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Rigoletto
Oper in drei Akten
Nach Victor Hugos Drama "Der König amüsiert sich"
Dichtung von Francesco Maria Piave
Musik von Giuseppe Verdi

Premiere am 9. Januar 1999
im Aalto-Theater, Essen
Besuchte Aufführung: Donnerstag, den 21. Januar 1999

Von Anne-Kathrin Koch / Fotos von Thilo Beu



Das Orchester, unter der Leitung von Myron Romanul, unterstützte die Atmosphäre, die durch das Geschehen auf der Bühne hervorgerufen wurde, durch überraschende Dynamik. Jede Stimmung konnte musikalisch umgesetzt werden: So brauste die Musik fast unheimlich bei Monterones Fluch auf; der Saal füllte sich mit verzweifelten Klängen bei Rigolettos Vergleichsarie, und die Streicher begleiteten Gilda so einfühlsam und zart, daß man fast die Luft anhalten wollte, um die Stimmung nicht zu zerstören. Besonders gelungen war auch die Idee, ein Blasensemble in das Geschehen auf der Bühne einzubinden. Leider gab es dabei einige Tempi-Differenzen mit den Orchestermitgliedern im Graben. Auch die Blechbläser hatten anfangs Defizite in der Intonation vorzuweisen, die im Gesamtverlauf jedoch sofort verblassten.

Foto: Essen / Rigoletto Foto 1:
Mario Carrara (Der Herzog), Marie-Helen Joel (Gräfin von Ceprano) und der Herrenchor

Der Regisseur Anselm Weber ließ die Farben nur so leuchten: Der Vorhang öffnete sich, und die Bühne erstrahlte in kräftigen Rottönen, die vor Lust und Liebe nur so strotzten. Besser konnte man den so leichtlebigen Herzog gar nicht in Szene setzen. Sehr kontrastreich dazu waren die weiteren Bühnenbilder: Gilda lebte - gefangen in der Sorge ihres Vaters - auf grauen Dächern, die in der dunklen Nacht wie eine Festung anmuteten ( welche ja auch später mit Leitern erklommen wurde ). Der Mörder hauste unter einem riesigen Beton-Brückenpfeiler, der ausschließlich Kälte und Härte ausstrahlte. Die Farben verhalfen dem Zuschauer zu schnellen Stimmungswechseln bzw. gaben die Atmosphäre einfach vor. Fragwürdig ist, warum alle Darstellerinnen hell bzw. weiß gekleidet waren. Ob Frauen grundsätzlich unschuldig sind? Der dramatische Inhalt wurde hin und wieder durch komische Szenen unterbrochen. So bewahrte der Mörder seinen Dolch in einem Geigenkasten auf, und der Herzog verfütterte an seine Höflinge Weintrauben.

Foto: Essen / Rigoletto Foto 2:
Karoly Szilagyi (Rigoletto) und der Herrenchor

Auch die Besetzung war hervorragend gelungen. Rigoletto, alias Karoly Szilagyi, spielte völlig überzeugend den nicht so einfachen Part des Krüppels. Der Herzog hatte zwar Mühe, sich stimmlich durchzusetzen, verhielt sich jedoch schauspielerisch perfekt. Erwähnenswert ist auch der Männerchor, der nicht nur stimmlich, sondern auch choreografisch äußerst synchron war. Am herausragendensten zeigte sich aber Gilda ( Szuszanna Bazsinka ), die so leidenschaftlich sang und spielte, daß nicht nur sensible Zuhörer eine Gänsehaut bekamen.

Foto: Essen / Rigoletto Foto 3:
Karoly Szilagyi (Rigoletto), Zsuzsanna Bazsinka (Gilda; oben), Gritt Gnauck (Maddalena) und Mario Carrara (Der Herzog)

Das Publikum in dem fast ausverkauften Aalto-Theater zeigte Begeisterung durch spontanen Beifall und Bravo-Rufe während des Stückes und entließ die Akteure mit stehenden Ovationen und einem nicht enden wollenden Applaus.



FAZIT:

Für Liebhaber der italienischen Oper sicherlich ein höchst zufriedenstellender Genuss. Auf dem Nachhauseweg rauschen einem noch die Ohren von der spannungsgeladenen Musik. Allein um der Dramatik willen, muß man Rigoletto gesehen haben.

Logo: Aalto-Musiktheater Essen

Musikalische Leitung
Myron Romanul

Inszenierung
Anselm Weber

Bühnenbild
Raimund Bauer

Kostüme
Bettina J. Walter

Choreinstudierung
Dietrich D. Gerpheide


Solisten

Der Herzog
Mario Carrara

Rigoletto
Karoly Szilagyi

Gilda
Zsuzsanna Bazsinka

Graf von Monterone
Alexandre Vassiliev

Graf von Ceprano
Andreas Baronner

Gräfin von Ceprano
Marie-Helen Joel

Marullo
Gedvidas Lazauskas

Borsa
Rainer Maria Röhr

Sparafucile, ein Mörder
Marcel Rosca

Maddalena, seine Schwester
Gritt Gnauck

Giovanna, Gildas Gesellschafterin
Margarita Turner

Ein Page
Sabine Brunke-Proll

Ein Schließer
Thomas Sehrbrock



Herrenchor
Statisterie

Essener Philharmoniker



Weitere Informationen

Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)




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