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Der Kaukasische Kreidekreis

Choreographisches Theater von Pavel Mikulástik
nach dem gleichnamigen Stück von Bertolt Brecht



Premiere am 23. November 1997
im Opernhaus der Stadt Bonn

Von Ruth Schmüdderich / Fotos von Thilo Beu





Von der Handlung des "Kreidekreises" hat man zumeist nur den Schluß im Gedächnis, doch nicht, was dem vorraus geht: Bei einem Aufstand im Kaukasus flieht Natella, die Frau des hingerichteten Gouverneurs, ohne ihr Kind Michel mitzunehmen. Das Küchenmädchen Grusche nimmt sich dessen wiederwillig an.

Mit Mühe schlägt sie sich mit dem Kind durch. Um ihre und die Existenz des Kindes zu sichern, heiratet sie einen angeblich sehr kranken Bauern. Dieser stellt sich aber nur krank, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen, wie nach dem Aufstand herauskommt. Nachdem alle Unruhen vorbei sind, kommt die Frau des Gouverneurs zurück und verlangt das Kind von Grusche wieder. Doch das Küchenmädchen weigert sich Michel herzugeben. Der Fall kommt vor einen Richter. Dieser malt einen Kreis auf den Boden, und sagt, daß die wahre Mutter im Wettstreit schon fähig sei, das Kind aus dem Kreis zu sich zu ziehen.

Natella zerrt das Kind mit aller Gewalt zu ihrer Seite, während Grusche los läßt, um Michel nicht weh zu tun. Der Richter spricht Grusche daraufhin das Kind zu, weil jetzt bewiesen ist, daß ihr das Kind wirklich am Herzen liegt.

Mikulástik malt die Handlung weiter aus und fügt verschiedene Details hinzu. Die Handlung läßt sich dabei sehr gut verfolgen, selbst kleinste Einzelheiten sind einfach zu erkennen. Auf diese Weise bringt Mikulástik dem Zuschauer das Geschehen sehr nahe.

Wie schon in vergangenen Produktionen des Choreographischen Theaters ist das Bühnengeschehen sehr bewegt, doch trotzdem überfordert es den Zuschauer nicht. So entwickelt sich beispielsweise das Bühnenbild langsam: Vor Beginn des Stückes kann weit bis auf die Hinterbühne geschaut werden, erst mit Beginn des Stückes kommen dann die Prospekte vom Schnürboden.

Besonders originell, ist die Gestaltung der Bauernstube von Grusches Bruder, die unvermittelt aus den Tiefen der Unterbühne kommt. Das Mobiliar der Stube ist mit sehr eigenwilliger Bauernmalerei verziert. Selbst die Kuh, die in einer Ecke steht, scheint dem gleichen Maler zum Oper gefallen zu sein.

Die Kostüme der Agierenden stehen der einfallsreichen Ausstattung um nichts nach. Sehr geschickt korrespondieren dabei die Kostüme mit den Charakteren und den Situationen: Kleider schlichter Eleganz für die Herrscherin oder nur einfache Unterwäsche für die am Existenzminimum lebende Grusche.

Ebenso stehen Figuren, Musik und Thematik in enger Verbindung. Die Band, die in einem kleinen Orchestergraben untergebracht ist, spielt jeweils zum Bühnengeschehen sehr passende Musik. Dabei stehen Bewegung und Musik in direktem Zusammenhang.

Die Choreographie selbst fällt durch ihren sehr temporeichen und flüssigen Ablauf auf. Die ausgeführten Bewegungen sind sehr verschiedenartig und teilweise ausgefallen, doch sie charakterisieren die handelnden Figuren hervorragend, zudem sind sie noch optisch ein Genuß.

Es finden sich in der Choreographie so viele einfallsreiche und witzige Ideen, daß es müßig wäre, einzelne Beispiele aufzuzählen. Auf der Bühne entstehen so eindrucksvolle Bilder, die noch durch Lichteffekte oder Gestaltung der Bühne unterstützt werden.

Die durchweg sehr gute Leistung des Ensemble trug das ihrige zu der Wirkung der Choreographie bei. Die präziese ausgeführten Bewegungsabläufe fielen gerade bei den Ensembles ins Auge. Hervorgehoben sei die Hauptdarstellerin, Manuela Burkard, die durch eine einfühlsame Verkörperung des Küchenmädchens Grusche, neben ihrer tänzerischen Leistung glänzte. Am Schluß wurde sie auch mit entsprechend viel Applaus bedacht.

Ungeteilter Beifall belohnte das Ensemble am Ende des Stückes, teilweise tosenden Applaus ernteten die Solisten. Begeistert wurde für den Choreographen geklatscht.



FAZIT:

Sehr sehnswert, nicht nur für Brecht-Fans!

Logo: Oper Bonn

Regie und Choreographie
Pavel Mikulástik

Musik
Tine Seebohm,
Roman Beilharz,
Andreas Debatin,
Thomas Gier

Bühne
Frank Chamier, Brigitte Eder

Kostüme
Sabine Schnetz

Licht
Jürgen Zoch

Dramaturgie
Rainald Endraß


Solisten

Grusche Vachnadze
Manuela Burkard

Simon Chachava, ein Soldat
Karel Vanek

Georgi Abaschwili, der Gouverneur
Miguel Angel Zermeno

Natella, seine Frau
Eva Cerná

Michel, der Sohn
Hubertus zu Solms-Sieglin

Lavrenti Vachnadze, Grusches Bruder
Ladislav Rajn

Aniko, seine Frau
Claudia Gnutzmann

Azdak, der Dorfschreiber
Martin Schnurr




Foto: Bonn/Der Kaukasische Kreidekreis


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