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Kaisersaalkonzerte 2016

Georg Friedrich Händel: Jephta

Kaisersaal im Römer, Frankfurt am Main, 25. September 2016

 


(Homepage)

Händels Schwanengesang

Von Ingo Negwer

Am 21. Januar 1751 nahm Georg Friedrich Händel die Komposition des Oratoriums Jephta in Angriff. Er stand kurz vor Vollendung seines 66. Lebensjahrs. Bach war bereits vor einem halben Jahr verstorben. Auch Händel, dem berühmten und gefeierten Kollegen in London, plagten die Sorgen des Alters, insbesondere die unaufhaltbare Erblindung. Zeitweise musste er deshalb die Arbeit an Jephta sogar unterbrechen. Dennoch konnte er die Uraufführung des Werks am 26. Februar 1752 persönlich leiten. Es sollte sein letztes Oratorium sein – sein Schwanengesang.

Nun konnte man Jephta im Frankfurter Römer mit dem Gutenberg-Kammerchor und dem Neumeyer Consort erleben. Die Solopartien waren mit Studierenden des „Barock vokal – Kolleg für Alte Musik an der Hochschule für Musik Mainz“ besetzt. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Konrad Junghänel, der auch die auf gut zweieinhalb Stunden gekürzte Fassung besorgte.

Thomas Morells Libretto zu Jephta geht auf das alttestamentarische Buch der Richter zurück. Es erzählt die Geschichte des israelitischen Feldherrn Jephta, der einem Gelübde folgend in tragischer Verstrickung Gott seine einzige Tochter opfern soll. Die Rettung kommt, einem Deus ex machina gleich, in Gestalt eines Engels.

Händel hat zu der dramatischen, für den heutigen Zuhörer eher alltagsentrückten Handlung, eine mitreißend packende Musik geschrieben. Mit wunderbaren Arien und großartigen Chören zog der alternde Meister noch einmal alle Register seines Könnens. Stellvertretend sei nur die bezaubernd instrumentierte Arie „Tune the soft melodious lute“ der Iphis mit obligater Traversflöte genannt oder der große Chor „How dark, O Lord“. Die Interpreten im Kaisersaal wurden diesem anspruchsvollen Werk in bemerkenswerter Weise gerecht. Dies gilt in besonderem Maße für den Gutenberg-Kammerchor, der mit der exzellenten Ausgewohnheit seiner jungen, frischen Stimmen keinen Vergleich zu scheuen braucht.

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von links nach rechts: Myungjin Lee, Katarina van Droogenbroeck, Christina Thaler, Christian Rohrbach, Andreas Karasiak, Konrad Junghänel (© Ingo Negwer)

Auch die Solisten hinterließen durchweg einen sehr guten, teils sogar herausragenden Eindruck. Vor allem der Altus von Christian Rohrbach (Hamor) ließ quasi keine Wünsche offen. Gleiches gilt für Myungjin Lee, die mit berückend klarem Sopran die Rolle der Iphis sang. Beiden wunderbar differenzierten, flexiblen Stimmen dürften in der Alten Musik die Türen offen stehen. Andreas Karasiak erfüllte die Titelrolle mit tenoraler Grandezza. Einiges klang dadurch zunächst forciert und etwas zu gleichförmig („Open my marble jaws“). Zu Beginn des dritten Aktes – Jephta ist zwischen seinem unseligen Gelübde und seinen väterlichen Gefühlen hin- und hergerissen – gelangen Karasiak dann doch betörende Momente. Leid und Verzweiflung wusste er hier überzeugend in dunklen Klangfarben darzustellen. Resignation und Schicksalsergebenheit hauchte er schließlich im Pianissimo in den Raum „... I can no more.“

Auch Philipp Kranjc (Bass), Katarina van Droogenbroeck (Mezzosopran) und Christina Thaler (Sopran) konnten in den kleineren Partien auf beachtlichem Niveau überzeugen. Das Neumeyer Consort war den Sängerinnen und Sängern wieder einmal ein zuverlässiger, souveräner Partner. Das Publikum feierte die Akteure mit lang anhaltendem Applaus und vielen Bravi. Nach der Sommerpause war dies ein höchst gelungener Auftakt der Kaisersaalkonzerte, die in der zweiten Jahreshälfte ganz im Zeichen Georg Friedrich Händels stehen.



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Ausführende

Jephta (Tenor)
Andreas Karasiak

Zebul (Bass)
Philipp Kranjc

Storgè (Mezzosopran)
Katarina van Droogenbroeck

Iphis (Sopran)
Myungjin Lee

Hamor (Altus)
Christian Rohrbach

Engel (Sopran)
Christina Thaler

 

Gutenberg-Kammerchor

Neumeyer Consort

Leitung
Konrad Junghänel

 


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