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Große Stimmen
Alte Musik bei Kerzenschein
Magdalena Ko
žená
Claudio Monteverdi und seine Zeit


La Cetra Barockorchester Basel
Dirigent: Andrea Marcon

Aufführungsdauer: ca. 1h 55' (eine Pause)

Freitag, 7. November 2014, 20.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Monteverdi & Co. bei Kerzenschein

Von Thomas Molke / Foto von Mathias Bothor

Seit vielen Spielzeiten bildet die Reihe "Alte Musik bei Kerzenschein" einen festen Bestandteil des Konzertprogramms in der Philharmonie Essen und erfreut sich beim Publikum großer Beliebtheit. Die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts kommt hierbei bei einem in der Regel eher kleinen Orchester, das von Kerzen eingerahmt wird, die den Alfried Krupp Saal in ein besonderes Licht tauchen, stimmungsvoll zur Geltung. Neben dem Künstler "In Residence", Jordi Savall, der in dieser Saison in dieser Reihe insgesamt vier Konzerte präsentiert, hat man auch die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená verpflichtet, die mit dem La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon Werke von Monteverdi und seinen Zeitgenossen präsentiert. Dabei konzentriert sich Kožená während ihrer Gesangsnummern auf Monteverdi, während Marcon mit dem La Cetra Barockorchester Basel zwischen Koženás Auftritten den Versuch unternimmt, auch Monteverdis Zeitgenossen wieder ins Bewusstsein der Konzertbesucher zu bringen.

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Magdalena Kožená

Kožená präsentiert an diesem Abend Monteverdi in seiner ganzen Bandbreite von Madrigal über Oper bis hin zu seinen leichten Unterhaltungskompositionen. Der Teil vor der Pause gehört dabei einem kurzen Madrigal aus seinem siebten Madrigalbuch, zwei Arien der Ottavia aus seiner letzten Oper L'incoronazione di Poppea und drei ariosen Stücken, die aus seinen beiden Scherzi musicali und einer weiteren Sammlung unter dem Titel Quarto scherzo delle ariose vaghezze stammen. Während Kožená das erste Madrigal "Con che soavità" noch mit Textbuch vorträgt, präsentiert sie die weiteren Gesangsnummern frei und geht nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch voll in ihrer Interpretation auf. Als Ottavia lässt sie ihrer Verzweiflung freien Lauf, wenn sie beklagt, dass ihr Gatte Nerone nun Poppea liebe, und sie fürchtet, deswegen aus Rom abgeschoben zu werden. Mit "Addio Roma, addio Patria, amici addio" hat sie sich dann mit ihrem Leidensweg abgefunden und die Rachegedanken, die in der ersten Arie noch durchblitzten, bereits begraben. Neben einer wohl-timbrierten Mittellage gelingen Kožená dabei herrliche dramatische Ausbrüche, die das Publikum am Schicksal Ottavias bewegt Anteil nehmen lassen. In den folgenden drei Stücken vor der Pause scheint sie dann eher in Hosenrollen zu schlüpfen. In "Quel sguardo sdegnosetto" besingt ein junger Mann den Blick der Geliebten, der sein Herz durchdringt und ihn besiegt. Kožená gestaltet diese Arie mit wunderbar beweglichen Koloraturen. In dem zweiten ariosen Stück "Si dolce è'l tormento" beklagt sie mit großer Dramatik die Leiden eines jungen Liebenden, während das dritte Stück "Damigella, tutta bella" wesentlich fröhlicher und leichter daherkommt. Der beschwingte Charakter wird hierbei auch durch die Perkussion und die Schellen unterstützt.

Nach der Pause widmet sich Kožená Monteverdis szenischer Komposition Il Combattimento di Tancredi e Clorinda, die zwischen L'Orfeo und seinen späteren Opern entstand und auf einer Episode basiert, die Torquato Tasso in seinem Epos La Gerusalemme liberata erzählt. Der christliche König Tancredi verliebt sich darin in Clorinda, eine jungfräuliche Kriegerin auf der Seite der Muslime. Im Kampf hält er sie allerdings für einen Mann und tötet sie während einer Schlacht. Die Komposition, die eigentlich für drei Stimmen konzipiert ist, wird von Kožená bewegend umgesetzt, wobei sie in ihrer Interpretation deutlich zwischen der Figur des Sprechers, des Tancredi und der Clorinda unterscheidet. Auch die lautmalerische Musik wird von Marcon mit dem La Cetra Barockorchester Basel ergreifend herausgearbeitet. Durch hektische Momente in der Musik wird die Heftigkeit des Kampfes zwischen Tancredi und Clorinda regelrecht spürbar. Wenn der Kampf zwischen den beiden ruht, breitet sich eine Stille im Saal aus, die schon beinahe unheimlich wirkt. Als Clorinda changiert Kožená zwischen weichen Tönen, wenn sie ihren Gefühlen für Tancredi freien Lauf lässt, und einer unbändigen Kampfbereitschaft, die sie bis zum bitteren Ende Widerstand leisten lässt. Wenn sie am Ende zum christlichen Glauben konvertiert ist und im Tod den ewigen Frieden findet, lässt Kožená die Töne mit innigem Ausdruck allmählich verhallen, so dass man das Gefühl hat, Clorinda sei nun wirklich in den Himmel emporgestiegen.

Marcon beweist sich mit dem La Cetra Barockorchester Basel nicht nur als kongenialer Begleiter für Kožená, sondern bietet zwischen ihren Gesangsnummern ebenfalls wunderbare Barockperlen, die in der differenzierten Gestaltung aufhorchen lassen. Seien es nun die beiden Soloviolinen, die in dem Eröffnungsstück "Aria quinta sopra La Bergamasca' a tre" von Marco Uccellini fast schon gesanglichen Charakter annehmen, weswegen die Bezeichnung als "Arie" durchaus passend wirkt, oder Biagio Marini, Dario Castello und Tarquinio Merula, die schon vor der endgültigen Ausprägung durch Arcangelo Corelli bedeutende Sonaten schufen. Das Orchester und Kožená lassen die einzelnen Musiknummern ineinander übergehen, so dass die Musik nicht von Zwischenapplaus oder ständigen Auf- und Abtritten des Dirigenten und der Solistin unterbrochen wird.

Bei den drei Zugaben, die Kožená aufgrund der großen Begeisterung des Publikums präsentiert, verlässt sie allerdings Monteverdi und widmet sich zunächst mit Tarquinio Merula einem Barockkomponisten, von dem das La Cetra Barockorchester Basel zuvor schon zwei Instrumentalstücke präsentiert hat. Das Vokalstück "Folle è ben che si crede" aus Merulas Libro secondo op. 13 thematisiert die Beständigkeit des Herzens in einer Welt voller amouröser Versuchungen. Kožená begeistert bei ihrer Darstellung durch große Beweglichkeit in den Koloraturen. Danach begibt sie sich mit Ariodantes Arie "Dopo notte, atra e funesta" aus Händels gleichnamiger Oper und dem berühmten "Lascia ch'io pianga" aus Rinaldo auf bekanntes Terrain, bevor sie das Publikum nach Hause entlässt beziehungsweise im Anschluss an das Konzert gemeinsam mit Marcon in der Wandelhalle der Philharmonie noch Autogramme gibt.


FAZIT

Magdalena Kožená stellt gemeinsam mit dem La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon die Vielseitigkeit der Musik von Monteverdi und seinen Zeitgenossen unter Beweis.



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Ausführende

Magdalena Kožená, Mezzosopran

La Cetra Barockorchester Basel

Andrea Marcon, Musikalische Leitung


Werke

Marco Uccellini
"Aria quinta sopra La Bergamasca a tre" aus
Sonate, arie et correnti, op. 3

Claudio Monteverdi
"Con che soavità" aus
Settimo libro dei Madrigali

"Disprezzata regina"
Arie der Ottavia aus L'incoronazione di Poppea

Tarquinio Merula
"Sonata XXIV, Ballo detto Pollicio" und
"Aria sopra la ciaccona" aus
Canzoni overo sonate concertate
per chiesa e camera a die et a tre
, op.12

Claudio Monteverdi
"Addio Roma, addio Patria, amici addio"
Arie der Octavia aus L'incoronazione di Poppea

Dario Castello
"Sonata XV a quattro" aus
Sonate concertate in stil moderno, libro secondo

Claudio Monteverdi
"Quel sguardo sdegnosetto" aus
Scherzi musicali

"Si dolce è'l tormento" aus
Quarto scherzo delle ariose vaghezze

"Damigella, tutta bella" aus
Scherzi musicali

Biagio Marini
"Passacaglio a quattro" aus
Per ogni sorte di strumento musicale diversi generi
di sonate, da chiesa, e da camera
, op. 22

Claudio Monteverdi
"Il Combattimento di Tancredi e Clorinda" aus
Madrigali guerrieri ed amorosi -
Libro VIII dei Madrigali


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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