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Big Bang Siegfried

Musikalisches Kabarett
präsentiert von den "Fabulous Bäckström Brothers"

in finnischer, englischer und deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h (eine Pause)

Aufführung im Theater Hagen am 17. April 2016


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)
Humor zwischen Wagner und Teilchenphysik

Von Thomas Molke / Fotos Topias Toppinen

Kabarett-Gastspiele haben im Theater Hagen bereits eine langjährige Tradition. Nun hat Generalmusikdirektor Florian Ludwig als musikalisches Kabarett ein Trio aus Finnland nach Hagen geholt, das in seiner Heimat bereits seit einigen Jahren für unterhaltsame Opernparodien berühmt ist. Die Rede ist von den "Fabulous Bäckström Brothers", hinter denen sich der Tenor Petri Bäckström und der Bariton Jouni Bäckström verbergen. Musikalisch begleitet werden sie von dem Pianisten Yukka Nykänen und bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland auch vom Philharmonischen Orchester Hagen. Unter dem Titel Big Bang Siegfried verschmelzen sie die unterschiedlichsten Musikrichtungen von Richard Wagner über Igor Strawinsky hin zu Johnny Cash und Filmmusik aus Lord of the Rings mit einer Wissenschaft, die sich eigentlich erst seit der US-amerikanischen Sitcom The Big Bang Theory von der humoristischen Seite präsentiert. In kurzweiligen zwei Stunden machen die drei Musiker deutlich, wie viel komisches Potenzial in der Physik zum einen und Wagners Opernschaffen zum anderen liegt, und reißen das Hagener Publikum mit ihrer Show regelrecht von den Sitzen.

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Petri Bäckström (rechts) und Jouni Bäckström (links ) mit Yukka Nykänen (hinten Mitte) auf ihrer Reise über die Route 66

Dabei fängt alles relativ ernst an. Yukka Nykänen will dem Hagener Publikum seine neue Oper The God's Particle (Das Gottesteilchen) präsentieren, auf dessen Suche sich die Physiker seit der Erforschung des Urknalls befinden. Dabei sollen der Tenor Petri Bäckström und der Bariton Jouni Bäckström ein Positron und ein Elektron darstellen. Wenn die beiden Bäckströms dann in einer Art Bettbezug in Weiß bzw. Schwarz über die Bühne tänzeln und sich mitten in das avantgardistische Klavierspiel Nykänens Anklänge an Wagners "Walkürenritt" mischen, wird dem Publikum sehr schnell klar, dass diese Vorstellung alles andere als ernst gemeint ist. Doch Nykänen hat das Gefühl, das das Publikum sein Anliegen nicht verstehe, weil der Ansatz zu abstrakt sei, und will deshalb die ganze Geschichte anschaulicher machen, und so begibt er sich mit den beiden Bäckström Brothers auf eine Tour über die Route 66, auf der er mit dem Tenor Petri für dessen bevorstehenden Auftritt als Siegfried üben will und auf dem der Bariton Jouni herauszufinden versucht, welches Lebensziel er eigentlich verfolgen soll. Das Klavier dient dabei als Auto. Petri sitzt am Steuer und Jouni switcht auf dem Beifahrersitz von einem Sender zum nächsten, der über Country-Musik zu amerikanischem Folk führt. Das Philharmonische Orchester fungiert dabei als "musikalische App", die sich Nykänen "heruntergeladen habe", weil sie "preiswerter als die Wiener Philharmoniker seien". Wie wahr!

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Eigenwillige Interpretation des "Walkürenrittes": (von links: Yukka Nykänen, Jouni Bäckström und Petri Bäckström)

Eingebettet in diese Reise durch Amerika sind nun einzelne Auszüge aus Wagners Siegfried, die Jouni mit gespielt ernster Miene als Richard Wagner jeweils einleitet. Während Petri in allen Teilen die Titelpartie übernimmt, schlüpft Jouni mit großem komischen Talent in die Rollen der anderen Figuren. Als Mime tritt er beispielsweise mit langem, schwarzem Rauschebart auf, der in zwei Füßen endet, die Jouni mit einem Stock vor sich herträgt. Auch Petri macht als Siegfried eine sehr witzige Figur. So spielt er in der Szene, in der er das Schwert Nothung schmiedet, mit einem stark forcierten Ton und wiederholt die Szene insgesamt vier Mal, um ihn jedes Mal noch mehr zu quetschen und dabei in Selbstgefälligkeit zu baden. Sehr witzig gelingt auch die Szene in der Drachenhöhle. Während Jouni an einem weißen Tuch das Klavier als Drachenkörper hinter sich herzieht, bildet Nykänen nicht nur mit einer weißen Mütze den schwingenden Drachenschwanz, sondern spielt dabei auch noch auf dem sich drehenden Klavier. Großartig gelingt auch die Szene mit dem Waldvogel, wenn die drei zum Spiel des Philharmonischen Orchesters als Vögel über die Bühne flattern und im Takt der Musik die Köpfe bewegen. In der Unterhaltung mit Siegfried singt Jouni als Waldvogel dann nicht, sondern pfeift nur, was durchaus nachvollziehbar ist. Schließlich soll ja nur Siegfried den Gesang der Vögel verstehen. Mit Spannung erwartet man dann, wie Jouni Brünnhilde darstellen wird. Doch dazu wird eine Zuschauerin aus dem Publikum auf die Bühne geholt, die mit blonder Zopfperücke und Wikingerhelm optisch ein passendes Gegenstück zu Siegfried darstellt.

Neben ihrem komödiantischen Talent beweisen die drei Musiker auch ihr musikalisches Können. Wie sie beispielsweise auf einer Blasharmonika zum "Walkürenritt" ansetzen, wird vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen. Auch die Umsetzung des rhythmischen Motivs des Frühlingsopfers als Cup-Song mit Plastikbechern und Klatschgeräuschen ruft großen Jubel hervor. Komisch ist auch ihr Auftritt als die sechs Quarks, in die das Atom zerlegt wird, wobei alle drei dann gemeinsam in die Tasten des Klaviers hauen. Wer die physikalischen Zusammenhänge bis dahin nicht verstanden hat, bekommt am Ende dann noch einmal eine ganz plausible Erklärung: Materie und Antimaterie heben sich gegenseitig auf. Was das eigentlich mit Richard Wagners Ring zu tun hat, wird zwar nicht ganz klar, spielt aber am Ende des Abends auch gar keine Rolle mehr. Die Bäckström Brothers haben nämlich mit Yukka Nykänen am Klavier gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Hagen für zwei Stunden beste Unterhaltung gesorgt und werden vom Publikum dafür mit stehenden Ovationen belohnt.

FAZIT

Von diesen hervorragenden Musik-Komikern möchte man gerne mehr hören. Es bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder nach Deutschland kommen.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Florian Ludwig

Tenor
Petri Bäckström

Bariton
Jouni Bäckström

Klavier
Yukka Nykänen

Philharmonisches Orchester Hagen


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen
(Homepage)




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