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Freiburger Barockorchester
Eine musikalische DeutschlandReise

Station Rastatt:
Werke von Johann Caspar Ferdinand Fischer



30. Oktober 2022, Ahnensaal des Residenzschlosses Raststt
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Freiburger Barockorchester
(Homepage)
Musik vom komponierenden Mitbürger aus der Barockzeit

von Christoph Wurzel / Fotos von Seehund Media und Christoph Wurzel

Im Freiburger Barockorchester entstand eine gute Idee. Wenn wir regelmäßig zwischen Freiburg und Berlin zu unseren Abonnementskonzerten pendeln, fahren wir an einer ganzen Reihe von ehemaligen Fürstenresidenzen vorbei, an denen im Barockzeitalter das Musikleben blühte; Hinterlassenschaften des feudalen Absolutismus, mit all seinen historischen Schattenseiten, aber eben auch einem reichen Erbe an musikalischen Kostbarkeiten. Was liegt näher, als dass sich ein erklärtes Ensembles für barocke Orchestermusik dieser Schätze annimmt, zumal vieles von dieser Musik immer noch zu wenig bekannt ist. So entstand das Konzept einer musikhistorischen Entdeckungstour, der "DeutschlandReise" des Freiburger Barockorchesters. Unterstützt vom Förderprogramm Neustart Kultur der Bundesregierung gaben die Musikerinnen und Musiker des FBO in abwechselnden Besetzungen an sieben Stationen barocker Musikkultur Konzerte mit Musik von dort wirkenden oder mit den betreffenden Residenzen besonders verbundenen Komponisten. In Potsdam waren es natürlich Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, in Frankfurt Georg Philipp Telemann oder in Mannheim Carl Stamitz und Wolfgang Amadeus Mozart - Namen, zu denen nichts mehr gesagt werden muss. Aber wer hat schon einmal Musik von Pietro Antonio Chelleri gehört, der für den Kasseler Hof komponierte, oder von Anton Filtz, der am Hof des Fürstabts in Fulda wirkte, oder Daniel Eberlin in Eisenach?

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Residenzschloss Rastatt (Foto: Christoph Wurzel)

Für den badischen Markkgrafen wirkte Johann Caspar Ferdinand Fischer über vierzig Jahre als Hofkapellmeister und -komponist. Der aus Böhmen stammende Fischer (geboren 1656) kam einige Jahre nach der Fertigstellung der Rastatter Residenz, einem der ersten vollendeten Barockschlösser in den deutschen Landen, 1715 an den markgräflichen Hof nach Rastatt und gehört ebenfalls zu jenen Unbekannten, deren Musik wesentlich größere Bekanntheit verdient. Wahrlich kein Kleinmeister, sondern geschult am französischen Stil der Ballettsuite eines Jean-Baptiste Lully, ein Komponist eleganter, farbiger und im besten Sinne unterhaltsamer Musik, die das FBO im passenden Ambiente des prunkvollen Ahnensaals des Rastatter Schlosses präsentierte.

Vier der acht Suiten aus der Sammlung Le Journal du Printemps, Fischers bereits 1695 gedrucktem opus 1, erklangen in dem rund einstündigen Konzert. In dieser Auswahl kam die Vielfalt und der Ideenreichtum von Fischers Musik auf's Schönste zum Ausdruck. Die Suiten beginnen jeweils mit repräsentativen Ouvertüren, die Nr. 1 und Nr. 8 auch unter Einsatz von 2 Clarini, diesen speziell hohen Barocktrompeten, deren herrschaftlicher Glanz sich im Ambiente des Rastatter Prunksaals in ganz besonderer Weise entfaltete. Fischers Suiten zeichnen sich durch große Originalität aus, sind fern ab jeder Routine komponiert. In Nr. 8 in C-Dur folgt nach der Ouvertüre und einem feierliches Entrée eine kurze Canaries, ein kleines Vogelkonzert, bei dem die Oboen des FBO sich ein apartes Terzett boten. Eindrucksvoll auch das Spiel mit dem Echo in einem kurzen Satz dieser Suite. Im Marche, dem 2. Satz der C-Dur-Suite Nr. 1 spielt Fischer mit dem Überraschungeffekt des plötzlichen Wechsels von laut und leise, als wollte er das vorsichtige Anschleichen von Soldaten klanglich darstellen. Attacca folgt dann die angriffslustige Air des compattans mit Trommel und Tambourin - Details sicherlich als Reflex der permanenten Kriege in den Zeiten des Absolutismus.

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Mitglieder des Freiburger Barockorchesters bei ihrem Konzert in der Barockresidenz Rastatt (Foto: Seehund Media

Auch für die finalen Sätze seiner Suiten hat Fischer sich Besonderheiten ausgedacht. Eine höchst differenziert ausgeführte Passacaille für die 4. Suite und die prächtige Chaconne der 1. Suite. Die Musikerinnen und Musiker des FBO widmeten sich diesen Trouvaillen mit sichtlich großer Spielfreude. Mit stupender Virtuosität spielte David Blunden zwei Ausschnitte aus Fischers in Rastatt komponiertem Musicalischen Parnassus, einer Sammlung von Suiten für Cembalo, die den neun Musen gewidmet sind. Hochvirtuose Stücke, die Fischers meisterliche Beherrschung des Kontrapunkts dokumentieren.

Fazit: Ein überaus lohnender Abstecher in die ehemalige badische Residenz mit vor ca 300 Jahren dort entstandener Musik. Schade nur, dass das Publikum doch recht überschaubar blieb.




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Ausführende

Freiburger Barockorchesteri

Josep Domènech, Maike Buhrow,
Anke Nevermann (Oboe)
Jaroslav Roucek,
Karel Mnuk (Trompete)
Péter Barczi, Kathrin Tröger,
Beatrix Hülsemann, Brigitte Täubl
(Violine I)
Christa Kittel, Daniela Helm,
Éva Borhi (Violine II)
Ulrike Kaufmann, Jeannette Doree,
Werner Saller, Nadine Henrichs
(Viola)
Guido Larisch, Stefan Mühleisen
(Violoncello)
Georg Schuppe (Violone)
Georg Tausch, Pauke
Lee Santana, Laute
David Blunden, Cembalo


Werke


Johann Caspar Ferdinand Fischer

Suite Nr. 8 C-Dur aus
Le Journal du Printemps op. 1

Präludium und Chaconne aus
der Suite Euterpe in F-Dur
aus Der Musicalische  Parnassus
für Cembalo solo

Suite Nr. 4 d-Moll aus
Le Journal du Printemps op. 1

Suite Nr. 7 g-Moll aus
Le Journal du Printemps op. 1

Passacaglia aus der Suite
Euterpe in d-Moll
aus Der Musicalische  Parnassus
für Cembalo solo

Suite Nr. 1 C-Dur aus
Le Journal du Printemps op. 1



Weitere Informationen:

Freiburger Barockorchester



Da capo al Fine

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