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BOSY Symphonie 2
Ein Heldenleben

Musik von Edvard Grieg und Richard Strauss

Aufführungsdauer: ca. 1h 55' (eine Pause)

Donnerstag, 08.12.2016, 20.00 Uhr
Großer Saal, Anneliese Brost Musikforum Ruhr



Bochumer Symphoniker
(Homepage)

Held am Klavier

Von Thomas Molke

Etwas mehr als einen Monat ist es nun her, dass Steven Sloane mit den Bochumer Symphonikern die Eröffnung der neuen Spielstätte mit einem umfangreichen Programm gefeiert hat, und ganz langsam ist nun der Alltag im Anneliese Brost Musikforum Ruhr eingekehrt, wobei der Zauber und die Begeisterung des Publikums geblieben sind. So waren auch beim zweiten Symphoniekonzert die Karten für die beiden Vorstellungen frühzeitig vergriffen. Ein weiterer Grund mag aber auch der prominente Gast gewesen sein, der hierfür nach Bochum eingeladen worden ist: Kit Armstrong. Gerade 24 Jahre ist der in Los Angeles geborene Ausnahmepianist jung und kann bereits auf eine mehrjährige Karriere mit weltweiten Auftritten in den berühmten Konzertsälen zurückblicken. Bereits vor mehr als zehn Jahren hat Alfred Brendel das Talent des jungen Pianisten, der auch noch einen Masterabschluss in Mathematik hat, erkannt und ihn gefördert. Es folgten zahlreiche internationale Preise, und 2013 erwarb Armstrong sogar eine Kirche in Frankreich, die er in einen Konzertsaal und ein Kreativzentrum umwandelte, was als eine Parallele zum Musikforum mit der Marienkirche betrachtet werden kann. Und ganz nebenbei spricht Armstrong auch noch perfekt Deutsch, wovon man sich im Tischgespräch vor dem Konzert überzeugen konnte. Das habe ihn die deutsche Musik gelehrt, so Armstrong.

Dennoch hat er für seinen Auftritt in Bochum keinen deutschen Komponisten ausgewählt, sondern Edvard Griegs Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16. Hierbei handelt es sich um das einzige vollendete Klavierkonzert Griegs. Er komponierte es drei Jahre nach seinem Studium während eines Sommeraufenthalts auf der dänischen Insel Sjaelland, und es weist noch starke Einflüsse der deutschen Musik auf. Parallelen zum Klavierkonzert op. 54 von Robert Schumann sind bei diesem Werk nicht nur durch die gleiche Tonart unverkennbar. Neben seiner Nähe zu Schumann ließ sich Grieg im ersten und dritten Satz von einem volkstümlichen norwegischen Bauerntanz namens Halling inspirieren. Im Interpretationsansatz des Werkes folgt Armstrong vor allem einer Einspielung des US-amerikanischen Pianisten, Komponisten und Hochschullehrers Percy Grainger, der die Klarheit und Einfachheit der Struktur der Komposition hervorhebt.

Der erste Satz, Allegro molto moderato, beginnt ohne einleitendes Orchestervorspiel nahezu unmittelbar mit herabstürzenden a-Moll-Dreiklängen, die Armstrong dramatisch interpretiert, bevor die Holzbläser das erste Thema einleiten, das anschließend von Armstrong wieder aufgegriffen wird. Während hier noch eine gewisse Hektik in der Musik vorherrscht, folgt anschließend ein ruhigeres kurzes Duett mit der Oboe. Hier stellt Armstrong bereits seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis, da er von den dramatischen Gesten in einen ruhigen, fast zarten Fluss wechselt. Noch deutlicher wird das Changieren zwischen unterschiedlichen Stimmungen im zweiten Satz, dem Adagio. Das verträumte Thema wird von Armstrong absolut weich angesetzt und stellt einen großen Kontrast zu den Akkordkaskaden im ersten Satz dar. Im dritten Satz, Allegro moderato molto e marcato, zieht Armstrong das Tempo wieder an und begeistert durch zahlreiche Variationen. Nach einem weiteren Orchestertutti tritt er in einen regelrechten Wettstreit mit dem Orchester. Steven Sloane hält mit seinem Dirigat gekonnt die Balance zwischen Armstrong, der am Klavier ohne Noten spielt, und den Bochumer Symphonikern, die als kongenialer Partner für Armstrong fungieren. Im Anschluss gibt Armstrong noch Johann Sebastian Bachs Fuge Nr. 9 E-Dur aus dem wohltemperierten Klavier und begeistert erneut durch spielerisch wirkende Variationen.

Im Anschluss an den "Helden am Klavier" folgt dann Richard Strauss' 1898 komponierte sinfonische Dichtung Ein Heldenleben op. 40, bei der sich Strauss einerseits an der Leitmotivik Richard Wagners orientiert und andererseits Elemente aus Beethovens Eroica übernimmt. Im Unterschied zu einer reinen Sinfonie erzählt das Werk eine außermusikalische Geschichte und besteht nur aus einem Satz, der in sechs Abschnitte zerfällt. Anders als bei Strauss' Don Quixote trägt der Held in diesem Werk zwar keinen Namen, soll allerdings autobiographische Züge tragen. So erinnern die dissonanten Holzbläser in "Des Helden Widersacher" an keifende Kritiker, und das kapriziöse Spiel der Solo-Violine in "Des Helden Gefährtin" mag als Anspielung auf Strauss' exaltierte Gattin Pauline betrachtet werden. Sloane arbeitet mit den Bochumer Symphonikern die leicht abstrakte Geschichte differenziert und gut nachvollziehbar heraus. So stellen zunächst die Hörner mit imposantem Klang den Helden vor, der in jubilierendem Es-Dur gefeiert wird. Trompetensignale verkünden den Aufbruch zu neuen Taten. Doch schon treten die Gegner in Form der Holzbläser auf den Plan, die dem Helden das Leben schwer machen. Die von Christine Fischer-Eisenbrand eindringlich gespielte Solo-Violine bietet zwar zunächst Trost gegen den Spott und die Häme der Holzbläser, entpuppt sich aber bald als nicht weniger anstrengend, so dass der Held auch nicht bei seiner Liebsten verweilen möchte und es ihn zur "Walstatt" zieht. Hier dominiert das Schlagwerk, das den Vormarsch der Heerscharen versinnbildlicht.

In "Des Helden Friedenswerke" finden sich nun zahlreiche Selbstzitate aus Strauss' früheren Werken. Der Held hat also erneut gesiegt und ergötzt sich am neuen Triumph, wobei er gleichzeitig auch an seine früheren Erfolge denkt. Mit "Des Helden Weltflucht und Vollendung" tritt ein neues Motiv auf, das, zunächst klagend von der Harfe, Fagott, Englischhorn und Streichern intoniert, die erneute Unzufriedenheit des Helden deutlich macht und ihn einen neuen Weg einschlagen lässt. Die vorherigen Themen werden wieder aufgegriffen, bis der Held schließlich zur Ausgangstonart zurückkehrt und sich in einem friedlichen Es-Dur mit einer weiteren Fanfare der Blechbläser aus dem Leben zurückzieht. Sloane hält nach dem letzten Ton noch lange inne, bevor sich das Publikum, das sich trotz zahlreichem Jahreszeit bedingten Husten und Knistern mit Bonbonpapier am Ende absolut konzentriert zeigt, in frenetischen Jubel für Sloane und das Orchester ausbricht.


FAZIT

Für derartige Programme ist das Musikforum schon fast wieder zu klein geraten. Hier hätte man gut und gerne noch mehr Karten verkaufen können.



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Ausführende

Steven Sloane, Dirigent

Bochumer Symphoniker

Kit Armstrong, Klavier

Christine Fischer-Eisenbrand, Konzertmeistersolo


Werke

Edvard Grieg
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16

1. Allegro molto moderato
2. Adagio
3. Allegro moderato molto e marcato

Richard Strauss
Ein Heldenleben op. 40

Der Held
Des Helden Widersacher
Des Helden Gefährtin
Des Helden Walstatt
Des Helden Friedenswerke
Des Helden Weltflucht und Vollendung


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



Da capo al Fine

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