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Diana Damrau
Thomas Hengelbrock
Royal Concertgebouw Orchestra

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonín Dvořák

Aufführungsdauer: ca. 2h (eine Pause)

Freitag, 15. September 2017, 19.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Mozart und Dvořák

Von Thomas Molke / Fotos: © Volker Wiciok

Diana Damrau hat als Kammersängerin der Bayerischen Staatsoper nicht nur eine enge Bindung zur Staatsoper in München, sondern ist als Weltstar der Opernszene auch an der Metropolitan Opera New York und der Mailänder Scala regelmäßiger Gast. In der Philharmonie Essen begeisterte sie das Publikum im Mai 2016 mit einer konzertanten Aufführung von Donizettis Lucia di Lammermoor (siehe auch unsere Rezension) und war Pfingstsonntag 2017 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Bassbariton Nicolas Testé, in einer Gala mit Arien von Giacomo Meyerbeer zu erleben. Nun kehrt sie im Rahmen der beiden Reihen Große Stimmen und Große Orchester mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Thomas Hengelbrock in die Philharmonie zurück und stellt ein Mozart-Programm vor, das mit der 8. Sinfonie G-Dur von Antonín Dvořák verbunden wird.

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Diana Damrau

Sucht man einen Zusammenhang zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Abends lässt sich feststellen, dass ein Großteil der vorgestellten Werke in Prag zur Uraufführung gelangte. So bildet die Konzertarie "Bella mia fiamma", die Mozart 1787 für seine Gastgeberin Josepha Duschek ebendort komponiert haben soll, das Kernstück des ersten Teils. Mozart hatte sich 1777 in Salzburg mit Josepha und ihrem Gatten, dem Pianisten, Klavierpädagogen und Komponisten Franz Xaver Duschek, angefreundet und beendete im Oktober 1787 auf dem Landgut der Duscheks seine Oper Don Giovanni. Nach einer Anekdote soll Josepha Mozart in der Gartenlaube eingesperrt haben, da er sein Versprechen, eine Arie für sie zu komponieren, noch nicht eingehalten hatte, und beschlossen haben, ihn erst abreisen zu lassen, nachdem er dieses Versprechen eingelöst habe. Mozart schuf die Arie "Bella mia fiamma", soll aber gedroht haben, die Noten zu zerreißen, falls Josepha das Stück nicht fehlerfrei vortragen könne. So weit kam es zum Glück nicht. In der Arie beklagt der König Titano den Verlust seiner Geliebten Proserpina, die von Pluto in die Unterwelt entführt wurde. Leider ist die Übersetzung des Textes im Programmheft nicht nur ungenau, sondern stellenweise absolut falsch ("Ricordati di me" ist das Gegenteil von "Vergiss, dass ich gelebt"). Das beeinträchtigt Damraus Interpretation der Arie jedoch keineswegs. Mit sauberen Höhen und intensiver Interpretation macht sie die Leiden des Königs über den Verlust der Geliebten spürbar und begeistert mit perfekter Stimmführung.

Auch die beiden anderen Arien können als Glanzpunkte des Abends bezeichnet werden. Den Anfang macht die eher unbekannte Arie des Aminta aus Mozarts Il re pastore. Aminta lebt als Schäfer in der phönizischen Stadt Sidon und will seine Geliebte Elisa heiraten. Da taucht Alexander der Große auf, befreit die Stadt von dem Tyrannen Strato und will den rechtmäßigen König wieder einsetzen. Dies ist niemand anderes als Aminta, der dafür aber auch standesgemäß mit Tamiri, der Tochter des Tyrannen vermählt werden soll. In der Arie "L'amerò sarò costante" bekräftigt Aminta, dass er lieber auf den Thron als auf seine Geliebte Elisa verzichten wolle. Damrau begeistert hier mit sauber ausgesungenen Höhen und einer präzisen Stimmführung. Zum Abschluss präsentiert sie dann noch die Arie der Gräfin aus Le nozze di Figaro. Auch hier gelingt es Damrau die Traurigkeit der Gräfin überzeugend herauszuarbeiten. Dennoch lässt sie sich vom frenetischen Jubel des Publikums am Ende des ersten Teils nicht dazu verleiten, eine Zugabe zu geben.

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Thomas Hengelbrock

Das Royal Concertgebouw Orchestra eröffnet unter der Leitung von Thomas Hengelbrock den Abend mit der Ouvertüre zu der in Prag uraufgeführten Oper Don Giovanni. Auch wenn man das Gefühl hat, das Stück sehr gut zu kennen, gelingt es Hengelbrock und den Musikern, die Ouvertüre mit stellenweise ungewöhnlicher Variation der Tempi in neuem Licht erstrahlen zu lassen. Vieles klingt fremd und ungewohnt, so dass sich selbst bei dem allseits bekannten Don Giovanni Neues entdecken lässt. Bei der im Mittelteil vor der Pause präsentierten Sinfonie Nr. 32 G-Dur lässt sich kaum ein Unterschied zu einer Opern-Ouvertüre feststellen, da die einzelnen Sätze nahtlos ineinander übergehen, so dass vermutet wird, dass Mozart dieses Werk ursprünglich gar nicht als Sinfonie, sondern als Einleitung zu einer Oper komponiert habe.

Nach der Pause folgt dann Dvořáks 8. Sinfonie G-Dur, die am 2. Februar 1890 in Prag ihre Uraufführung erlebte. Der relativ freie Umgang mit alten Formmodellen führte jedoch dazu, das die Uraufführung relativ kühl aufgenommen wurde. Erst in England konnte sie später so große Erfolge feiern, dass sie im Anschluss den Titel Die Englische erhielt und Dvořák die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der University of Cambridge verliehen wurde. Für die Komposition ließ sich Dvořák von der Landschaft seines Sommersitzes in Tschechien inspirieren. Die vier Sätze kommen sehr unterschiedlich daher. Während das pastorale Hauptthema des ersten Satzes relativ ruhig von einer Flöte vorgetragen wird, folgen eruptive Steigerungen durch das ganze Orchester. Der zweite Satz, das Adagio, klingt dann sehr melancholisch, wobei sich Dur- und Moll-Tonarten hier abwechseln. Der dritte Satz beginnt mit einem walzerartigen Thema und klingt leichtfüßig und fröhlich, während der letzte Satz die gewaltige Kraft des ersten Satzes wieder aufnimmt. Hengelbrock arbeitet mit dem Royal Concertgebouw Orchestra die unterschiedlichen Stimmungen lautmalerisch heraus und präsentiert mit dieser Sinfonie einen fulminanten Abschluss des Konzertabends.

FAZIT

Diana Damrau und dem Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Thomas Hengelbrock gelingt eine großartige Verbindung zwischen zwei doch recht unterschiedlichen Komponisten.



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Ausführende

Diana Damrau, Sopran

Royal Concertgebouw Orchestra

Thomas Hengelbrock, Dirigent


Werke

Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu Don Giovanni, KV 527

"L'amerò, sarò costante"
Arie des Aminta aus Il re pastore, KV 208

"Bella mia fiamma", KV 528

Sinfonie Nr. 32 G-Dur, KV 318
Allegro spiritoso
Andante
Primo Tempo

"Dove sono i bei momenti"
Arie der Gräfin aus Le nozze di Figaro, KV 492

Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op. 88
Die Englische
Allegro con brio
Adagio
Allegro grazioso - Molto vivace
Allgra, ma non troppo

 


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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