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Große Stimmen
Klaus Florian Vogt


Staatskapelle Weimar
Dirigent: Stefan Solyom

Aufführungsdauer: ca. 2h 10' (eine Pause)

Mittwoch, 22. Oktober 2014, 20.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Ein Hauch von Bayreuth

Von Thomas Molke / Fotos von Sven Lorenz

Klaus Florian Vogts Name ist mittlerweile fast untrennbar mit Wagners Lohengrin verbunden. Seit er in der Titelpartie im Theater Erfurt debütierte, hat er diese Rolle inzwischen in der ganzen Welt gesungen und ist auch aus der aktuellen  erfolgreichen Bayreuth-Produktion in der Regie von Hans Neuenfels nicht mehr wegzudenken. Der ätherische Klang seiner Stimme hat für die Gralserzählung im dritten Akt neue Maßstäbe gesetzt. So verwundert es nicht, dass zahlreiche Wagner-Anhänger von nah und fern in die Philharmonie Essen gereist sind, um Vogt fernab des Grünen Hügels live zu erleben. Wer aber jetzt erwartet hatte, dass Vogt ein reines Wagner-Programm präsentieren würde, hatte sich getäuscht. Neben großen Tenorarien aus den gängigen Wagner-Opern, widmete sich Vogt auch der sogenannten leichten Muse. Ob er damit mit Jonas Kaufmann gleichziehen will, der mit seiner neuesten CD ebenfalls auf den Spuren Richard Taubers wandelt, mag nur gemutmaßt werden.

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Klaus Florian Vogt im zweiten Teil des Abends (im Hintergrund: Stefan Solyom mit der Staatskapelle Weimar)

Der Teil bis zur Pause gehört dann aber doch den großen Wagner-Opern, wobei Vogt sich nicht nur musikalisch als Walther von Stolzing, Siegmund und natürlich Lohengrin präsentiert, sondern die einzelnen Szenen mit kleinen Anekdoten aus seinen Erlebnissen mit diesen Partien anreichert. So unterhält er das Publikum beispielsweise mit einer Geschichte aus der Walküre in Barcelona, wo das Schwert, das eigentlich in der Esche stecken soll, bereits von Sieglinde mit einer Plane, die über der Esche gelegen habe, aus der Esche gezogen worden sei. Vogt habe dann improvisieren müssen und das Schwert nicht aus dem Baumstamm gezogen, sondern unter der Plane regelrecht ausgegraben. Auch ein Ereignis aus der letzten Wiederaufnahme des Lohengrin in Bayreuth fehlt nicht. So habe ein Techniker sein Funkgerät auf der Bühne vergessen, und der leise Beginn der Gralserzählung soll durch die Durchsage gestört worden sein, dass der Putzwagen noch entfernt werden müsse.

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Zufriedene Gesichter am Ende des Abends: links: Klaus Florian Vogt, rechts: Stefan Solyom, dahinter: Musiker der Staatskapelle Weimar

Vogts schwarze Jacke, die er im ersten Teil des Abends trägt, soll wohl einen Hauch von Bayreuth verbreiten, da sie extra für ihn für sein Bayreuth-Debüt als Walther von Stolzing geschneidert , kurz vor der Premiere aber von Katharina Wagner verworfen worden sei, weil sie doch nicht in ihr Regie-Konzept gepasst habe. So habe er sie jedenfalls behalten können. Dass allerdings trotzdem kein richtiges Bayreuth-Feeling im Saal aufkommt, mag an der Staatskapelle Weimar liegen, die nicht optimal auf die Akustik des Saals abgestimmt scheint. Bereits die Ouvertüre zu den Meistersingern, mit der der Abend beginnt, klingt recht undifferenziert und lässt die einzelnen Motive, die Wagner hier detailliert ausarbeitet, in einem allgemeinen Rausch untergehen, so dass die Musik wie ein allgemeines Gemenge in den Ohren dröhnt. Leider setzt der musikalische Leiter des Abends, Stefan Solyom, diesen Stil auch in den weiteren Wagner-Nummern fort, so dass Vogt kaum eine Möglichkeit hat, seinen Tenor, der gerade in den leisen und hohen Tönen durch einen überirdisch anmutenden Klang zu begeistern vermag, so zur Geltung zu bringen, wie man es eigentlich von ihm gewohnt ist. Natürlich kann er sich gegen das laut aufspielende Orchester durchsetzen, und auch seine stets hervorzuhebende Diktion lässt keine Wünsche offen. Trotzdem muss er an einigen Stellen forcieren, so dass er gerade zu Beginn als Walther von Stolzing nicht immer eine ganz so glückliche Figur macht. Bei den "Winterstürmen" hat man teilweise auch den Eindruck, dass die Abstimmung zwischen Solyom und Vogt nicht immer ganz sauber ist. Erst die Gralserzählung kann mit den Schwächen der vorherigen Nummern aussöhnen.

Beim Teil nach der Pause knüpft Vogt erneut an persönliche Erlebnisse seiner Karriere an. So sei der Tamino aus Mozarts Zauberflöte seine erste Hauptrolle gewesen, die er an der Semperoper interpretiert habe, wobei sein Debüt allerdings wohl unter nicht so guten Vorzeichen gestanden habe. Direkt in der ersten Szene sei er nämlich auf der Flucht vor der Schlange auf dem Wachs ausgerutscht, das von den Kerzen auf der Bühne herabgetropft sei. Dass die Aufführung dennoch den Beginn seiner Karriere markierte, dürfte an seiner stimmlichen Ausgestaltung des Tamino gelegen haben. Auch an diesem Abend beweist Vogt, dass sein lyrischer Heldentenor für den Prinzen aus der Zauberflöte nicht nur geeignet ist, sondern sich auch die Leichtigkeit bewahrt hat, die für diese Partie erforderlich ist. Beim anschließenden Ausflug in die "leichte Muse" dürfte wohl auch ein bisschen Eigenwerbung für seine neueste CD Favorites intendiert sein, auf der Vogt Melodien aus Musicals und Operetten vorstellt. In den Höhen begeistert er bei Hans Mays "Ein Lied geht um die Welt" aus dem gleichnamigen Film von 1933 und den beiden Arien aus den Lehár-Operetten Friederike und Das Land des Lächelns mit tenoralem Schmelz, während er in der Mittellage wieder gegen das zu laut aufspielende Orchester ankämpfen muss.

Natürlich hat Vogt auch zwei Zugaben vorbereitet. Wie man allerdings "Immer nur lächeln" als erste Zugabe an diesem Abend deuten soll, ist ein bisschen zwiespältig. Inhaltlich ist diese Arie so deprimierend und negativ, dass man sie schon fast als Vogts Kommentar auf die musikalische Begleitung verstehen könnte. Die zweite Zugabe verbreitet hingegen mit "Freunde, das Leben ist lebenswert", der berühmten Arie des Octavio aus der heutzutage leider sehr selten gespielten Operette Giuditta, volle Lebensfreude und passt zu der großen Begeisterung, die Vogt beim Publikum in der Philharmonie Essen auslöst.


FAZIT

Klaus Florian Vogt stellt unter Beweis, dass er ein Ausnahme-Tenor ist, der neben dem Wagner-Fach auch die leichte Muse beherrscht, so dass die Erwartungen seiner Fans in Essen nicht enttäuscht werden. Allerdings hätte man ihm ein anderes Orchester als Begleitung gewünscht.



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Ausführende

Klaus Florian Vogt, Tenor

Staatskapelle Weimar

Stefan Solyom, Musikalische Leitung


Werke

Richard Wagner
Ouvertüre zu Die Meistersinger von Nürnberg

"Fanget an"
Arie des Walther von Stolzing aus
Die Meistersinger von Nürnberg

"Am stillen Herd"
Arie des Walther von Stolzing aus
Die Meistersinger von Nürnberg

Ritt der Walküren aus Die Walküre

"Winterstürme wichen dem Wonnemond"
Szene des Siegmund aus Die Walküre

Vorspiel zum 3. Aufzug von Lohengrin

"In fernem Land, unnahbar euren Schritten"
Gralserzählung des Lohengrin aus Lohengrin

Friedrich von Flotow
Ouvertüre zu Martha

"Ach so fromm"
Arie des Lyonel aus Martha

Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu Die Zauberflöte

"Dies Bildnis ist bezaubernd schön"
Arie des Tamino aus Die Zauberflöte

Franz Lehár
"Gold und Silber", Walzer op. 79

Hans May
"Ein Lied geht um die Welt"

Franz Lehár
"O Mädchen, mein Mädchen"
Arie des Johann Wolfgang von Goethe aus Friederike

"Dein ist mein ganzes Herz"
Lied des Prinzen Sou-Chong aus Das Land des Lächelns


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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