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Der Tod und das Mädchen

Pulcinella

Premiere des Balletts der Deutschen Oper am Rhein
am 24.1.1997 im Stadttheater Duisburg

Besetzung
Rezension
Fazit
Fotos
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von Annette van Dyck


Besetzung

Der Tod und das Mädchen

Ballett von Erich Walter
Musik von Franz Schubert, Steichquartett d-Moll, op. posth.

Choreographie: Erich Walter
Einstudierung: Wolfgang Enck, Falco Kapuste
Kostüme: Pet Halmen

	Tod		-	 Jörg Simon
	Mädchen 	-	Alicia Olleta
Drei Paare:
	Fiona Fielding, Katia Pagano, Martine Smorto
	Olivier Deguine, Stefan Friedenreich, Jörg Mannes
Streichquartett: Siegfried Rivinius, Odette Couch-Burger, Karla Rivinius, Friedemann Pardall


Pulcinella

Ballett von Nils Christe
Musik von Igor Strawinsky nach Giambattista Pergolesi

Choreographie: Nils Christe
Einstudierung: Annegien Sneep
Bühne und Kostüme: Tom Schenk
Licht: Kees Tjeebes
Musikalische Leitung: Ira Levin

Tänzer:

	Pulcinella	-	 Catalin Tiganasu
	Pimpinella	-	  Eleonora Gori
	Caviello	-	  Guy Albouy
	Florindo	-	  Spencer Soloman
	Rosetta		-	  Young-Soon Hue
	Prudenza	-	  Anna Vita
	Fourbo		-	  Marc Ribaud
	Magier		-	  Jhane Hill
	Dottore		-	  Llewelyn Malan
	Seine Frau	-	  Victoria Becka
	Tartaglia	-	  Leon Kjellsson
	Seine Frau	-	  Barbara Korge
Sänger:
Soprano: Rosella Ragatzu
Tenore Alexander Krawetz
Basso: Marius Rintzler

Die Duisburger Sinfoniker




ALLGEMEINES

Mit zwei älteren, jedoch keineswegs verstaubten Choreographien verwies das Programm des Abends auf die glanzvolle Tradition des Balletts der Deutschen Oper am Rhein, das zur Zeit unter der Leitung von Youri Vàmos steht.

Interessant, wie diese Geschichte auch mit derjenigen des Tanztheaters verwoben ist: Erich Walter, der 1964 an die Düsseldorfer Oper kam, hatte den Wuppertalern Pina Bausch als seine Nachfolgerin anempfohlen - das Publikum dort reagierte zunächst sehr irritiert, war man doch den auf dem klassischen Repertoire aufbauenden Stil Walters gewohnt.

Mit der Gestaltung von 'Der Tod und das Mädchen' hatte sich Walter quasi vom Wuppertaler Theater verabschiedet und kam nach Düsseldorf, wo das Ballett seit 1972 zum Repertoire gehört; mittlerweile zählt man diese Arbeit neben einigen von John Neumeyer zu den bedeutendsten Choreographien zu Musik von Schubert.

Ähnliches gilt für Nils Christes Bearbeitung von 'Pulcinella': 1986 für das Rotterdamer Scapino-Ballett ausgedacht, inszenierte der Holländer, der ehemals mit dem Nederlands Dans Theater tanzte, das als Beispiel für eine gelungene Anknüpfung an die Commedia dell'Arte vielzitierte Ballett 1990 auch für die Düsseldorfer Bühne.

Eigentlich schade, daß diese Zusammenhänge nicht im Programmheft näher erläutert wurden und ich erstmal eine Ballettomanin konsultieren mußte, um den Bezug zu verstehen zwischen der tiefromantischen Schubert-Choreographie über Todessehnsucht und Lebenshunger und der urkomischen Parodie auf Liebe, Eifersucht, Leidenschaft und (gespieltem) Tod.


DER TOD UND DAS MÄDCHEN

Erich Walters Choreographie wurde auf sparsamer, nur mit Licht gestalteter Bühne in Szene gesetzt: dort agierten vier Paare, herausgehoben nur ein 'Mädchen' und der erst am Ende des ersten Quartettsatzes auftretende 'Tod'.

Eine 'Handlung' darzulegen ist nicht beabsichtigt, die formale Ordnung gibt weitgehend die Musik vor - das Streichquartett von Schubert, in dessen 2. Satz das 'Todesthema' aus dem Lied 'Der Tod und das Mädchen' variiert wird. Dieser Satz wird zum großen Pas de Deux von 'Tod' und 'Mädchen' - Assoziationen an den spätmittelalterlichen Totentanz drängen sich auf, wenn im dritten und vierten Satz die anderen Paare einen Reigen bilden, und sie werden durch die Kostüme der Tänzer (Pet Halmen) noch leicht unterstrichen.

Es ist meines Erachtens bemerkenswert, aber für die Ballett-Aufführungen der Deutschen Oper selbstverständlich, daß ausschließlich zu live gespielter Musik getanzt wird. Zudem hörten wir eine ausgezeichnete Interpretation des vielgehörten Schubert-Quartettes (Siegfried Rivinius, Odette Couch-Burger, Karla Rivinius, Friedemann Pardall), die zwischen süßlichem Gesäusel und grober Saitenzerrung mit immer genau dem richtigen Strich dargeboten wurde.

Der tänzerisch tadellose und akrobatisch sichere Jörg Simon verkörperte einen leicht machohaften 'Tod', der fast an Shakespeares Petruccio aus 'Der Widerspenstigen Zähmung' erinnerte - vielleicht wegen seines olivfarbenen Kostüms. Allerdings paßte auch die teils kokette, teils verzweifelte Unentschlossenheit des 'Mädchens' - getanzt von Alicia Olleta mit überzeugendem Schauspiel und Leichtigkeit vorgaukelnder Konzentration - in dieses Schema.

Nicht nur synchron in ihren Bewegungen, wenn es darauf ankam, sondern auf gleich hohem tänzerischen wie schauspielerischen Niveau auch die anderen Paare (Fiona Fielding, Katia Pagano, Martine Smorto, Olivier Deguine, Stefan Friedenreich, Jörg Mannes)!


PULCINELLA

Die Pause brauchte man schon, um der Ergriffenheit ein wenig nachzugeben und sich wieder auf ein gänzlich anderes Genre einzustellen; denn im zweiten Teil des Abends erwartete uns ein Feuerwerk an waghalsigen Akrobatenstücken mit 'Stunt'-Charakter eingepackt in die harmlose, clown-komische Geschichte um 'Pulcinella', eine Figur aus den Untiefen der Commedia dell'Arte, der italienischen Form des Kasperle-Theaters - vielleicht ein bißchen älter als dieses...

Nahezu alles an der Commedia entspricht tausendmal wiederholten Schemata: es gibt immer lustige und lächerliche Liebhaber, kokette, plumpkomische oder spröde Mädchen, den wichtigen Dottore, den hintergangenen alten Ehemann und dergleichen mehr; doch immer wieder macht es Spaß die ewig gleichen Verwicklungen zu beobachten.

Für 'Pulcinella' arrangierte und bearbeitete Igor Strawinsky 1919 Teile aus klassizistischen Kompositionen Pergolesis; in diesem Stück geht es um den buckligen und langnasigen Pulcinella, der nichtsdestotrotz als Liebling der Frauen einige Verwirrung stiftet. Die Musik unterstützt den parodistischen Zug des Ganzen, wie haben wir in der 'Klageszene' mit den Seufzern des Orchesters mitgelitten... - sehr engagiert: die Duisburger Sinfoniker unter der Leitung von Ira Levin.

So brach nach der vollendeten Ästhetik der Bewegung und Tiefe der Musik im ersten Teil mit 'Pulcinella' die Zeit der Pantomime, des Unernstes und rasanten Verwechselungsspiels an; Nils Christe hat das Konzept des Uraufführungschoreographen durch einige Figuren und Handlungsvarianten wirkungsvoll erweitert: Wundervoll, wie die verschiedenen Charaktere sich durch ihre Bewegungen unterschieden. Toll, die schauspielerische Leistung von 'Pulcinella' Catalin Tiganasu und 'Pimpinella' Eleonora Gori, deren erschrecktes Staunen ob der Menge an gleichaussehenden Pulcinellas jedesmal auf Neue überzeugte und uns zum Lachen brachte.

Eine Inszenierung und Darbietung, deren Liebe zum Detail mir begeisterungswürdig scheint: sogar die Sterne auf blauem Bühnenhintergrund waren wie die Figuren schematisch angeordnet.




Fazit

Nichts wie hin!




Fotos

Der Tod und das Mädchen Pulcinella



Weitere Aufführungen

in Duisburg: Februar: 4., 7., 16.
März: 9.
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