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BOSY Pur 2
Budapest - Helsingborg - Prag

Musik von Béla Bartók, Lars-Erik Larsson und Wolfgang Amadeus Mozart

Aufführungsdauer: ca. 1h 30' (eine Pause)

Mittwoch, 14.02.2018, 20.00 Uhr
Großer Saal, Anneliese Brost Musikforum Ruhr



Bochumer Symphoniker
(Homepage)

Musikalische Reise vom Unbekannten ins Bekannte

Von Thomas Molke

In der Reihe BOSY Pur präsentieren sich die Bochumer Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Raphael Christ, der als 1. Violinist nicht nur Teil der Symphoniker ist, sondern auch seit 2011 als 1. Konzertmeister fungiert, nach kammermusikalischem Prinzip in größerem Rahmen ohne ihren Generalmusikdirektor Steven Sloane oder einen anderen Dirigenten. Im Mittelpunkt des zweiten von insgesamt drei Veranstaltungen steht die in Japan geborene Solobassistin Asako Tedoriya, die seit 2015 Mitglied der Bochumer Symphoniker ist, mit einem Werk des schwedischen Komponisten Lars-Erik Larsson, der in seinem Concertino op. 45 Nr. 11 den Kontrabass, der in den meisten Kompositionen nur zur Begleitung eingesetzt wird, ins Zentrum rückt. Eingerahmt wird dieses Stück von den eher unbekannten Rumänischen Volkstänzen des ungarischen Komponisten Béla Bartók und der berühmten Prager Symphonie von Wolfgang Amadeus Mozart.

Den Anfang machen die Rumänischen Volkstänze, die Bartók aus Begeisterung für die rumänische Folklore 1915 neben den Rumänischen Weihnachtsliedern und der Sonatine zunächst in Klavierfassungen konzipierte. Zu den Volkstänzen erstellte Bartók 1917 eine Orchesterfassung, die sich bald noch größerer Beliebtheit erfreute als die Originalversion. Zu den insgesamt sechs Volkstänzen, die auf Melodien basieren, die Bartók zwischen 1910 und 1912 in Siebenbürgen gesammelt hatte, dokumentierte er nicht nur die genaue Herkunft und Instrumentierung, sondern auch die originale Choreographie. So beschreibt der erste Tanz, Joc cu bâtă, den artistischen Solotanz eines jungen Mannes. In den frechen, wilden Klängen kann man den ausgelassenen Tanz des Burschen vor dem geistigen Auge sehen. Der zweite Tanz, Brâul, widmet sich dann einem jungen Mädchen in der Spinnkammer, vielleicht der potenziellen Braut des jungen Mannes. Auch dieser Tanz zeichnet sich durch schnelle Bögen aus, ist im Verlauf jedoch weniger ungestüm und beschreibt damit den zarten Charakter des Mädchens. Wesentlich langsamer geht es in den beiden nächsten Tänzen zu, in denen nun jeweils ein Paar zum Zuge kommt. Während im vierten Tanz ein gefälliger 3/4-Takt vorliegt, zeichnet sich der fünfte Tanz durch einen eigenwilligen Wechsel zwischen 2/4- und 3/4-Perioden aus. Hier scheinen also mehrere Paare zusammenzukommen, die erst in einen gemeinsamen Rhythmus finden müssen. Der letzte Tanz ist dann ein temperamentvoller Gruppentanz, der sich aus zwei Schnelltänzen zusammensetzt. Die jungen Männer geben zu den ausgelassen Klängen noch einmal alles, um mit Kunststücken und schwierigen Soloschritten ihre Partnerinnen zu begeistern. Den Bochumer Symphonikern gelingt es, die unterschiedlichen Klangfarben der einzelnen Tänze wunderbar herauszuarbeiten. Raphael Christ setzt dabei mit expressivem Spiel besondere Akzente.

Es folgt Lars-Erik Larssons Concertino für Kontrabass und Streichorchester. Larsson widmete sich in den 1950er Jahren einer Serie von zwölf streicherbegleiteten Concertini, die jeweils unterschiedliche Instrumente ins Zentrum rücken. Die ersten sieben Concertini sind den gebräuchlichsten Blasinstrumenten gewidmet. Das 11. Stück stellt als letzten Vertreter der Streicherfamilie den Kontrabass als Soloinstrument vor. Musikalisch beeinflussen ließ Larsson sich bei diesem Werk von Paul Hindemith. Das knapp 15 Minuten dauernde Stück besteht aus insgesamt drei Teilen. Die eröffnende Ballade enthält in der A-B-A-Form eine fließende Melodie im Mittelteil, die von zwei ruhigen Läufen in den Eckteilen eingerahmt wird. Asako Tedoriya arbeitet diese Melodie im Mittelteil gefühlvoll am Kontrabass heraus und stellt unter Beweis, dass dieses Instrument mit den tiefen Tönen auch solistisch überzeugen kann. Mit Feingefühl präsentiert sie auch die elegische Melodie im Arioso, bevor sie im Finale noch einmal das Thema des ersten Satzes mit einem lebhafteren und energischeren Charakter wieder aufgreift. Als Zugabe präsentiert Tedoriya ein virtuoses Solostück für den Kontrabass, bei dem sie erneut die Vorzüge des Instrumentes differenziert herausarbeitet.

Nach der Pause bewegt man sich mit Mozarts Prager Symphonie auf wesentlich bekannterem Terrain. Trotz ihres Titels ist fraglich, ob diese Symphonie wirklich für Prag komponiert worden ist und ob es sich bei der Aufführung am 19. Januar 1787 wirklich um die Uraufführung handelte. Ins Werkverzeichnis hatte Mozart diese Symphonie nämlich bereits am 6. Dezember 1786 eingetragen, als er die Einladung nach Prag noch gar nicht erhalten hatte. Das Finale hatte Mozart bereits im Frühjahr 1786 komponiert, vermutlich als Schlusssatz für eine andere Symphonie. Vieles erinnert in diesem Teil an seinen Figaro. Doch auch in den anderen beiden Sätzen sind deutliche Anklänge an Le nozze di Figaro und den am 29. Oktober 1787 in Prag uraufgeführten Don Giovanni zu erkennen. Die Bochumer Symphoniker arbeiten die musikalische Frische des Werkes mit feinfühligem Esprit heraus und können es bei ihrem beherzten Spiel durchaus mit den zahlreichen CD-Aufnahmen dieses Werkes aufnehmen. So gibt es am Ende verdienten Applaus für das Orchester, das sich ebenfalls mit einer kleinen, witzigen Zugabe verabschiedet.

FAZIT

Die Bochumer Symphoniker präsentieren ein abwechslungsreiches Programm, das unter anderem den Kontrabass glänzen lässt.



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Ausführende

Asako Tedoriya, Kontrabass

Bochumer Symphoniker

Raphael Christ, Solovioline und
Musikalische Leitung

 


Werke

Béla Bartók
Rumänische Volkstänze
1. Joc cu b
âtă (Stabtanz): Allegro moderato
2. Brâul (Rundtanz): Allegro
3. Pe loc (Stampftanz): Andante
4. Bucumeana (Tanz aus Bucium):
     Moderato
5. Poargă românească (Rumänische Polka):
     Allegro
6. Mărunăel (Schnelltanz): Allegro

Lars-Erik Larsson
Concertino für Kontrabass und
Streichorchester op. 45 Nr. 11
1. Ballade: Moderato
2. Arioso: Lento
3. Finale: Allegro vivace

Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonie Nr. 38 D-Dur KV 504
Prager Symphonie
1. Adagio - Allegro
2. Andante
3. Presto


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



Da capo al Fine

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