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DORTMUND: Programmheft Macbeth
Lyrisches Drama in sieben Bildern
nach einem Gedicht von Edmond Fleg nach Shakespeare
Musik von Ernest Bloch

Deutsche Erstaufführung, Neuinszenierung
(in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln)



Premiere des Theater Dortmund
am 5. Dezember 1998

Von Margot Leins / Fotos von Andrea Kremper




Macbeth in Dortmund - lyrisches Drama und psychische Herausforderung von E. Bloch und Regisseur J. Dew


Foto: DORTMUND/Macbeth

Die deutsche, neuinszenierte Erstaufführung der 1910 in Paris erstmals gespielten Oper Ernest Blochs ist der fünfte Beitrag der Reihe "Französische Oper" des Theater Dortmund.
Der Genfer Komponist (1880-1959), damals gleichzeitig als Uhrenverkäufer, Dozent, Dirigent und Familienvater engagiert, arbeitete über fünf Jahre an diesem frühen Werk. Es zeugt u.a. von seiner damaligen - für die französische Oper zeittypischen - Auseinandersetzung mit den Musikdramen Wagners und der Tonsprache Debussys.
An der Shakespeare-Vorlage, die er musikalisch genau abbilden wollte, interessierten ihn hauptsächlich die innere Entwicklung der Charaktere.
So beschrieb er die Entwicklung Macbeths von einem anfangs rechtschaffenen, aber schwachen Charakter hin zum Schrecklichen als riesiges Crescendo, den inneren Veränderungsprozeß der Lady hingegen als Diminuendo.

Foto: DORTMUND/Macbeth

Konsequent haben Regisseur John Dew und Bühnenbildner Thomas Gruber nicht versucht, die Handlung in den Vordergrund zu rücken.
Vielmehr konfrontieren sie das Publikum mit Räumen bzw. Bildern, die die psychische Verfassung der Akteuer spiegeln und die unwillkürlich auf die Psyche des Betrachters Einfluß nehmen.
Gruber nutzt farbpsychologische Erkenntnisse und die Wirkung perspektivischer Bild-/Raumgestaltung, unterstützt durch die perfekt dazu abgestimmten Kostüme von José Manuel Vazquez.
Der optische Eindruck - parallel oder bewußt in Spannung zur Musik - ist ebenso anstrengend wie faszinierend.
(Anstrengend vor allem dann, wenn - wie manchmal im ersten Teil - die Personenregie zu kurz greift und das Bühnenbild sich zu verselbständigen scheint).

Foto: DORTMUND/Macbeth

Der Mord an König Duncan etwa wird durch einen überdimensionalen Dolch, der in einen schwarzen, sargähnlichen Kasten eindringt angedeutet. Ein magischer Moment, der an undurchsichtige Zaubervorstellungen erinnert.
Die drei Hexen haben etwas von den Grauen Herren aus M. Endes 'Momo'. Aus ihnen spricht der Geist des 'bösen' Kapitalismus; sie profitieren vom menschlichen Streben nach Besitz und Macht, welches sie anstacheln. Das nimmt der Handlung das 'Esoterische': Es geht hier um innerweltliche, überzeitliche, menschliche Abgründe.

Foto: DORTMUND/Macbeth

Alexander Rumpf und dem Philharmonischen Orchester Dortmund gelang eine eindrucksvolle Interpretation der abwechslungsreichen Partitur. Beim ersten Hören mag es schwerfallen, Melodien zu memorieren bzw. sich wandelnde Themen einzelner Figuren zu verfolgen. Der optische und akkustische Eindruck fügt sich zu einem eher 'abstrakten' Kunstwerk, dem man sich durch Einfühlung nähern kann.
Die Solisten - herausragend Sonja Borowski-Tudor als Lady Macbeth und Hannu Niemelä als Macbeth - vermochten die von Bloch intendierte innere Entwicklung sängerisch und schauspielerisch überzeugend zu gestalten.
Doch sind nicht nur die Figuren einer Veränderung unterworfen, sondern sogar das Ölgemälde aus der Wohnung der Macbeths: In der ersten Szene wähnt der Betrachter in dem Waldstück einen röhrenden Hirschen und assoziiert harmlosen Kitsch; in der letzten Szene entpuppt sich eben dieses Gemälde als die finale Bedrohung, nämlich der näherrückende Wald von Birnam.



FAZIT:

Kein Opernabend, der entspannende Unterhaltung bietet. Dafür eine lohnende Erfahrung für den Zuschauer, der sich einem eher 'abstrakten' Gesamtkunstwerk öffnen möchte.

Logo: Theater Dortmund

Musikalische Leitung
Alexander Rumpf

Regie
John Dew

Bühnenbild
Thomas Gruber

Kostüme
José Manuel Vazquez

Chor
Granville Walker

Solisten

Macbeth
Hannu Niemelä

Lady Macbeth
Sonja Borowski-Tudor

Macduff
Karl-Heinz Lehner

Lady Macduff
Jill-Maria Marsden

deren Sohn
Jordi Molina

Banquo
Thomas de Vries

König Duncan
Norbert Schmittberg

Malcolm, sein Sohn
Fredric Hellgren

Lennox
Sven Ehrke

Erste Hexe
Marisol Montalvo

Zweite Hexe
Vera Fischer

Dritte Hexe
Susan Benkin

Ein Pförtner
Thomas Mehnert

Ein Alter
Michael Schmidberger

Ein Diener
Thomas Günzler

Ein Mörder
Thomas Günzler



Chor
des Theater Dortmund

Statisterie des
Theater Dortmund

Das Philharmonische Orchester
Dortmund




Weitere Aufführungen

Dezember '98: 13.
Januar '99: 8., 22.
März '99: 19.

Termine ab April liegen uns nicht vor.
Änderungen vorbehalten.






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