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ArabellaLyrische Komödie in drei Aufzügenvon Hugo von Hofmannsthal Musik von Richard Strauss
Premiere am Aalto-Musiktheater Essen Kaiserschmarrn"Arabella" ist auf den ersten Blick eine ziemlich alberne Komödie, die nur durch die Musik erträglich wird. Sieht man genauer hin, dann lassen sich durchaus interessante Ansätze für eine Inszenierung finden: Da ist natürlich die Utopie von der wahren Liebe, die im geschwätzigen Wien keiner Worte bedarf; man kann in der Faschingskomödie mit dem drohenden Aschermittwoch eine Metapher für den Untergang der längst dekadenten k.u.k. - Monarchie sehen; man könnte auch die permanenten Mißverständnisse der Personen durchleuchten. Leider sieht Regisseur Adolf Dresen nur die zweifelhafte Chance, eine große Ausstattungsoper konventionellen Zuschnitts daraus zu machen.Arabella sitzt im Sessel und leiert die Arie vom "Richtigen" herunter, als handele sich es um eine abgedroschene Phrase. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Petra-Maria Schnitzer singt überragend, mit berückendem Pianissimo, daß es eine Freude ist zuzuhören, aber von einer Personenregie ist an dieser Schlüsselstelle nichts zu merken (sonst übrigens auch nicht). Von Utopie keine Spur. Im zweiten Akt, wenn der stimmlich blasse Mandryka (Claudio Otelli) die Bühne beherrschen soll, wird das trotz des imposanten Bühnenbildes bedenklich langweilig. In diese Inszenierung werden sich auch Gastsänger problemlos integrieren lassen. Opulente Ausstattung und sängerische Qualitäten sollen wohl diesen Schmarrn aus der Kaiserzeit verdaulich machen. Die Herrenriege, Marcel Rosca als komödiantisch verspielten Vater ausgenommen, müßte dafür allerdings noch nachlegen; aus musikalischen Gründen käme eine Heirat mit Arabella sicher für keinen in Frage. Mehr Freude bereiten da schon Zsuzsanna Bazsinka als Zdenka und Ildiko Szönyi als Mutter. Unter der Leitung ihres neuen dirigierenden Intendanten Stefan Soltesz gelangen den Essener Philharmonikern viele schöne Momente. Mit den akustischen Tücken des Hauses, den Klang zu halten und die Sänger dennoch nicht zuzudecken, kam Soltesz indes noch nicht ganz zurecht. Zu oft degradierte er seine Instrumentalisten zu untergeordneten Begleitern - auch da, wo es mehr orchestralen Schmelzes bedurft hätte. Ein Fortschritt gegenüber den zuletzt oft arg pauschal geratenen Aufführungen der Hauschild-Ära war aber allemal zu hören. Diese erste Premiere für den neuen Intendanten und Chefdirigenten warf erneut Zweifel auf, ob diese Personalunion sinnvoll ist - vom Stil her knüpfte der Abend fast nahtlos an die Langeweile der letzten Jahre an (von Ausnahmen, die es gegeben hat, abgesehen). Eine künstlerische Profilierung, wie sie der Schwung der ersten Jahre nach der Eröffnung des Aalto-Theaters mit sich brachte, droht im Orchestergraben stecken zu bleiben.
Anspruchslose optische Süßigkeit: Die Personenregie bleibt leider in den hübschen Kulissen hängen. |
Besetzung |