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Musiktheater
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Fest der schönen Stimmen

Musikalische Glanzlichter aus Opern des 19. Jahrhunderts
mit Ausschnitten aus Opern von Gaetano Donizetti, Giacomo Meyerbeer, Georges Bizet und Charles Gounod


Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Aufführung im Staatenhaus Saal 2 in Köln am 30. April 2017

 



Oper Köln
(Homepage)

Fest der Pretty Yende

Von Thomas Molke / Fotos: © Paul Leclaire

Seit 2005 ehren die "Freunde der Kölner Oper", die mit ihren Beiträgen maßgeblich an der Finanzierung des Opernstudios in Köln beteiligt sind, jährlich ein junges Ensemblemitglied, das durch besondere musikalische und schauspielerische Leistungen in der Kölner Oper aufgefallen ist, mit dem Offenbach-Preis. Traditionell findet diese Auszeichnung im Rahmen eines Festes der schönen Stimmen statt, bei dem die Oper Köln mit hochkarätigen Gästen musikalische Glanzlichter der Oper präsentiert. In diesem Jahr konnte neben dem Tenor Eric Cutler, der in Köln in der letzten Spielzeit im Rahmen einer konzertanten Vorstellungsserie von Giuseppe Verdis Aida als Radamès zu erleben war, und dem Bariton Igor Golovatenko, der in der vergangenen Spielzeit als Marcello in Köln debütierte und derzeit große Erfolge als Enrico Ashton in Lucia di Lammermoor im Staatenhaus feiert, auch die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende gewonnen werden, die seit ihrem umjubelten Debüt als Adèle in Rossinis Le Comte Ory an der Metropolitan Opera als Shooting-Star der Opernszene gefeiert wird.

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Pretty Yende mit Claude Schnitzler im ersten Teil des Abends

Ohne die Leistungen der anderen Künstler herabsetzen zu wollen, hätte der Abend auch Fest der Pretty Yende heißen können, da sich nicht nur der musikalische Teil des Abends stark auf ihr Ausnahmetalent fokussiert, sondern da sie auch am Ende der Veranstaltung den Offenbach-Preis in Form einer goldenen Anstecknadel überreichen darf. Nur im ersten Teil bis zur Pause kommen die anderen beiden Gäste annähernd gleichwertig zur Geltung. Hier widmet man sich mit Charles Gounod, Giacomo Meyerbeer und Georges Bizet der französischen Oper des 19. Jahrhunderts und hat für alle drei Gaststars besondere Glanzstücke ausgewählt. Nach der Ouvertüre aus Gounods relativ unbekannter Oper Mireille, mit der das Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Claude Schnitzler den Abend schwungvoll beginnt, präsentiert Igor Golovatenko die berühmte Arie des Valentin aus Gounods Faust-Vertonung, "Avant de quitter ces lieux", mit der er Abschied von seiner Schwester Marguerite nimmt, um in den Krieg zu ziehen. Golovatenko begeistert hier mit profunden Tiefen und geschmeidigen Höhen. Im Anschluss brilliert Pretty Yende in der berühmten Arie "Ombre légère" aus Giacomo Meyerbeers selten auf der Bühne zu erlebender komischen Oper Dinorah. Bei dieser Bravourarie, in der die Titelfigur dem Wahnsinn verfallen ist und in einen Dialog mit ihrem Schatten tritt, lässt Yende mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit die Koloraturen nur so perlen und schafft es auch, mit variabler Intonation eine Art Echo als Antwort des Schatten zu erzeugen. Mit übersprudelnder Lebensfreude präsentiert sie im Anschluss die Arie der Juliette aus Gounods Roméo et Juliette, "Je veux vivre", mit beweglichen Höhen in Perfektion.

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Eric Cutler

Einen nicht ganz so guten Start hat der Tenor Eric Cutler mit der Arie des Roméo "Ah! Lève-toi, soleil" aus der gleichen Oper. Sein Tenor klingt etwas belegt, so dass er bei der Aufforderung "Parais" doch stark forcieren muss. Im Duett mit Yende, in dem die beiden die berühmte Liebesszene "Nuit d'hyménée" vortragen, kann er neben Yende schon mehr überzeugen. Einen weiteren Glanzpunkt vor der Pause stellt das berühmte Duett "Au fond du temple saint" aus Georges Bizets Les pêcheurs de perles dar, in dem Nadir und Zurga ihre Liebe zu der schönen Priesterin Leïla besingen und sich gleichzeitig aus Freundschaft versichern, beide auf diese verbotene Liebe zu verzichten. Hier finden Golovatenkos geschmeidiger Bariton und Cutlers nun strahlender Tenor wunderbar harmonisch zueinander.

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Pretty Yende als Lucia di Lammermoor im zweiten Teil des Abends

Im zweiten Teil gibt es dann mit Ausnahme der Ouvertüre aus Donizettis Roberto Devereux nur noch Ausschnitte aus der vor kurzem in Köln wieder aufgenommenen Lucia di Lammermoor, womit Yende erneut ins Zentrum gerückt wird. Den Anfang macht ihre große Arie "Quando rapito in estasi", wobei das Opernstudio-Mitglied Sara Jo Benoot in der vorangehenden Szene als Lucias Vertraute Alisa als Stichwortgeberin fungiert, wenn Lucia ihr die Geschichte von der an der Quelle erstochenen Frau erzählt, deren Geist ihr, Lucia, immer wieder erscheint. Yende begeistert hierbei erneut mit sauber angesetzten Spitzentönen, die das Publikum im Saal den Atem anhalten lassen. Gleiches gilt für ihre große Wahnsinnsarie "Il dolce suono", in der Lucia nach dem Mord an ihrem Gatten Arturo geistig verwirrt von einer Hochzeit mit ihrem Geliebten Edgardo träumt. Natürlich kommt hier auch wieder die Glasharmonika zum Einsatz, die durch die besondere Vibration des Glases einen seltsam hohlen Klang erzeugt, der den Gemütszustand Lucias zu diesem Zeitpunkt wesentlich besser einfängt, als dies eine Flöte in früheren Aufnahmen vermochte. Leider wird dabei die große Konzentration des Publikums von dumpfen Bassklängen, die von einer Veranstaltung neben dem Staatenhaus leise zu vernehmen sind, ein wenig getrübt. Es ist beachtlich, wie Yende es schafft, bei diesen störenden Geräuschen die Konzentration zu halten und ganz in Lucias Wahnsinn aufzugehen. Dafür wird sie im Anschluss zu Recht mit orkanartigem Jubel gefeiert.

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Igor Golovatenko

Golovatenko punktet im zweiten Teil des Abends noch mit der großen Rache-Arie des Enrico, "Cruda, funesta smania", in der er mit voluminösem Bariton und dunklen Tiefen die Härte von Lucias Bruder und den Hass auf seinen Erzfeind Edgardo Ravenswood deutlich macht. Auch das berühmte Sextett "Chi mi frena in tal momento" darf natürlich nicht fehlen, wenn Edgardo in Lucias Hochzeit mit Arturo platzt und sie der Untreue beschuldigt. Hier ergänzen neben Cutler als Edgardo, Benoot als Alisa und dem von Sierd Quarré gut einstudierten Opernchor noch Dino Lüthy als Arturo und Henning von Schulman als Raimondo das Ensemble um Yende und Golovatenko. Eine Zugabe gibt es nach den Auszügen aus Lucia di Lammermoor nicht, da anschließend von den "Freunden der Kölner Oper" der Offenbach-Preis verliehen wird, der in diesem Jahr erstmalig mit einem Betrag von 2.000 Euro dotiert ist. Preisträger ist der junge Bariton Wolfgang Stefan Schwaiger, der bis zur letzten Spielzeit im Opernstudio engagiert war und nun festes Ensemble-Mitglied in Köln ist.

FAZIT

In Köln bietet das Fest der schönen Stimmen mit einer überragenden Pretty Yende Operngenuss pur, der mit der Verleihung des Offenbach-Preises dem Abend eine sehr persönliche Note gibt.

Programm des Konzertes

Charles Gounod: Mireille: Ouvertüre

Charles Gounod: Marguerite (Faust): Arie des Valentin "Avant de quitter ces lieux" (Igor Golovatenko)

Giacomo Meyerbeer: Dinorah: Arie der Dinorah "Ombre légère" (Pretty Yende)

Charles Gounod: Roméo et Juliette: Arie des Roméo "Ah! Lève-toi, soleil" (Eric Cutler)

Charles Gounod: Roméo et Juliette: Arie der Juliette "Je veux vivre" (Pretty Yende)

Charles Gounod: Roméo et Juliette: Duett Juliette - Roméo "Va! Je t'ai pardonné... Nuit d'hyménée" (Pretty Yende, Eric Cutler)

Georges Bizet: Les pêcheurs de perles: Orchestervorspiel

Georges Bizet: Les pêcheurs de perles: Duett Nadir - Zurga "Au fond du temple saint" (Eric Cutler, Igor Golovatenko)

Gaetano Donizetti: Roberto Deveereux: Ouvertüre

Gaetano Donizetti: Lucia di Lammermoor: Szene Lucia - Alisa (1. Akt, 2. Szene) und Arie der Lucia "Regnava nel silenzio... Quando rapito in estasi" (Pretty Yende, Sara Jo Benoot)

Gaetano Donizetti: Lucia di Lammermoor: Arie des Sir Enrico Ashton (1. Akt, 1. Szene) "Cruda, funesta smania" (Igor Golovatenko)

Gaetano Donizetti: Lucia di Lammermoor: Sextett Lucia, Edgardo, Enrico, Raimondo, Arturo, Alisa und Finale 1. Akt (Pretty Yende, Eric Cutler, Igor Golovatenko, Henning von Schulman, Dino Lüthy, Sara Jo Benoot, Chor der Oper Köln)

Gaetano Donizetti: Lucia di Lammermoor: Wahnsinnsarie der Lucia (2. Akt, 5. Szene) (Pretty Yende, Igor Golovatenko, Henning von Schulman, Chor der Oper Köln, Glasharmonika: Sascha Reckert)


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Ausführende

Musikalische Leitung
Claude Schnitzler

Chor
Sierd Quarré

Pretty Yende, Sopran

Sara Jo Benoot, Mezzosopran

Eric Cutler, Tenor

Dino Lüthy, Tenor

Igor Golovatenko, Bariton

Henning von Schulmann

 

Chor der Oper Köln

Gürzenich-Orchester Köln

 


Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Köln
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