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Messiah (Der Messias)

Oratorium in 3 Teilen HWV 56
nach Texten aus dem Alten und Neuen Testament zusammengestellt von Charles Jennens
Musik von Georg Friedrich Händel HWV 56

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Am 17. Dezember 2017 im Festspielhaus Baden-Baden

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Festspielhaus Baden-Baden
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Strahlende Aura

Von Christoph Wurzel

Auf den vermeintlichen Höhepunkt von Händels Messias muss das Publikum etwa eineinhalb Stunden warten, bis endlich Chor und Orchester samt Pauken und Trompeten das Halleluja schmettern. Schneller geht's von der CD, wo das Stück als Highlight auf manchem Sampler ein einsames Dasein fristet, wenn es nicht ganz zum quäkenden Klingelton auf dem Smartphone verkommen ist - schreckliches Schicksal von allzu bekannter Musik.

Welchen Reichtum aber Händels Oratorium birgt, das erschließt sich natürlich nur bei einer Aufführung des gesamten Werks. In diesem Opus summum in Händels Schaffen vereinigt sich die ganze Breite seiner musikalischen Ausdruckskunst. Die reiche Palette der dramatischer Affektschilderungen, die wir aus Händels Opern kennen, wird im Messias noch durch eine besondere religiös-spirituelle Ausstrahlung überhöht. Und eine berührende Aufführung müsste diese Aura vermitteln. Glückhaft gelang dies bei der vorweihnachtlichen Aufführung in Baden-Baden in der Interpretation durch Robert King, der sich vor vielen Jahren mit The King's Consorts ein Instrumentalensemble und einen Chor für die historisch informierte Aufführung Alter Musik geschaffen hat.

Obwohl in kleiner Besetzung (22 Instrumentalisten, 18 Chorsängerinnen und -sänger) zauberten diese Ensembles wahre Klangwunder ins Festspielhaus. Von der einleitenden Sinfonia in ihrer vieldeutigen Harmonik über das erhaben feierliche Halleluja bis zum prachtvoll strahlenden Amen: subtile Klanggestaltung zeichnete diese Aufführung aus. Flirrende Geigen malten das Schlagen der Engelsflügel bei der Friedensverkündigung an die Hirten, hart punktierte Zweiunddreißigstel der Violinen die Geißelung Christi und ein heftiges Furioso der Streicher das  rasende Wüten der Völker in der Bassarie „Why do the nations so furiously rage together?“. Kein Detail der klanglichen Ausschmückung in der Partitur entging Robert King und das Orchester folgte seinem Dirigat mit superber Präzision. Auch ein geringfügiger Wackler der Solotrompete konnte da nicht deren  grandiosen Klang in der Bassarie „The trumpet shall sound“ trüben. Besonders eindrucksvolle Klangfarben gelangen den Streichern an den Textstellen mit religiös mystischem Inhalt wie etwa der Schilderung der Auferstehung Jesu. Der Klang war so so delikat ausbalanciert, dass auch das Cembalo an vielen Stellen deutlich zu vernehmen war. Und die Oboen schufen besonders in der Hirtenmusik die pastorale Stimmung so einfühlsam, dass man sich gewünscht hätte, diese kurze Sinfonia würde noch viel länger dauern.

Was das Orchester an musikalischem Farbenreichtum präsentierte, dem stand der Chor an subtiler Gestaltung seiner Partien in Nichts nach. Mit berührender Empathie sang er vom Leiden Jesu: „Wahrlich, er duldete unsere Qualen“. Die Stimmen mischten sich in geschliffener Homogenität, der Klang blieb schlank und transparent, in allen Lagen berückend schön und in den Sopranen mit strahlender Höhe.

Vier exzellente Solisten komplettierten den Eindruck dieser außergewöhnlichen Aufführung. Lorna Anderson sang die Sopranpartie mit ergreifender Innigkeit, jugendlich frisch die Freudenarie „Rejoice greatly“, bei der auch die Begleitung der Geigen vor Begeisterung zu hüpfen schien. Hilary Summers gab den Altarien beredten Ausdruck, mit spürbarem Mitgefühl besonders in der Arie über die Passion Christi „He was despised“. Mit der expressiven Gestaltung des Anfangsrezitativs „Comfort ye, my people“ setzte in der Tenorpartie Joshua Ellicott bereits einen starken Akzent, jenen Worten des Propheten Jesaja von der bevorstehenden Ankunft des Erlösers. Und mit ausdrucksstarkem Bass sang Henry Weddington seinen Part.

FAZIT

Ein einfühlsames Dirigat, enormer Klangfarbenreichtum des Orchesters, ein phantastisch homogener Chorklang und ausdrucksstarke Solisten ließen geradezu jeden Moment dieser Aufführung zu einem eigenen Höhepunkt werden.


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Ausführende

Lorna Anderson, Sopran

Hilary Summers, Alt

Joshua Ellicott, Tenor

Henry Waddington, Bass

Choir of the King's Concert

The King's Concert

Leitung: Robert King

 

 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
www.festspielhaus.de/



Da capo al Fine

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