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Carmina Burana

Konzert mit Musik von Carl Orff und Maurice Ravel

Aufführungsdauer: ca. 1h 25' (keine Pause)

Donnerstag, 07.04.2016, 20.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Boléro und Carmina Burana mit unnötiger Video-Show

Von Thomas Molke / Fotos von Christian Egner

Als "einmaliges Konzert-Highlight" hat der Veranstalter A & O Pyrogames GmbH die Tournee bezeichnet, mit der die Nordböhmische Philharmonie Teplice unter der Leitung von Norbert Baxa zusammen mit dem Chor des Staatstheaters Prag in den großen deutschen Konzertsälen auftritt. Im Programmheft ist die Rede von einem "Spektakel aus Musik, Licht & Laser", und der Einleger verspricht auch noch das Ballett des Nordböhmischen Theaters Aussig. Doch wenn man den Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen betritt, fragt man sich als Zuschauer, wie das denn möglich sein soll, da die komplette Bühne mit dem Orchester und jeder Menge Technik belegt ist. Es tritt auch kein Ballett auf. Auch das "Spektakel aus Licht & Laser" entspricht nicht ganz dem, was man sich bei dieser Ankündigung vielleicht vorgestellt hat. Im Hintergrund der Bühne ist eine Leinwand aufgestellt, die aufgrund des benötigten Platzes für das Schlagzeug wohl eher unfreiwillig zweigeteilt ist und abstrakte Bilder zur Musik präsentiert, die weder mit Orffs Carmina Burana noch mit Ravels Boléro in irgendeinen Zusammenhang gesetzt werden können und in ihrer ständigen Wiederholung uninspiriert wirken. So bleibt unter dem Strich nur die Musik, die durch Verstärkung der Solisten und des Chors mit Mikrofonen den Charakter eines Pop-Konzertes bekommt.

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Eine solche Licht-Show hätte man sich vielleicht gewünscht: Die Nordböhmische Philharmonie Teplice mit Norbert Baxa und dem Chor des Staatstheaters Prag im Hintergrund bei Carmina Burana.

Wenn man den Bildern im Programmheft Glauben schenken will, war das Konzept sicherlich anders gedacht, da hier Ballett und Solisten in aufwändigen Kostümen in einer eindrucksvollen Licht-Show zu sehen sind. Doch wenn man dies aufgrund der räumlichen Begebenheiten nicht umsetzen kann, sollte man doch etwas ehrlicher mit dem Publikum umgehen. Schließlich handelt es sich bei den ausgewählten Musikstücken um zwei Werke, die nicht nur die reinen Klassik-Fans ins Konzerthaus locken dürften. Den Anfang macht Ravels berühmter Boléro, den er selbst einmal als "reines Orchesterstück ohne Musik" bezeichnet haben soll. Hier scheint der Klang der Trommeln zunächst aus dem Saal zu kommen, was aber wohl eher der Einstellung der Lautsprecher geschuldet ist. Baxa führt die Nordböhmische Philharmonie Teplice mit sicherer Hand durch die langsam anschwellende Musik, ohne die knisternde Erotik, die im Rhythmus enthalten ist und die der Kinofilm 10 mit Bo Derek aus dem Jahr 1979 in komödiantischer und nachhaltiger Weise umgesetzt hat, herauszuarbeiten. Die Interpretation klingt sehr glatt und brav, so dass die eruptive Kraft ein bisschen verloren geht.

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Luisa Albrecht (vorne) mit der Nordböhmischen Philharmonie Teplice unter der Leitung von Norbert Baxa und dem Chor des Staatstheaters Prag im Hintergrund

Überzeugender gelingt der Orchesterklang bei Orffs folgender Kantate Carmina Burana. Das Werk hat im eigentlichen Sinn keine durchgängige Handlung und setzt sich aus insgesamt 24 Liedern zusammen, die Orff aus einer Sammlung von Vaganten- und Scholarenliedern aus dem 12. und 13. Jahrhundert auswählte, auf die man 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gestoßen war. Johann Andreas Schmeller hatte sie im Bestand einer Münchner Hofbibliothek unter dem Titel Codex Buranus gefunden und 1847 neu herausgegeben. Orff gliederte seine Komposition in drei Teile, wobei der erste Teil das Erwachen des Frühlings und die aufkeimende Liebe beschreibt, der zweite Teil ein opulentes Gelage in einer Taverne skizziert und der dritte Teil das Liebeswerben erneut wieder aufnimmt. Eingerahmt wird das Werk von dem berühmten Chor "O Fortuna", der Anrufung der Schicksalsgöttin, der dem Werk einen gewissen zyklischen Charakter verleiht. Hierbei präsentiert sich der Chor des Staatstheaters Prag stimmgewaltig.

Im folgenden Lied "Fortune plango vulnera" hat der Männerchor allerdings leichte Probleme bei der Abstimmung der Tempi mit dem Orchester, was erst beim Einsatz der Frauen wieder ausgeglichen wird. Der Bariton Martin Bárta gefällt mit markanten Tiefen vor allem beim Lied des gefräßigen Abtes, "Ego sum abbas", im zweiten Teil "In Taberna". In den anderen Liedern hat er bei den extremen Höhen leichte Probleme. Jan Mikuschek legt die Partie des Schwans, der verzweifelt versucht, dem Kochtopf zu entfliehen, durchgängig im Falsett an, so dass die eigentliche Klage sauber angesetzten Höhen weicht. Für das Lied "Olim lacus colueram" tritt er ohne Textbuch auf und versucht, es mit einer Portion Komik auf der Bühne umzusetzen. Luisa Albrecht verfügt über einen recht schweren Sopran, der nur in den Höhen beim "Ave formosissima" leichte Probleme hat, sonst aber sehr rund klingt. Am Ende folgt das berühmte "O Fortuna" nicht nur als normaler Abschluss der Kantate, sondern wird auch als Zugabe noch einmal wiederholt.

FAZIT

Die vollmundige Ankündigung verspricht etwas mehr, als sie einlösen kann. Man erlebt populäre Meisterwerke der Klassik auf solidem Niveau.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Norbert Baxa

Chor des Stadttheaters Prag

Nordböhmische Philharmonie Teplice

Sopran
Luisa Albrecht

Tenor
Jan Mikuschek

Bariton
Nikolai Nekrasov /
*Martin Bárta

 

Werke

Maurice Ravel
Boléro

Carl Orff
Carmina Burana


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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