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FalstaffKomische Oper in drei AktenText von Arrigo Boito Deutsch von Hans Swarowsky Musik von Giuseppe Verdi
Premiere an der Oper Bonn Hier wird auch der Zuschauer gefopptEine Komödie unter Besserverdienenden"Falstaff" knüpft beinahe nahtlos an die jüngste Bonner Inszenierung von Mozarts "Figaro", in Szene gesetzt von Andras Fricsay Kali Son, an: Hier wie da erwarten uns moderne junge Menschen, die offensichtlich der Klasse der Besserverdienenden angehören. Die Damen der Gesellschaft treffen sich im Club zu fröhlichem Federballspiel. Eine Welt voller sonnengebräunter Menschen tut sich auf, ein kollektiver Freizeitpark. Lediglich die heruntergekommenen Diener Falstaffs passen da nicht hinein. Falstaff selbst ist trotz monetärer Nöte ein Mann voller Würde - ganz abwegig sind seine Hoffnungen auf amouröse Abenteuer mit zusätzlichem pekuniären Nutzen nicht. Das Bonner Ensemble kann sich sehen lassen: Victor Braun in der Titelrolle macht eine ebenso gute Figur wie die höchst attraktive Damenriege (Anja Vincken als Alice, Susann Végh als Meg Page und Leandra Overmann als Mrs. Quickley), und mit Ann-Christine Larsson (Nanetta) und Florian Mock (Fenton) gesellt sich ein wirklich jugendliches Liebespaar dazu. Entsprechendes gilt für die Herren - wann hat man zuletzt eine Inszenierung gesehen, bei der optisch alles so gut "paßte"? Die Personenregie ist dezent, aber sorgfältig. Regisseur Manfred Beilharz, auch Intendant der Bonner Theater, ist nicht auf oberflächlichen Klamauk aus. Die Ensembleszenen sind sorgfältig arrangiert; so stehen im zweiten Bild die Damen auf der einen, die Herren auf der anderen Seite des Badmintonnetzes, während Fenton (sozusagen zwischen die Fronten geraten) auf den Schiedsrichterstuhl klettert. Die Beziehungen zwischen den Akteuren ist sorgfältig herausgearbeitet, aber nicht überzogen dargestellt - das scheint typisch für den neuen Stil, der seit Beginn der Intendanz von Beilharz an der Bonner Oper zu spüren ist. Damen, sportlich: (von links) Mrs. Quickley (Leandra Overmann), Mrs. Ford (Anja Vincken), Nanetta (Ann-Christin Larsson) und Mrs. Meg Page (Susann Végh) schmieden männerfeindliche Pläne Daß es dennoch kein ganz großer Opernabend wurde, liegt vornehmlich an der musikalischen Umsetzung. Zwar sind alle Rollen gut, wenn auch nicht überragend besetzt, aber es fehlt der letzte Pfiff. Lothar Königs leitet das Orchester mit Übersicht und hält auch die komplizierten Ensembles tapfer zusammen, aber vieles bleibt zu sehr an der Oberfläche: Manchmal eine Spur zu laut und meistens zu direkt fehlt der Musik das Brodelnde. Vieles könnte leichter und federnder genommen werden, aber Königs interpretiert die Musik relativ statisch. Die Sänger haben Mühe, vom Parlando auf ariose Momente umzuschalten. Victor Braun ist meisterlich in den leisen Stellen, aber ihm fehlt das Volumen, um seine stattliche Erscheinung auch musikalisch adäquat umzusetzen. Der Monolog über die Ehre, der auf unheimliche Weise verwandt ist mit Jagos "Credo" im "Otello", bleibt dadurch blaß. Die Schlußfuge allerdings geriet brilliant, auch vom Orchester her - "alles Gefoppte", die da im Publikum sitzen, lassen sich in solcher Virtuosität gerne beschimpfen.
Nicht die ganz große Kunst, aber man wird allemal ansehnlich gefoppt.
Themse in Gedärm: Falstaff trocknet |
Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreinstudierung
Solisten
Falstaff
Ford
Mrs. Alice Ford
Nanetta
Mrs Meg Pageo
Mrs. Quickley
Fenton
Dr. Cajus
Bardolph
Pistol
Orchester der
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