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Bei Liszt finden sie sich
Von Stefan Schmöe
Eigentlich ist das Klavierfestival Ruhr 2016 ja bereits Geschichte, aber das ursprünglich für den 10. Juli vorgesehene Konzert von Martha Argerich und Daniel Barenboim, ein Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Stiftung Klavierfestival Ruhr, musste krankheitsbedingt verschoben werden. Beide Künstler verbindet die Herkunft aus Buenos Aires, wo sie 1941, er 1942 geboren wurde, beide mit russisch-jüdischen Vorfahren, beide Wunderkinder, die bereits in jungem Alter öffentlich auftraten und sich bereits als Kinder kennen lernten. Wenn sie Hand in Hand auf die Bühne kommen, dann wirken sie wie ein altes Ehepaar. Beim Klavierfestival Ruhr sind sie gerne und häufig gesehene Gäste - für Argerich ist es der 18., für Barenboim der 25. Auftritt. Als Duo sind sie hier aber zum ersten Mal zu hören.
Foto: Peter Wieler / Klavier-Festival Ruhr
Sie beginnen gemeinsam an einem Flügel, vierhändig, mit Mozarts Sonate F-Dur KV 497. Das mollverschattete Werk interpretieren sie ziemlich romantisch, mit viel Legato - das ist alles delikat gespielt, aber es bleibt ein Schleier über der Musik. Barenboim ist in der hohen Stimme der Dominierende, nimmt sich hier und da auch ein paar (nicht immer schlüssige) Freiheiten in der Gestaltung. Auch in Brahms' eigentlich orchestralen Haydn-Variationen in der vom Komponisten selbst erstellten Fassung für zwei Klaviere fällt er mit manchem Detail heraus, da ist Argerich die Gelassenere, Abgeklärtere. Bei manchem schönen Moment ließen sich die Variationen sicher pointierter darbieten, die beiden Instrumente auch schärfer gegeneinander abgrenzen.
Foto: Peter Wieler / Klavier-Festival Ruhr
Dass sie das können, sich die Bälle raffiniert zuspielen, das zeigen sie erst im zweiten Teil, der Franz Liszt gewidmet ist. Das Concerto Pathetique e-Moll für zwei Klaviere von 1856 basiert auf einem Solowerk (Grand solo des concert) von 1850, ein hochvirtuoses Stück, das aber auch Liszts orchestrales Denken am Klavier zeigt. Die technischen Anforderungen bewältigen Argerich und Barenboim wie nebensächlich, sind hier aber klanglich ganz in ihrem Element. Sie setzen nicht auf Kraft, da bleibt die Interpretation fast verhalten, sondern auf die Zwischentöne, besonders die leiseren. bei den abschließenden Réminiscences de Don Juan, einer Paraphrase über Mozarts Don Giovanni, fehlt dem düsteren Beginn dann auch etwas die tragische Wucht, aber die Variationen des Duetts Là ci darem la mano (Reich' mir die Hand, mein Leben), die spielen sie mit unwiderstehlichem Charme, einer operettenhaften (aber keineswegs falschen) lausbübischen Leichtigkeit und immensem Farbreichtum - das trifft Liszts natürlich salonhafte, aber gerade darin faszinierende Sicht auf Mozart. Stehende Ovationen für die beiden Ausnahmekünstler, die sich mit einem Arrangement von Tschaikowskys Zuckerfee aus dem Nussknacker verabschieden und dabei zeigen, wie leise, zart und weich ein Steinway in der höchsten Lage klingen kann. Ein stiller Ausklang.
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Klavierfestival Ruhr 2016 Philharmonie Essen, Alfried-Krupp-Saal 28. August 2016 AusführendeMartha Argerich und Daniel Barenboim, KlavierProgrammWolfgang A. Mozart:Sonate F-Dur KV 497 für Klavier zu vier Händen Johannes Brahms: Variationen über ein Thema von Haydn op.56b Fassung für zwei Klaviere Franz Liszt: Concerto pathetique e-Moll für zwei Klaviere Franz Liszt: Reminiscences de Don Juan für zwei Klaviere als Zugabe: Peter Tschaikowsky: Tanz der Zuckerfee aus dem Ballett Der Nussknacker, arrangiert für zwei Klaviere
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