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La fille mal gardée

Ballett von Ralf Rossa
Musik von Ferdinand Herold; bearb. von John Lanchberry

Premiere am 16.11.96 im Theater Dortmund

Besetzung
Rezension
Weitere Aufführungen
Fotos

Von Petra Kuhnau



Besetzung

Musikalische Leitung: David Heusel
Choreographie: Ralf Rossa
Bühne: Heinz Balthes
Kostüme: José Manuel Vazquez

Christine Le Gallou		Lise
Marc Hoskins			Alain
Bogdan Cholewa 			Colas
Kristin Josefiak		Dorfschlampe
Henry Rushing			Witwe Simone
...
Ballett des Theater Dortmund
Philharmonisches Orchester Dortmund



Wahnwitz mit Wahnsinnstempo
... ein 'Heimatabend' der unbekannten Art

Sie sehen einen riesigen Plüschhahn, schwarz, und ein ebensolches Plüschhuhn, weiß, einen Yeti, einen der Wildecker Herzbuben, lila-weiße Kühe und einen Alm-Öhi mit Sonnenbrille... Nein! Sie haben sich nicht durch die TV-Werbung gezappt. Sie sitzen im Theater Dortmund in der Ballettpantomime Die schlecht behütete Tochter und haben eigentlich eine sehr ästhetische, wenn auch etwas langweilige Version des Ballets La fille mal gardée von Jean Dauberval (Uraufführung 1789) erwartet.

Statt dessen finden Sie sich wieder in einem atemberaubenden Feuerwerk von Gags, einer prallen und derben, aber niemals niveaulosen Sexkomödie, die als postmodernes, aus allen Teilen unserer Fernsehwelt zusammengesetztes Kaleidoskop daherkommt und kulturkritisch das schrille bis skurrile Alpentouristenbild der Volksmusiksendungen aufs Korn nimmt. Denn hier hängt der Himmel nicht nur voller Geigen, sondern vor allem voller Engel, während die irdischen Handlungsträger in Neon-Trachtenkostümen, die im Dunkeln besonders schön leuchten (Kostüme: José Manuel Vazquez), sich durch eine mit raffinierten Schiebe- und Klappeffekten ausgestattete bunte Bauernhof- und Alpenkulisse bewegen (Bühnenbild: Heinz Balthes).

Die Geschichte - Witwe Simones Tochter Lise soll den reichen, aber blöden Alain heiraten, liebt jedoch Colas, während Alain Geschmack an der Dorfschlampe findet (Christine Le Gallou, Marc Hoskins, Bogdan Cholewa und Kristin Josefiak bilden ein furioses Quartett!) - läuft nach dem bekannten Strickmuster ungezählter Paar-Komödien ab und wird, ausgehend von der traditionellen Vorlage, bis an alle Grenzen ausgereizt. So wird der berühmte Holzschuhtanz der Witwe Simone zwar auch hier von einem Mann getanzt (der nach seiner tragischen Rolle im Feuervogel nun umwerfend komische Henry Rushing), allerdings mit paillettenbesetzen Stepschuhen vorgeführt, was einen Chorus-Line-Auftritt mit entsprechender Broadway-Leuchtreklame und aus dem nichts auftauchenden Zylindern für das Ensemble nach sich zieht.

Mit dieser Inszenierung haben der Ballettdirektor Ralf Rossa und seine Tänzerinnen und Tänzer, die ausnahmslos ausgezeichnete pantomimische und tänzerische Leistungen bieten, ihrer Lust am grenzenlosen Spiel der Phantasie nachgegeben und dabei auch vor der Parodie des klassischen Balletts nicht halt gemacht, wenn der Solotänzer den Schlußakkord für seine Pose beim Dirigenten persönlich und lautstark einfordern muß oder die Solotänzerin in einer klassischen Position von ihrem Partner stehen gelassen wird, weil der sich im Durcheinander der Arme und Beine nicht mehr auskennt.

Leicht ist das Leben aber auch für den Dirigenten (David Heusel) nicht, der - vom Maschinengewehr eines Jägers bedroht - schnell und hörbar die Kontrolle über das Orchester verliert und genötigt ist, die weiße Fahne zu schwenken.

Nicht nur an dieser Stelle keimt wohl im Publikum der Wunsch auf, am liebsten selbst auf der Bühne mitzumachen - auch der hautnahe Kontakt mit dem Ensemble, das sich beim ersten Szenenwechsel laut fluchend im Zuschauerraum verläuft, elektrisiert die Anwesenden geradezu.

Szenenapplaus begleitet dann den weiteren Abend ebenso wie atemloses Lachen. Gefesselt vom Wahnsinnstempo der übersteuerten Gags entlädt sich die Spannung des Publikums schließlich in einem grandiosen Schlußapplaus mit standig ovations für alle Beteiligten.




Weitere Aufführungen

November: 27. , 29., 30. (jeweils um 19.30 Uhr)
Dezember: 7., 14., 18., 20. (jeweils um 19.30 Uhr)



Fotos



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