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5. Kammerkonzert
Antonio Caldara - Obbligati

Arien mit konzertierenden Instrumenten
Valer Sabadus, Countertenor
nuovo aspetto

Aufführungsdauer: ca. 2h 10' (eine Pause)

Sonntag, 12.02.2017, 19.00 Uhr
Philharmonie Mercatorhalle

 



(Homepage)

Die menschliche Stimme im Dialog mit den Instrumenten

Von Thomas Molke

Valer Sabadus hat sich in kürzester Zeit zu einem der gefragtesten Countertenöre unserer Zeit entwickelt. Seit seinem Debüt 2009 bei den Salzburger Pfingstfestspielen als Adrasto in Jommellis Demofoonte unter der Leitung von Riccardo Muti hat der junge im rumänischen Arad geborene Countertenor eine regelrechte Bilderbuchkarriere absolviert. Nach seiner Darstellung des Armindo in Händels Partenope bei den Händel-Festspielen 2011 in Karlsruhe erlangte er ein Jahr später internationale Bekanntheit mit seiner Interpretation der Semira in Leonardo Vincis Oper Artaserse, die in einer Produktion von Parnassus mit insgesamt  fünf Countertenören europaweit riesige Erfolge feierte (siehe auch unsere Rezension). Erwähnt seien auch seine großen Erfolge als Menelao in Francesco Cavallis wiederentdeckter Oper Elena beim Festival d'Aix-en-Provence und sein fulminantes Debüt als Händels Serse in der Inszenierung von Stefan Herheim in Düsseldorf (siehe auch unsere Rezension). 2015 und 2016 kehrte der mittlerweile zweifache ECHO-Klassik-Preisträger zu den Händel-Festspielen nach Karlsruhe für die Partie des Teseo in Händels gleichnamiger Oper zurück (siehe auch unsere Rezension). In der ersten Hälfte der Saison 2016/2017 hat er sich vor allem mit zwei Werken von Francesco Cavalli beschäftigt: Eliogabalo in Paris - hier übernahm er die Partie des Giuliano - und Il Giasone in Genf.

Nun widmet er sich mit dem 2011 durch den Lautenisten Michael Dücker gegründeten Ensemble nuovo aspetto drei Komponisten des Wiener Hofs aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die heutzutage größtenteils vergessen sind: Antonio Caldara, Johann Georg Reutter und Francesco Bartolomeo Conti. Aus deren umfangreichem Schaffen hat er unter dem Titel Obbligati ein Arienprogramm mit konzertierenden Instrumenten zusammengestellt. Dabei übernehmen einzelne, teilweise auch ungewöhnliche Instrumente Solo-Parts und treten in den Dialog mit der Gesangsstimme. Der Hauptteil des Programms stammt von Antonio Caldara, dem das Konzerthaus Dortmund vor drei Jahren eine "Zeitinsel" gewidmet hat (siehe auch unsere Rezension). Caldara ging 1716 nach Wien und hatte dort bis zu seinem Tod 1736 die Stelle des Vizehofkapellmeisters inne. In dieser Zeit komponierte er zahlreiche Opern, Serenaden, Kantaten und Oratorien. Daraus präsentiert Sabadus insgesamt sechs Arien, die er mit dem Ensemble nuovo aspetto auch auf CD unter dem Label Sony veröffentlicht hat.

Den Anfang macht die Arie "Reggimi, o tu, che sola" aus dem Oratorium Le Profezie Evangeliche di Isaia, das am 23. März 1725 in Wien uraufgeführt wurde. Hier ist vor allem das Salterio zu erwähnen, eine Art Hackbrett, das heute noch in der Volksmusik Verwendung findet. Elisabeth Seitz entlockt dem Instrument mit filigranem Spiel weiche Klänge, die mit Sabadus' glasklarem Counter wunderbar harmonieren und das Wort des Propheten Jesaja eindrucksvoll transportieren. Auch bei dem 1732 uraufgeführten Oratorium Sedecia kommt dieses Instrument zum Einsatz und versprüht in der Arie "Ahi! come quello tempo Città" eine tiefe Melancholie, die das Leid des Propheten Jeremias über die zerstörte Stadt bewegend widerspiegelt. Sabadus arbeitet mit eindringlicher Interpretation und weichen Höhen die Klagen des Propheten nachvollziehbar heraus. Eine ganz andere Stimmung vermittelt die Arie "Questo è il prato" aus der 1726 uraufgeführten Pastorale Tirsi e Nigella. Hier lassen Leonard Schelb an der Traversflöte und Christian Leitherer am Chalumeau, einem dumpfen Holzblasinstrument mit einfachem Rohrblatt, vor dem geistigen Auge des Zuhörers das pittoreske Bild einer unberührten Landschaft entstehen, wo Nigella sich um ihren Geliebten Tirsi sorgt, der zur Jagd aufgebrochen ist. Regelrecht heiter kommt dann die Kantate Il giuoco del quadriglio daher, in der sich vier Gesangssolisten zum Kartenspiel treffen und sich der Solist der Arie wünscht, endlich einmal den König zu ziehen. Hier übernehmen die Laute, das Salterio und das Cembalo gewissermaßen die Funktion der übrigen Kartenspieler.

Dass Caldara auch in den Orchesterstücken einzelne Instrumente besonders hervorhebt, wird in der zweiteiligen Sinfonia aus der Kantate Osminda e Fileno und dem Concerto per camera deutlich. In der Sinfonia tritt die Viola mit dem Violoncello in einen Dialog. Beim Concerto per camera brilliert das Violoncello im Zusammenspiel mit zwei Violinen und dem Basso continuo. Die Musiker des Ensembles nuovo aspetto stellen dabei unter Beweis, dass sie allesamt auch solistisch glänzen können.

Ergänzt wird das Programm durch Caldaras Nachfolger am Wiener Hof, Johann Georg Reutter. Reutter ist heutzutage fast nur noch als Lehrer Joseph Haydns bekannt und genießt aufgrund überlieferter Äußerungen Haydns keinen allzu guten Ruf. Bei den beiden präsentierten Orchesterstücken zeigt vor allem das Pizzicato, ein Konzertfragment für Violine, Streicher und Basso continuo, dass dieses Urteil zu hinterfragen ist. Mayumi Hirasaki legt mit betörendem Spiel die Melodie der Solovioline über die gezupften übrigen Streicher. Auch die Arie "Fra deserti" aus dem Oratorium La Divina Provvidenza in Ismael lässt aufhorchen, da das von Sabadus eindringlich interpretierte Unbehagen des Solisten durch einen unruhigen Klang des Salterio und zweier Violinen ausgeschmückt wird. Von Francesco Bartolomeo Conti präsentiert Sabadus die Arie "Se mai dal crudo" aus Archelao, re di Cappadocia, in der vor allem die Theorbe solistisch hervortritt, was nicht weiter verwunderlich ist, da Conti als bester Theorbist und Lautenspieler seiner Zeit galt. Auch diese Arie wird von Sabadus mit leuchtenden Höhen und samtiger Farbe vorgetragen. Als Zugabe folgt dann eine weitere Arie von Conti, in der das Chalumeau noch einmal zum Einsatz kommt, bevor dann die Arie "Ti daro laudo, iddio" aus Caldaras David umiliato den Abend beschließt. Das Publikum bedankt sich mit lang anhaltendem Beifall.


FAZIT

Valer Sabadus und das Ensemble nuovo aspetto präsentieren einen bunten Strauß verborgener Musikschätze des Wiener Hofs, von denen man gerne noch mehr hören möchte.



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Ausführende

Valer Sabadus, Countertenor

nuovo aspetto

 


Werke

Johann Georg Reutter
Sinfonie D-Dur für Streicher und Basso continuo

Antonio Caldara
"Reggimi, o tu, che sola"
Arie aus Le Profezie Evangeliche di Isaia

"Si vede quel bene"
Arie aus Atalipa, e Doriene Fratelli Indiani

Johann Georg Reutter
Pizzicato
Fragment eines Konzertes für Violine, Streicher
und Basso continuo

Antonio Caldara
"O eletto del signor" -
"Ahi! come quella un tempo Città"
Rezitativ und Arie aus Sedecia

"Questo è il prato"
Arie aus Tirsi e Nigella

Francesco Bartolomeo Conti
"Se mai dal crudo"
Arie aus Archelao, re di Cappadocia

Antonio Caldara
Sinfonia aus Osminda e Fileno

"Ah se toccasse a me"
Arie aus Il giuoco del quadriglio

"Nume che sei" - "Merta il propizio"
Rezitativ und Arie aus Le Lodi d'Augusto

Concerto per camera

Johann Georg Reutter
"Fra deserti"
Arie aus La Divina Provvidenza in Ismael


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



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