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Musiktheater
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Eröffnungsgala

Gala zur Spielzeiteröffnung 14.15 mit Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises
mit Musik von Claudio Monteverdi, Richard Strauss, Franz Wittenbrink, Georg Friedrich Händel, Michelle DiBucci, Harold Arlen, Georges Bizet, Georg Kreisler, Emmerich Kálmán, Wolfgang Amadeus Mozart, Isidora
Žebeljan und Giuseppe Verdi

in deutscher, italienischer und französischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3 h 30' (eine Pause)

Aufführung im Großen Haus des Musiktheaters im Revier am 31. August 2014

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Musiktheater im Revier
(Homepage)

Programm der Kontraste

Von Thomas Molke


Im Musiktheater im Revier ist es mittlerweile seit vielen Jahren Tradition, dass die neue Spielzeit mit einer großen Gala eröffnet wird, in der einerseits nahezu das komplette Ensemble einen Vorgeschmack auf die folgende Saison präsentiert, andererseits zum mittlerweile 17. Mal der von der Sparkasse Gelsenkirchen gestiftete Gelsenkirchener Theaterpreis für herausragende Leistungen in der vergangenen Spielzeit verliehen wird, wobei man der Jury bescheinigen kann, dass sie bei der Auswahl der Preisträger jeweils ein gutes Gespür für die hohe Qualität bewiesen hat. So wurde beispielsweise die Preisträgerin des letzten Jahres, die Ballettdirektorin Bridget Breiner, im Anschluss für ihre Produktion Ruß mit dem Theaterpreis "FAUST" ausgezeichnet, und Rasmus Baumann, Preisträger aus dem Jahr 2009, hat mittlerweile die Position des Generalmusikdirektors der Neuen Philharmonie Westfalen inne.

In diesem Jahr wird der mit 8.000,- Euro dotierte Preis in einen Haupt-, einen Förder- und zwei Sonderpreise aufgeteilt. Den Hauptpreis erhält in diesem Jahr Gudrun Pelker, die ihre Karriere bereits Ende der 80er Jahre in Gelsenkirchen zunächst als lyrischer Sopran begann, bis sie sich in den folgenden Jahren an anderen Bühnen ins dramatische Fach entwickelte und nun neben ihrer Professorentätigkeit an der Musikhochschule seit zwei Jahren wieder zum festen Ensemble des Musiktheaters im Revier gehört. Die Jury verweist besonders auf ihre Interpretationen der Küsterin in Jenufa und der Gräfin in Pique Dame in der vergangenen Spielzeit. An diesem Abend kann sie einen Eindruck ihrer dramatischen Interpretation als Amme in "Licht über'm See" aus Richard Strauss' Die Frau ohne Schatten geben. Die Amme trifft in dieser Szene auf den Geisterboten (Dong-Won Seo), der ihr berichtet, dass der Kaiserin noch eine Frist von drei Tagen bleibe, um einen Schatten zu erlangen. Auch im anschließenden Duett mit dem Kaiser (Martin Homrich), in dem er ihr berichtet, dass er jetzt auf die Jagd gehen werde, überzeugt Pelker mit dramatischem Gesang. Homrich verfügt als Kaiser über ein großes Volumen, wobei sein Heldentenor in den Spitzentönen noch etwas reifen muss.

Mit dem Förderpreis wird Valtteri Rauhalammi ausgezeichnet, der nun seine dritte Spielzeit als Kapellmeister der Neuen Philharmonie Westfalen beginnt, und ausdrücklich für seine ruhige und zurückhaltende Art gelobt wird, die aber dennoch die erforderliche Präzision einzufordern verstehe und die Sänger mit "federleichtem Spiel" trage. Die beiden Sonderpreise gehen an Sandra Wissmann und Carsten Kirchmeier, die beide als Jungregisseure in der vergangenen Spielzeit mit hochgelobten Inszenierungen gepunktet haben. Sandra Wissmann hatte für ihre Produktion Cabaret das komplette Kleine Haus zum Kit Kat-Klub umgestaltet und zu einer großartigen Umsetzung des Musicals gefunden (siehe auch unsere Rezension), die der Produktion genau wie der Vorjahresinszenierung Comedian Harmonists zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen bescherte. Carsten Kirchmeier begeisterte im Großen Haus mit seiner spritzigen Inszenierung des Broadway-Musicals On the Town (siehe auch unsere Rezension). Von beiden Regisseuren wird man in der kommenden Spielzeit weitere Inszenierungen erleben dürfen. Wissmann wird im Kleinen Haus Georg Kreislers Heute Abend: Lola Blau herausbringen und im Großen Haus mit The Wizard of Oz ein Musical für die ganze Familie in Szene setzen. Kirchmeier wird als Musiktheater für Kinder Das Gespenst von Canterville bearbeiten und in der Vorweihnachtszeit zur Uraufführung bringen.

Mit gewohnt souveräner Art führt Intendant Michael Schulz höchstpersönlich durch den Abend und unterstreicht an zahlreichen Stellen den Ensemble-Gedanken und das "Wir"-Gefühl am Haus. So lässt er es sich beispielsweise nicht nehmen, die Chorsängerin Annette Pilgrim, die seit 38 Jahren dem Gelsenkirchener Opernchor angehört hat, bis sie im September 2014 in den wohlverdienten Ruhestand geht, nicht nur mit einem Blumenstrauß zu verabschieden, sondern bittet sie auch noch zu einem kurzen Gespräch an die Rampe, selbst wenn er unter anderem auch mit diesem Programmpunkt dazu beiträgt, dass er sein gestecktes Ziel, den Abend nicht länger als drei Stunden werden zu lassen, trotz laufender Wette nicht einhalten kann. Das Publikum nimmt es ihm aber nicht übel, goutiert seinen Humor und respektiert, dass er sich, obwohl er vom kompletten Ballett-Ensemble tags zuvor für die Ice Bucket Challenge nominiert worden ist, nicht das eiskalte Wasser über den Kopf gießen lässt, sondern sich stattdessen eine Minute in eine Wanne mit eiskaltem Wasser stellt.

Das Programm, das Schulz selbst als ein "Auf und ab der Emotionen" bezeichnet, ist sehr kontrastreich zusammengestellt. Während in den Vorjahren häufig eine langsame Entwicklung von der Oper vor der Pause hin zur leichten Muse nach der Pause zu beobachten war, folgt dieses Mal auf jede Musiknummer ein Stück, das kaum unterschiedlicher sein könnte. Von den Anfängen der Oper geht es über Richard Strauss zur seichten Unterhaltungsmusik, wieder zurück zu Händel, von dort zu einer Uraufführung, dann über Hollywood-Musical hin zu Bizets Perlenfischer. Auch Mozart und Verdi im zweiten Teil werden von Auszügen aus einem modernen serbischen Liederzyklus der zeitgenössischen Komponistin Isidora Žebeljan unterbrochen. Der Neuen Philharmonie gelingt unter der Leitung der vier Dirigenten Rasmus Baumann, Askan Geisler, Valtteri Rauhalammi und Thomas Rimes der Wechsel der unterschiedlichen Musikstile regelrecht spielerisch.

Als neue Mitglieder des Jungen Ensembles des MiR stellen sich die Mezzosopranistin Dimitra Kalaitzi-Tilikidou, der Tenor Philipp Werner, der Bariton Christian Henneberg und der Bassbariton Jacoub Eisa im Quintett "Alcun non sia che disperato" aus Monteverdis L'Orfeo gemeinsam mit Alfia Kamalova vor, wobei diese Oper in dieser Spielzeit nicht in Gelsenkirchen auf dem Spielplan steht, das Stück aber wohl im Rahmen eines Belcanto-Abends unter dem Titel Viva la Diva zum Ende der Spielzeit in Auszügen präsentiert wird. Gleiches gilt für Bizets Perlenfischer, aus denen Hongjae Lim und Piotr Prochera das berühmte Duett "Au fond du temple saint" präsentieren, mit dem sie das Publikum regelrecht zum Toben bringen. Eine Frage des Intendanten nach dem Zuschauer-Interesse an dieser Oper fällt dann im Anschluss auch so eindeutig aus, dass die Hoffnung besteht, dass Schulz dieses Werk für eine der nächsten Spielzeiten auf den Spielplan setzen wird. Mit dem Musical Anatevka ist er ja bereits vor einigen Jahren ähnlich verfahren.

Besonders viel versprechend klingt auch wieder das künftige Programm des Kleinen Hauses, das mit Franz Wittenbrinks Revue Männer ein musikalisches Pendant zu den vielgeliebten Comedian Harmonists bieten dürfte und aus dem Jacoub Eisa, Christian Henneberg, E. Mark Murphy und Piotr Prochera mit Thomas Rimes am Klavier eine fetzige Version des Stückes "Girls, Girls, Girls" präsentieren, mit dem die Gruppe Sailor in den 70er Jahren große Erfolge feierte. Auch Christa Platzer wird nach ihren Edith-Piaf-Interpretationen mit Georg Kreislers Heute Abend: Lola Blau erneut ihr Talent als Chanson-Sängerin unter Beweis stellen können. Einen Vorgeschmack liefert sie bereits mit dem komödiantischen Song über die Männer "Die Wahrheit ertragen sie nicht".

Spannend wird auch die Weiterentwicklung des jungen Tenors Hongjae Lim am Musiktheater im Revier zu beobachten sein. Mit dem großen Duett aus den Perlenfischern, Tamino aus Mozarts Zauberflöte im Quintett "Mmh, mmh, mmh" mit Michael Dahmen als Papageno und Almuth Herbst, Christa Platzer und Noriko Ogawa-Yatake als Damen der Königin der Nacht und dem Herzog aus Verdis Rigoletto in der Arie "Ella mi fu rapita!" kann er mit sauberen Spitzentönen und sauberen Bögen punkten, ohne dabei die Stimme zu forcieren. Auch Bridget Breiner macht mit dem Ballett im Revier und im Gespräch mit Michael Schulz auf die Uraufführung ihrer neuen Choreographie über die jüdische Malerin Charlotte Salomon Der Tod und die Malerin zur Musik von Michelle DiBucci neugierig.

Operette wird in der kommenden Spielzeit nach zwei Jahren mit konzertanten Produktionen endlich wieder szenisch zu erleben sein. Schulz hat für eine Neuinszenierung von Kálmáns Die Csárdásfürstin Dietrich Hilsdorf gewinnen können, der, so Schulz, versprochen habe, so zu inszenieren, dass "das Haus voll" werde. Petra Schmidt vermittelt mit dem Opern- und Extrachor recht eindrucksvoll die Auftrittsarie der Sylva Varescu "Heia, Heia, in den Bergen", bevor es dann zum Ende der Gala noch als Zugabe von allen Beteiligten "Jai Mamám, Bruderherz, ich kauf' mir die Welt" gibt, womit das Publikum beschwingt nach Hause entlassen wird, natürlich mit der obligatorischen Rose für die weiblichen Zuschauer.

FAZIT

In Gelsenkirchen wird Ensemble-Theater noch mit ganzem Einsatz gelebt. Hoffentlich wird das auch so bleiben.

Programm des Konzertes

Claudio Monteverdi: L'Orfeo: Toccata, "Alcun non sia che disperato" (Dimitra Kalaitzi-Tilikidou, Alfia Kamalova, Jacoub Eisa, Christian Henneberg, Philipp Werner, Dirigent: Askan Geisler)

Richard Strauss: Die Frau ohne Schatten: "Licht über'm See" (Gudrun Pelker, Martin Homrich, Dong-Won Seo, Dirigent: Rasmus Baumann)

Franz Wittenbrink: Männer: "Girls, Girls, Girls" (Jacoub Eisa, Christian Henneberg, E. Mark Murphy, Piotr Prochera, Klavier: Thomas Rimes)

Georg Friedrich Händel: Belsazar: "Behold, by Persia's hero made" (Opern- und Extrachor), "O dearer than my life" (Alfia Kamalova, William Saetre, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Michelle Di Bucci: Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin (UA): "Wenn ich dich sehe" (Anke Sieloff, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Harold Arlen / Edgar "Yip" Harburg: Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz): "Somewhere over the Rainbow" (Dorin Rahardja), "Merry old land of Oz" (Dorin Rahardja, Michael Dahmen, Joachim G. Maaß, E. Mark Murphy, Piotr Prochera, Opernchor, Dirigent: Thomas Rimes)

Georges Bizet: Die Perlenfischer: "Au fond du temple saint" (Hongjae Lim, Piotr Prochera, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Georg Kreisler: Heute Abend: Lola Blau: "Die Wahrheit ertragen sie nicht" (Christa Platzer, Klavier: Thomas Rimes)

Emmerich Kálmán: Die Csárdásfürstin: "Heia, Heia, in den Bergen" (Petra Schmidt, Opern- und Extrachor, Dirigent: Rasmus Baumann)

Ausschnitt aus "Charlotte Salomon. Der Tod und die Malerin (UA)": Choreographie: Bridget Breiner (Ballett im Revier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte: "Mmh, mmh, mmh" (Almuth Herbst, Noriko Ogawa-Yatake, Christa Platzer, Michael Dahmen, Hongjae Lim, Dirigent: Rasmus Baumann)

Isidora Žebeljan: Rukoveti-Liederzyklus: "A Cradle Song" (Noriko Ogawa-Yatake), "Intermezzo Nr. 3", "Oh my Sweetie" (Alfia Kamalova, Dirigent: Valtteri Rauhalammi)

Giuseppe Verdi: Rigoletto: "Ella mi fu rapita!" (Jacoub Eisa, Christian Henneberg, Hongjae Lim, Philipp Werner, Herren des Opern- und Extrachores, Dirigent: Rasmus Baumann)


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Produktionsteam

Moderation
Michael Schulz

Dirigenten
Rasmus Baumann
Askan Geisler
Valtteri Rauhalammi
Thomas Rimes

 

Ballett im Revier

Opern- und Extrachor des MiR

Neue Philharmonie Westfalen

 

Solisten

Almuth Herbst
Dimitra Kalaitzi-Tilikidou
Alfia Kamalova
Noriko Ogawa-Yatake
Gudrun Pelker
Christa Platzer
Dorin Rahardja
Petra Schmidt
Anke Sieloff

Michael Dahmen
Jacoub Eisa
Christian Henneberg
Martin Homrich
Hongjae Lim
Joachim G. Maaß
E. Mark Murphy
Piotr Prochera
William Saetre
Dong-Won Seo
Philipp Werner

 

 


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