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Madama Butterfly



Text von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa
Musik von Giacomo Puccini

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

1. Premiere an der Oper Bonn
am 2. November 1997

Von Heike Schumacher / Fotos von Thilo Beu




Madame Butterfly liebte, sang und starb meisterlich

Bonn hatte zur Premiere geladen und es wurde ein Festwerk der erlesenen Art. Die Chinesin Xiu-Wei Sun zog alle in ihren Bann, das Bühnenbild von Heinz Hauser verzauberte und blieb dennoch sachlich, Kostüme und Licht waren perfekt abgestimmt, so dass David Mouchtar-Samorai eine wunderbare Inszenierung vorweisen konnte.

"Ich will das Publikum weinen machen", so Puccini als Absicht seiner Oper im Gespräch mit den Librettisten. Das Publikum soll "über die Seele dieser armen Kreatur trauern" (Kimiyo Powils-Okano im Programmheft zur Bonner Aufführung Seite 57). Diese Wirkung erzielte Mouchtar-Samorais Inszenierung in Grösse und Schlichtheit.

Er zog die richtigen Register, rührte an, ohne sentimental zu werden, stattete aus, ohne in kitschiges Japan-Dekor zu verfallen und führte Sänger und Tänzer schauspielerisch gekonnt.

Foto: BONN/Madame Butterfly Einige pantomimische Neueinfälle verdeutlichten die musikalischen Inhalte. So erfand er einen "Maestro di Scena" im weissen Panamaanzug, der arrangierte und darstellend kommentierte. Ebenso gestaltete er den Übergang zwischen zweiten und drittem Akt bei offenem Vorhang als Ahnungstraum der jungen Japanerin, die die Liebkosungen ihres geliebten Pinkerton plötzlich als "Paarungsritual" bei allen amerikanischen Pärchen wiederzufinden glaubt. In diese Reihe der erklärenden Tänze gehören auch die Tänze der Diener, die z.B. dem Konsul immer wieder Mantel und Hut aufzwingen wollen und die damit Butterflys inneres Widerstreben zeigen. Hier wurde Tanz und Pantomime klärend und sparsam zur Handlung hinzugefügt. Einziger kleiner Kritikpunkt war das Ersetzen aller Möbelstücke durch die Diener, was doch unfreiwillig komische Effekte bot.

Foto: BONN/Madame Butterfly Das Bühnenbild von Heinz Hauser bot genau die gelungene Mischung von Schlichtheit und Abwechslung, die zu den Sängern hinführt, sie unterstützt, aber nicht gegen sie arbeitet.

Im zunächst als Bildausschnitt aufgespannten schwarzen Bühnenraum befinden sich wenige Requisiten, die die Hügel Nagasakis andeuten. Schwarz - rot -weiss, die Farben des japanischen Theaters, bestimmen die Bühne. Alle weitere Farbigkeit schafft das Licht, hervorragend komponiert von Thomas Roscher. Darüber schweben ein roter angedeuteter Frauenkörper, ein schwarzes Dreieck und ein weisses, in die Bühne fallendes Quadrat, Symbole der drei Figuren oder Themen der Oper: die liebende Frau, der aggressive, weil bedenkenlos-zerstörende Mann, die aus der geraden Ordnung geratene kleine Welt der jungen Japanerin - oder vielleicht auch Symbol für das unschuldige Kind, das dieser Verbindung entspringt? Die Inszenierung lädt zum Deuten ein, sie hat es aber nicht nötig gedeutet zu werden, denn sie ist solchermassen spannungsgeladen, dass man nicht anders kann, als hingerissen zu lauschen oder ergriffen zu trauern.

Foto: BONN/Madame Butterfly Und dies ist in erster Linie das Verdienst der Darstellerin der Madama Butterfly, Xiu-Wei Sun. Sie meisterte die riesige Partie bravourös, überzeugte in allen Registern. Mühelos überstrahlte ihr glänzender Sopran Partner und Orchester, um dann im Pianissimo alle Zuhörer so zu fesseln, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Diese gesanglich einmalige Leistung paarte sich mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz und schauspielerischem Können. Sie verkörpert das kindlich-naive Mädchen des ersten Aktes ebenso wie die zur tragischen Grösse entwickelte Frau und Mutter des letzten Aktes.

Bruce Rankin als Pinkerton kann sich zwar im schauspielerischen Können mit ihr messen, lässt aber gesanglich einiges vermissen. Er bleibt in den dramatischen Ausbrüchen des letzten Aktes farblos und kann sich zu Beginn nicht gut gegen das Orchester durchsetzen. Dass dies nicht an der Lautstärke des Orchesters liegt, zeigt dann Heikki Kilpeläinen als Sharpless, der souverän sang und agierte. Susanne Blattert als Suzuki erhielt zu Recht begeisterten Applaus, denn auch sie bot stimmlich und schauspielerisch Exzellentes. Ein eilfertiger Heiratsvermittler Goro, hellwach und sicher in der Stimmführung, rundete den guten Gesangseindruck dieser Aufführung ab.

Ballett, Chor und Statisten bis hin zum kleinen Darsteller des Kindes zeigten, dass gute Oper auch Schauspiel sein kann und dennoch nicht die Sänger in den Hintergrund drängt.

Marc Soustrot präsentierte ein Orchester der Spitzenklasse, diszipliniert und dennoch weich und biegsam, dann plötzlich zu immenser Klangfülle anwachsend, die die Opernräume zu sprengen schien. Musikalische Leidenschaft ebenso wie behutsame Zartheit am Schluss des zweiten Aktes zeigten die Wandlungsfähigkeit des Orchesters unter einer so hervorragenden Führung.


FAZIT:

Einfach hervorragend !

Logo: Oper Bonn

Musikalische Leitung
Marc Soustrot

Inszenierung
Davis Mouchtar-Samorai

Bühne
Heinz Hauser

Kostüme
Urte Eicker

Choreinstudierung
Sibylle Wagner

Licht
Thomas Roscher

Dramaturgie
Dietmar Schwarz

Choreographie
Anna Karger


Solisten

Cio-Cio-San, genannt Butterfly
Xiu-Wei Sun

Suzuki, Cio-Cio Sans Dienerin
Susanne Blattert

Kate Pinkerton
Susann Végh

B.F.Pinkerton
Bruce Rankin

Sharpless, Konsul der Vereinigten
Staaten von Amerika in Nagasaki
Heikki Kilpeläinen

Goro, Heiratsvermittler
Erik Biegel

Der Fürst Yamadori
Axel Mendrok

Onkel Bonze
Michael Eder

Yakusidé, Onkel Cio-Cio Sans
Guido Scheer

Der Kasierliche Kommissar
Pieris Zarmas

Der Standesbeamte
Kamen Todorov

Die Mutter Cio-Cio Sans
Gisela Berg

Die Tante
Liesel Abels

Die Kusine
Edeltraut Kahn

Das Kind
Leonardo Mockridge

Maestro di Scena
Wolfgang Rüter

Tänzer
Mario Alfonso
Davide Camplani
Josef Eder
Lino Ruggiero


Chor der Oper der
Bundesstadt Bonn

Orchester der
Beethovenhalle Bonn





Weitere Aufführungen

November '97: 16. (2. Premiere, 16.00 Uhr)
7., 12., 22., 21., 26., 30.
Dezember '97: 6., 11., 27., 15., 20.
Januar '98: 2., 13., 15., 20.
Februar '98: 14., 27., 15., 20.
März '98: 26., 15., 20.
April '98: 11., 18., 24., 15., 20.
Mai '98: 2., 17., 15., 20.
Juni '98: 13., 26., 15., 20.





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