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Samstag, 14. Januar 2017, Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal


Elbphilharmonie Eröffnungsfestival

Chicago Symphony Orchestra
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Elbphilharmonie Hamburg
(Homepage)
Klangbilder auf höchstem Niveau

Von Stefan Schmöe

Zum ersten Gastkonzert in der frisch eröffneten Elbphilharmonie gibt sich das Chicago Symphony Orchestra mit seinem Chefdirigenten Riccardo Muti die Ehre. Ein Klangkörper, der nicht nur über alle künstlerischen Zweifel erhaben ist, sondern auch noch in Hamburgs Partnerstadt beheimatet ist – passt also bestens. Als Gastgeschenk hat man an diesem ersten von zwei Abenden ein virtuoses Programm im Gepäck, dass etliche klangliche Facetten eines großen Orchesters abbilden kann und zu drei Vierteln eine gigantische Besetzung braucht. Mal hören, was an der Elbe jetzt alles machbar ist, mag man sich am Michigansee gedacht haben.

Es beginnt freilich vergleichsweise spartanisch mit Paul Hindemiths selten gespielter Konzertmusik für Streichorchester und Blechbläser op. 50 aus dem Jahr 1930, ein interessantes, rund 20 Minuten langes Stück im etwas kleineren Format, bei dem das formidable Blech der Amerikaner auf den reduzierten, dennoch klangvollen Streicherapparat trifft – Gelegenheit, die Qualitäten beider Gruppen auszukosten. „Mit Kraft“ heißt es bei Hindemith, und das lösen die Musiker ein, ohne die Leichtigkeit zu verlieren, ein ganz klein wenig swingend (wie später auch der Solo-Trompeter bei der Promenade in Mussorgskys Bildern einer Ausstellung. Gewichtig, aber federnd klingt dieser Hindemith, dem in seinem Formbewusstsein ja schnell etwas allzu Altdeutsches anhängt, das es hier aber gar nicht hat, auch nicht in den getragenen Passagen. Eine kleine Entdeckung.

Das gilt noch mehr für Edward Elgars Konzertouvetüre In the South (Alassio), die auftrumpfend beginnt wie Richard Strauss‘ Don Juan. Elgar setzt in der 1903 entstandenen Komposition das große Orchester ein, um schwärmerische Urlaubsimpressionen aus dem Badeort Alassio an der ligurischen Küste zu schildern – ein farbenreiches Paradestück für das Orchester. Da, wo Elgar sich allzu weitschweifig zu verlieren droht, baut Riccardo Muti schier unendliche Spannungsbögen auf, wie er überhaupt den musikalischen Faden nie abreißen lässt und in großformatigen Einheiten denkt. Es bedarf keiner großen Zeichengebung, Dirigent und Orchester sind offensichtlich bestens aufeinander eingestellt und kosten eine gewaltige Bandbreite an fein differenzierten Lautstärken aus.

Der zweite Teil des Konzerts steht ganz im Zeichen Modest Mussorgskys. Die Nacht auf dem kahlen Berge wäre doch in der schroffen originalen Fassung interessanter gewesen als in der nach dem Tod des Komponisten von Rimsky-Korsakow gemäß den Hörgewohnheiten des Publikums geglätteten und entschärften Instrumentation, die hier gespielt wird; so bleibt es ein etwas vordergründiges, kraftvoll, aber nicht martialisch gespieltes Hexenstück, das eine Spur mehr Abgründigkeit vertragen könnte. Die für Klavier vertonten Bilder einer Ausstellung von 1874 gehören ohnehin in der der von Maurice Ravel 1922 erstellten Orchesterfassung zum Kernrepertoire, hier mit ebenso bestechender technischer Brillanz wie großer Musikalität aufgeführt und Gelegenheit für alle Orchestergruppen, ihr Können auszuspielen. Bei allem instrumentalen Feuerwerk findet Riccardo Muti die Zeit, sehr langsam strafende Blicke in Richtung der störenden Huster zu senden – auch das gehört zur sehr durchsichtigen Akustik der Elbphilharmonie dazu, dass man Geräusche aus dem Publikum entsprechend gut wahrnimmt. Apropos Akustik: Selbst im groß dimensionierten, von Muti sehr breit und getragen dirigierten Großen Tor von Kiew am Ende des Werks im mehrfachen Fortissimo wird der Klang nicht dröhnend.

Dirigierte Muti das komplette Programm mit nonchalanter Gelassenheit, so wirkt er bei der Zugabe, der Ouvertüre zu Verdis Sizilianischer Vesper, wie ausgetauscht, plötzlich in starker Bewegung, gibt der Musik Italianitá und Brio und auch Knalleffekt, aber sei‘s drum, das ist halt der Rausschmeißer. Großer Jubel für jeden einzelnen der exzellenten Musiker.




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Ausführende

Chicago Symphonie Orchestra

Dirigent: Riccardo Muti


Werke

Paul Hindemith:
Konzertmusik für Streichorchester
und Blechbläser op. 50

Edward Elgar:
Konzertouvertüre
In the South (Alassio) op. 50 /

- Pause -

Modest Mussorgsky /
Nikolai Rimski-Korsakow:

Eine Nacht auf dem kahlen Berge

Modest Mussorgsky /
Maurice Ravel:
Bilder einer Ausstellung



Zugabe:
Giuseppe Verdi:
Ouvertüre zur Oper
Die sizilianische Vesper



Weitere Informationen:

Elbphilharmonie



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