus ebenbürtig, doch sein Spiel bleibt im Ganzen ein wenig zu steif.

Dem Regieteam kann man vielleicht zugute halten, daß sie in der heutigen aufgeklärten Zeit wirklich eine romantische Geschichte erzählen wollten. Das ist ein ehrenhaftes Anliegen, rechtfertigt aber noch nicht, daß ein Waldgeist als 'echter' Geist die Bühne betreten muß und sich beim letzten Liebesbeweis der Himmel orange-rot färbt.




Fazit
Da Dvoraks "Rusalka" selten auf der Bühne zu sehen ist, sollte man die Gelegenheit in Essen nutzen - und man muß ja nicht ganz so genau hinsehen!


Fotos



Weitere Aufführungen

Dezember '96: 25., 29.
Januar '97: 14.
Februar '97: 5.
März '97: 1., 13., 16., 27.


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