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5. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker
RuhrResidenz der Berliner Philharmoniker
Bruckner 7

Musik von Wolfgang A. Mozart und Anton Bruckner

Aufführungsdauer: 2h 15 '

5. und 6. Januar 2017, Saalbau Essen, Alfried Krupp Saal
(rezensierte Aufführung: 5. Januar 2017)
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Philharmonie Essen
(Homepage)
Mozarts Leichtigkeit, Bruckners Erdenschwere

Von Stefan Schmöe

Erst einmal ist nur ein einzelner Philharmoniker aus Berlin an die Ruhr gekommen. "RuhrResidenz" nennt sich eine kleine Konzertreihe der Berliner Philharmoniker in Essen und Dortmund um das letzte Februarwochenende herum, und vorab präsentiert sich Solo-Klarinettist Andreas Ottensamer als Solist im 5. Symphoniekonzert der heimischen Essener Philharmoniker. Der ist gerade einmal 27 Jahre alt und versteckt seinen jugendlichen Charme keineswegs. Leger gekleidet steht er bei Mozarts Klarinettenkonzert nicht in Solistenpose vor dem Orchester, sondern mit großem Aktionsradius beinahe mittendrin, tritt auch körperlich in Dialog mal mit dem Dirigenten, mal mit dem Konzertmeister. Er gibt die Impulse, spielt gerne eine winzige Nuance vor dem Orchester (das sich in die Rolle des sehr zuverlässigen Begleiters fügt), was nie manieriert klingt, sondern immer den drive vorgibt, der Ottensamer und Dirigent Tomáš Netopil wichtiger ist als die oft hervorgehobene weihevolle Grundstimmung dieses Spätwerks.

Ottensamer kann technisch alles (bravourös zeigt er dies in der Zugabe, einem hochvirtuosen Tanzsatz des ungarischen Komponisten Leó Weiner). Die Töne beginnen ansatzlos im Nichts und verhauchen ebenso, sind von fast nebensächlicher Leichtigkeit und doch immer gewichtig. Überhaupt legt Ottensamer alle Erdenschwere im Eingangssatz ab, spielt den langsamen Mittelsatz ohne falsches Pathos, dafür mit Atem raubenden Pianissimo-Passagen, das Rondo-Finale mit ungeheurem Witz. Und Mozarts geniales Konzert wird trotzdem alles andere als zu leicht genommen. Eine Sternstunde.

Nach der Pause dann Bruckners 7. Symphonie, und als Kontrast zu Mozarts jugendlich-entrückt interpretiertem Konzert nimmt Tomáš Netopil, Essens Generalmusikdirektor, das Allegro Moderato des ersten Satzes eher verhalten moderato als allegro und durchaus erdverbunden, was ein wenig auf Kosten der großen Linie geht, wie Netopil überhaupt das für Bruckner so typische Statische betont, auch wenn dies gerade in diesem Symphoniesatz mehr zurück treten könnte. Auf der anderen Seite kostet er das melodische Moment aus, und dadurch bleibt die Musik immer im Fluss, wird nie behäbig oder massig. Das gilt genauso für die weiteren Sätze. Das Adagio könnte, das ist sicher Geschmackssache, noch ruhiger beginnen, das Scherzo noch schärfer akzentuiert erklingen - aber Netopil neigt nicht zu den Extremen, gestaltet eine gewichtige und klangprächtige Interpretation ohne übertriebenes Pathos.

Exzellent das bei Bruckner stark geforderte, strahlendes, nie lärmendes Blech; präzise die Streicher, nicht zu dick im Klang, aber mit dem nötigen Fundament; die Holzbläser eine Bank, dazu nie aufdringlich, sondern immer auf den Gesamtklang bedacht. Bei aller Freude auf die kommende RuhrResidenz der "Berliner": Das Essener Publikum hat, das zeigt auch dieser Abend, mit den "eigenen" Philharmonikern ein ganz vorzügliches Orchester mit einem souveränen Chefdirigenten als Hausorchester.




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Ausführende

Andreas Ottensamer, Klarinette

Essener Philharmoniker

Leitung: Tomáš Netopil


Werke

Wolfgang A.Mozart:
Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV622

Anton Bruckner:
Symphonie Nr. 7 E-Dur WAB107





Weitere Informationen:

Essener Philharmoniker

Philharmonie Essen



Da capo al Fine

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