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Musiktheater
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Eröffnungsgala

Gala zur Spielzeiteröffnung 15.16 mit Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises
mit Musik von Carl Orff, Heribert Feckler, Amilcare Ponchielli, Benjamin Britten, Vincenzo Bellini, Johann Strauß,
Coppelius, Giacomo Puccini, Michelle Di Bucci und Richard O'Brien


in deutscher, italienischer, lateinischer und englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3 h 30' (eine Pause)

Aufführung im Großen Haus des Musiktheaters im Revier am 23. August 2015

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Musiktheater im Revier
(Homepage)

Konzert mit Unterbrechungen

Von Thomas Molke / Foto von Christoph Nagler


So etwas hat man bei einer Gala sicherlich noch nicht erlebt. Da hat der Opern- und Extrachor des MiR gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung des Generalmusikdirektors Rasmus Baumann gerade mit dem bombastischen Auftakt "O Fortuna" aus Carl Orffs Carmina burana begonnen, als die ganze Szene von einem laut keifenden und schimpfenden Intendanten unterbrochen wird. Natürlich ist das alles nur inszeniert. Michael Schulz kündigt "entschuldigend" an, dass dieses Werk als Benefizveranstaltung zum Ende der Spielzeit geplant sei und dass man doch bitte dann wiederkommen möge, um dieses Stück komplett zu hören. Die berühmten Anfangstakte dürften in der Tat gereicht haben, um beim Publikum den Entschluss reifen zu lassen, diesem Ratschlag des Intendanten Folge zu leisten. Wer dieses Gebaren aber dennoch als ungebührlich empfand, mag dann im zweiten Teil des Abends zufrieden gestellt worden sein, als nämlich die sechsköpfige Band Coppelius, die Moderation des Intendanten ebenfalls unterbrach und mit der lauten Steam-Punk-Nummer "Risiko" den Saal zum Toben brachte. Die erste Steam-Punk-Oper Klein Zaches, genannt Zinnober, die die Berliner Band gemeinsam mit dem in Gelsenkirchen bestens bekannten Rüdiger Frank am 14. November 2015 zur Uraufführung bringen wird, ist nur einer der Höhepunkte, für die an diesem Abend im Großen Haus Werbung gemacht wird.

Auch das restliche Programm, auf das das Ensemble des Hauses einen Vorgeschmack gibt, zeichnet die große Bandbreite des Musiktheaters im Revier aus. So ist man sich der Tatsache bewusst, dass Gelsenkirchen mit dem FC Schalke 04 eine Fußballstadt ist, und widmet in dieser Spielzeit die erste große Premiere der 111-jährigen Geschichte dieses Vereins mit einem Schalke-OraTORium unter dem Titel Kennst du den Mythos...?, das Heribert Feckler und Dieter Falk eigens für diesen Anlass komponiert haben und das mit eindrucksvollen Bildern des Filmemachers Jan Peter die bewegende Geschichte dieses Vereins am 10. und 11. September 2015 in der Veltins-Arena und ab 17. September 2015 im Großen Haus auf die Bühne bringt. Anke Sieloff, Petra Schmidt, Joachim G. Maaß und Lars-Oliver Rühl präsentieren gemeinsam mit dem Opern- und Extrachor das Lied "Der Widerstand der Bürger", in dem die Bürger der Stadt verhindern wollen, dass die "Kohlekinder" die Fußballplätze der Stadt benutzen. Musikalisch erinnert der Stil an Georg Kreisler. Die anschließend von Rühl angestimmte Hymne "So lang ich lebe" klingt dagegen schon etwas kitschiger, mag dem wahren Schalke-Fan in ihrer Leidenschaft allerdings wirklich aus dem Herzen sprechen. Mit diesem OraTORium dürften sich das Theater sicherlich neue Besucherkreise erschließen.

Doch auch das klassische Opernpublikum wird mit insgesamt drei großen italienischen Opern in dieser Spielzeit bedient. Amilchare Ponchiellis La Gioconda dürfte dabei zwar nicht gerade zu den bekanntesten Werken des Repertoires zählen, aber auch hier versteht es Schulz mit einem geschickten Schachzug das Interesse an dieser Oper zu wecken. So stellt er nämlich nach dem von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Rasmus Baumann eindrucksvoll interpretierten "Tanz der Stunden" die Preisfrage, woher das Publikum dieses Stück vor allem kenne. Der Gewinner erhält dann auch eine Originaltorte der Firma Coppenrath & Wiese, die hauptsächlich dafür verantwortlich sein dürfte, dass diese Melodie von nahezu jedem im Publikum mitgesummt werden kann. Das hohe musikalische Niveau des Hauses belegen Petra Schmidt, Almuth Herbst, Piotr Prochera und Dong-Won Seo mit zwei Auszügen aus dieser Oper.

Vorgestellt werden auch die neuen Tänzerinnen und Tänzer des Ballett im Revier, die Ausschnitte aus dem Ballettabend Bł vertanzt präsentieren, der sich aus Choreographien der Ballettdirektorin Bridget Breiner, David Dawson und Benvindo Fonseca zusammensetzt. Die Musik von Ludwig van Beethoven und Johann Sebastian Bach wird beim Ballettabend dann live erklingen, während sie in dem vorgestellten Auszug aus Hold lightly noch vom Band erklang. Breiner hat diese Choreographie auf das 3. Klavierkonzert von Beethoven bereits 2009 kreiert und erarbeitet mit dem Ballett im Revier nun eine neue Fassung. Des Weiteren deutet Schulz an, dass Breiner mit dem Ballett im Revier in der kommenden Spielzeit auch bei den Ruhrfestspielen auftreten werde. Weitere Informationen dürften dazu allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben werden.

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Die diesjährigen Preisträger: von links: Dorin Rahardja, Britta Tönne und E. Mark Murphy mit dem Leiter der Jury Klaus Hermandung (rechts) und dem Vorsitzenden des Vorstands der Sparkasse Gelsenkirchen, Bernhard Lukas (ganz links) (im Hintergrund: Mitglieder der Neuen Philharmonie Westfalen)

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt der Eröffnungsgala ist die Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises, der mittlerweile zum 18. Mal von der Sparkasse Gelsenkirchen für herausragende Leistungen in der vergangenen Spielzeit vergeben wird, wobei man bei den diesjährigen Preisträgern eigentlich von mehreren Spielzeiten reden müsste. In diesem Jahr wird der mit 9.000,- Euro dotierte Preis in drei gleichwertige Hauptpreise geteilt. Ein Hauptpreis wird der jungen Sopranistin Dorin Rahardja verliehen, die in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere am Haus gemacht hat. Von ihrem Engagement im Jungen Ensemble im Musiktheater im Revier wurde sie 2012 in das Solisten-Ensemble übernommen und interpretierte hier zahlreiche Rollen ihres Faches. Zu nennen sind hier vor allem die Dorothy im Zauberer von Oz und Pamina in Mozarts Zauberflöte. So stellte Rahardja in den vergangenen Spielzeiten ihre Vielseitigkeit sowohl in der großen Oper als auch in der sogenannten leichten Muse unter Beweis. Zum Beginn der jetzigen Spielzeit wechselt Rahardja an das Staatstheater Mainz, wird aber als Dorothy noch als Gast ans Musiktheater im Revier zurückkehren.

Ein weiterer Hauptpreis geht an die Ausstatterin Britta Tönne, die in der vergangenen Spielzeit vor allem mit ihren Bühnenbildern für die Produktionen Der Zauberer von Oz, Männer und Heute Abend: Lola Blau das Publikum begeistert hat. Mit dem dritten Hauptpreis wird der kanadische Tenor E. Mark Murphy ausgezeichnet. Mit seinem Spielwitz und seinen großartigen tänzerischen Fähigkeiten ist der lyrische Tenor schon seit einigen Jahren zum Publikumsliebling avanciert. Aus der vergangenen Spielzeit wurden vor allem seine Interpretation des Blechmanns in Der Zauberer von Oz, des Monostatos in Der Zauberflöte und seine Darstellung als Biker in der Revue Männer hervorgehoben. Bei der Erinnerung an seine Darstellung des Conférencier aus Cabaret gab es spontanen Beifall aus dem Publikum. Auch eine ehemalige Preisträgerin kehrt als Gast an das Musiktheater im Revier zurück: Hrachuhí Bassénz präsentiert die berühmte Arie der Norma, "Casta Diva", aus der gleichnamigen Oper und sorgt mit ihrer eindringlichen Interpretation und ihrem leuchtenden Sopran für großen Publikumsjubel. Schulz verkündet stolz, dass in Gelsenkirchen die Urfassung der Bellini-Oper zu erleben sein werde, in der auch die Partie der Adalgisa mit einem Sopran besetzt sei, und verspricht einen musikalischen Primadonnen-Wettstreit zwischen Bassénz und dem Ensemble-Mitglied Alfia Kamalova. Bassénz wechselte damals mit Schulz' Vorgänger an das Staatstheater Nürnberg, und Schulz deutet an, dass sie Theiler vielleicht demnächst auch an die Semper-Oper nach Dresden folgen werde.

Zum Abschluss des Abends gibt es Auszüge aus dem Kultmusical The Rocky Horror Show,  wobei Murphy beim "Time Warp" mit einer großartigen Stepp-Einlage noch einmal belegt, wofür er den diesjährigen Theaterpreis verdient hat. Da stellt man sich jetzt schon die Frage, welche Partie er in diesem Kult-Musical wohl übernehmen wird. Die Partie des Riff Raff wird sicherlich mit Rüdiger Frank besetzt, und für Frank 'n' Furter wird der charismatische Henrik Wager engagiert, der die Rolle auch schon am Theater Hagen gespielt hat und an diesem Abend mit "Sweet Transvestite" einen großartigen Einstieg gibt. Sollte er in die Rolle des Brad Majors schlüpfen, der in der Gala von Peter Rembold, einem neuen Mitglied des Jungen Ensembles, wunderbar verklemmt dargestellt wird? Jedenfalls ist eine Rocky Horror Show in Gelsenkirchen ohne Murphy undenkbar. Wenn Rüdiger Frank das Publikum dann fragt, ob es eine Zugabe will, gibt es dann noch einmal den "Time Warp", wobei das Publikum des Abends sich von den Künstlern auf der Bühne allerdings nicht dazu überreden lässt, ebenfalls mitzutanzen. Das dürfte bei den Aufführungen im Kleinen Haus dann sicherlich anders werden. Am Ausgang gibt es dann wieder die obligatorische Rose für die weiblichen Zuschauer.

FAZIT

Michael Schulz macht mit einem abwechslungsreichen Programm Lust auf die kommende Spielzeit.

Programm des Konzertes

Carl Orff: Carmina burana: "O Fortuna" (Opern- und Extrachor, Dirigent: Rasmus Baumann)

Heribert Feckler, Dieter Falk, Ulf Schmidt: Kennst du den Mythos...?: "Der Widerstand der Bürger" (Anke Sieloff, Petra Schmidt, Joachim G. Maaß, Lars-Oliver Rühl, Opern- und Extrachor), "So lang ich lebe" (Lars-Oliver Rühl, Dirigent: Heribert Feckler)

Amilchare Ponchielli: La Gioconda: "Figlia che reggi" (Almuth Herbst, Petra Schmidt, Piotr Prochera), "Là turbini e farnetichi" (Dong-Won Seo), "Tanz der Stunden" (Neue Philharmonie Westfalen, Dirigent: Rasmus Baumann)

Benjamin Britten: A Midsummer Night's Dream: "Now, my Titania" (Bele Kumberger, Matthias Rexroth), "Through the house give glimm'ring light" (Sina Jacka, Bele Kumberger, Lisa Maria Laccisaglia, Katrin Stösel, Matthias Rexroth, Damen des Opern- und Extrachores, Gelsenkirchener Kinderchor, Dirigent: Thomas Rimes)

Vincenzo Bellini: Norma: "Casta Diva" (Hrachuhí Bassénz, Opern- und Extrachor, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Johann Strauß: Die Fledermaus: "Ich seh', dass sich die Paare gefunden" (Alfia Kamalova, Noriko Ogawa-Yatake, Michael Dahmen, Joachim G. Maaß, Peter Rembold, Opern- und Extrachor, Dirigent: Thomas Rimes)

Ausschnitte aus der Werkstatt: Hold lightly: Choreographie: Bridget Breiner (Francesca Berruto, Valentin Juteau mit Sara Zinna), Pale: Choreographie: Bridget Breiner (Francesca Berruto, Rita Duclos, Tessa Vanheusden, Ayako Kikuchi, Sara Zinna, Carlos Contreras, Junior Demitre, Valentin Juteau, Louiz Rogridues, Ledian Soto, José Urrutia)

Coppelius & Sebastian Schwab: Klein Zaches, genannt Zinnober: "Risiko", "Butterblume" (Rüdiger Frank, Coppelius, Dirigent: Thomas Rimes)

Giacomo Puccini: Tosca: "Vissi d'arte" (Petra Schmidt, Dirigent: Rasmus Baumann)

Michelle DiBucci: Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin: "Der Tod und das Mädchen" (Joachim G. Maaß, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Richard O'Brien: The Rocky Horror Show: "Sweet Transvestite" (Henrik Wager, Sina Jacka, Katrin Stösel, E. Mark Murphy, Peter Rembold), "Time Warp" (Sina Jacka, Katrin Stösel, Rüdiger Frank, Joachim G. Maaß, E. Mark Murphy & Ensemble, Dirigent: Wolfgang Wilger)

 


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Produktionsteam

Moderation
Michael Schulz

Dirigenten
Rasmus Baumann
Heribert Feckler
Valtteri Rauhalammi
Thomas Rimes
Wolfgang Wilger

 

Ballett im Revier

Opern- und Extrachor des MiR

Gelsenkirchener Kinderchor

Neue Philharmonie Westfalen

 

Solisten

Hrachuhí Bassénz
Almuth Herbst
Sina Jacka
Alfia Kamalova
Bele Kumberger
Lisa Maria Laccisaglia
Noriko Ogawa-Yatake
Petra Schmidt
Anke Sieloff
Katrin Stösel

Michael Dahmen
Rüdiger Frank
Joachim G. Maaß
E. Mark Murphy
Piotr Prochera
Peter Rembold
Matthias Rexroth
Lars-Oliver Rühl
Dong-Won Seo
Henrik Wager
 

 


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