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Die ZauberflöteOper in zwei Aufzügen Libretto von Emanuel Schikaneder Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (Aufführung in deutscher Sprache mit niederländischen Übertiteln)
Wiederaufnahme von De Nederlandse Opera Amsterdam
Von
Koert Braches / Fotos von
Marco Borggreve und "Ruthwalz"
Verspielt... und manchmal bezaubernd schön!Als 1995 die Neuinszenierung der Zauberflöte von De Nederlandse Opera, deren Wiederaufnahme
hier rezensiert wird, zur Aufführung gelangte, ging eine Welle der Unzufriedenheit durch die
niederländische Medienlandschaft. Die Zusammenarbeit mit dem niederländischen bildenden
Künstler Karel Appel mache aus dem ehrwürdigen Musiktheaterspiel eine Soap-opera in der die
Musik hinter dem Bühnenbild zurückbleiben würde.
Dabei wird, im Gegensatz zu manch' andere Operninszenierung, nicht das aus dem Auge verloren, was Die Zauberflöte auch beinhaltet: Die Initiierung zweier Menschen, die in ihrer Anlehnung an die Freimaurersymbolik die ernste und auch "gesellschaftskritische" Komponente der Oper darstellt. Zwar wurde manche weniger logische Bühnendarstellung bestimmter Szenen gewählt, sie beeinträchtigen immerhin nicht die Wirkung der eigentlichen Erzählung, des inhaltlichen Zusammenhangs der Oper.
Foto 1:
Ein neugeträumter Traum dieser Oper wollten die Verantwortlichen schildern. "Ein sinnliches Fest von Licht und Farbe", wie es in der hauseigenen Opernzeitschrift "Odeon" heißt. Die Traumbilder schwanken zwischen Humor (Papageno mit mehreren tanzenden, hüpfenden und gar fliegenden Menschen in Vogelgestalt, die drei Knaben im Spielzeugflugzeug) und Ernst (strenge Geometrie der verschiedenen Tempelbereiche) mit manchmal alptraumhaften Einlagen (der dunkle Machtbereich Monostatos' und die giftige Farbenpracht der Königin der Nacht.) Wenn auch das Bühnenbild ein einprägsames Grundgerüst der Handlung gibt, war die Leistung der Regie, zumindest in dieser Premierenaufführung der Wiederaufnahme der Zauberflöte, nicht immer klar erkennbar. Der albern rumtänzelnde Monostatos, der auch stimmlich viel zu wünschen übrigließ, machte leider sehr deutlich, daß eine gute Personenführung nicht nur äußerst wichtig, sondern in einer solchen beweglichen Oper gar entscheidend ist für die Funktion der Erzählung. Auch vereinzelte Personenregieentscheidungen bei den anderen Darstellern waren manchmal unklar oder in einigen Fällen leider auch etwas verwirrend. Dieser Verwirrung fiel leider auch die äußerst dramatische Szene zum Opfer, in der Pamina sich selbst mit dem Messer, mit dem Sie Sarastro töten soll, erstechen will. Mag auch das Problem des Messerselbstmordes auf der Bühne für Regisseure immer wieder zu Probleme führen, hier stand die dramatische Ausarbeitung in zu krassem Gegensatz zu der von Christine Schäfer als Pamina musikalisch gut dargestellten Verzweiflung. Insgesamt hob die musikalische Dramatik, einige Ausnahmen (darunter der Erstauftritt der Königin der Nacht, in der Musik und Regie zu gleichen Teilen zu einer unheimlichen Spannung in der Szene führten), dargelassen, die unklaren Szenen oft trotzdem auf einen hohen Plan.
Foto 2:
Die gutbesetzte Rolle der Königin der Nacht war die Mary Dunleavy's, die bereits in den
Aufführungen von 1995 in dieser Rolle für Aufsehen und ein sehr positives Echo sorgte. Zwar
war die Arie "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen" in dieser Aufführung insgesamt eine Spur
zu hoch(!) gesungen, ihre eindrucksvolle Stimme und Präsenz in den vorangegangen und
darauffolgenden Beiträgen war durchweg als gut zu bezeichnen.
Enttäuschend war der Beitrag von Gordon Gietz als Tamino, der einen nicht sehr deutlichen Eindruck hinterließ. Stimmlich und schauspielerisch blieb die Person des Prinzen leider blaß, was nicht verwunderlich ist, wenn der Gegenspieler Papageno von Andreas Schmidt mit souveräner Darstellung und einer gut verständlichen und sehr wendigen und kräftigen Stimme gesungen wurde. Matthias Hölle als Sarastro (siehe Foto) verfügte zwar über einen geeigneten Baß für die tiefen Töne die der Rolle des Weisheitstempelleiters eigen sind, in der Anlehnung an der Aufführungstechnik früherer Darsteller dieser Rolle, die er gesucht zu haben schien, fand er letzendlich nicht die für seine Stimme geeignete Lösung.
Foto 3:
Die Darstellung der drei Knaben war mit den drei Sängern aus dem Tölzer Knabenchor eine sehr glückliche Wahl, wie auch die Besetzung der drei Damen. Stimmlich angeschlagen und überfordert war eindeutig Alexander Oliver in seiner Rolle als Monostatos. Der Tenor, der vor allem in früheren Aufführungen von De Nederlandse Opera, wie die drei Monteverdi-Opern, einen sehr starken Eindruck machte, mußte jetzt mit gewollt witzigem Getänzel und verstellter Stimme über die trotzdem unverkennbare schlechte Qualität seiner stimmlichen Leistung hinwegtäuschen. Das Niederländische Kammerorchester leistete unter der Leitung des amtierenden Chefdirigenten der Oper Hartmut Haenchen (der in der neuen Saison als Chefdirigent zugunsten von Edo de Waart zurücktreten wird, dem Opernhaus allerdings als erster Gastdirigent erhalten bleibt) einen schönen Beitrag zur Lebendigkeit der Aufführung. Durch spritzige Tempi und ausgewogene Dynamik wurde die sängerische Leistung einerseits in die richtigen Wege geleitet und andrerseits zu viel Schwung.
Regisseur, Bühnenbildner und Dirigent haben in guter Zusammenarbeit mit Sängern und Tänzern ein Traumbild verwirklicht, daß nicht als Selbstdarstellung eines bildenden Künstlers sondern als Verwirklichung einer integeren Neubelebung eines alten Konzepts gewertet werden darf. |
Musikalische
Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Choreographie
Kostüme
Choreinstudierung
Licht
Dramaturgie
Tamino
Sprecher
Erster Priester
Zweiter Priester
Königin der Nacht
Pamina, ihre Tochter
Erste Dame
Zweite Dame
Dritte Dame
Erster Knabe
Zweiter Knabe
Dritter Knabe
altes Weib
Papageno
Monostatos, ein Mohr
Erster geharnischter Mann
Zweiter geharnischter Mann
Erster Sklave
Zweiter Sklave
Dritter Sklave
Chor
Orchester
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