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Anja Harteros & Münchner Philharmoniker -
Richard Strauss zum 150. Geburtstag



Samstag, 24. Mai 2014, 20 Uhr
Philharmonie Essen
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Von Thomas Tillmann

Im Zentrum eines weiteren Geburtstagsständchens für Richard Strauss standen dessen "Vier letzte Lieder", interpretiert von Anja Harteros, die zweifellos eine der großen Sängerinnen unserer Zeit und eine der gefragtesten Interpretinnen dieser letzten Orchesterlieder des Jubilars ist (allein in diesem Jahr sang und singt sie Aufführungen in Salzburg, München, Florenz und Mailand mit Dirigenten wie Thielemann, Mehta, Maazel und Chailly). Am Pult der renommierten Münchner Philharmoniker stand indes anstelle des erkrankten Lorin Maazel der junge Spanier Gustavo Gimeno, der seine internationale Karriere 2012 begann, als er noch Schlagzeuger beim Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam war (als Assistent von Mariss Jansons, Claudio Abbado war sein wichtigster Förderer).

Harteros' Ruf als "Stradivari unter den Stimmen" ist nicht unbegründet: Da war besonders bei den Höhenaufschwüngen dieses ganz besondere Leuchten, dass diesen Sopran zu einem besonderen macht. Dabei ist die Stimme nach wie vor nicht riesig, hat vor allem in der Tiefe nicht die Kraft von dramatischen Sopranen (viele vergessen, dass Kirsten Flagstad die Uraufführungsinterpretin war, und ich erinnere mich gut an einen der letzten Auftritte von Ingrid Bjoner in diesem Werk), ist aber sehr gut fokussiert und daher durchschlagskräftig, ohne dass die Sängerin forcieren müsste, auch wenn das riesige Orchester weniger Rücksicht nimmt (was einige Male der Fall war, insgesamt hätte Gimeno auf etwas mehr Transparenz und Zurückhaltung setzen sollen statt allein auf rauschende Opulenz).

Wenn es ein Manko gibt, dann ist es für mich die Diktion, die meist zu Beginn des Liedes noch ziemlich gut war, dann aber mehr und mehr in den Hintergrund trat zugunsten der Produktion von möglichst betörenden Tönen. Und genau das haben die großen Interpretinnen der Vergangenheit eben verbinden können, und das erklärt wohl auch, warum diese mich mehr berührt haben als Anja Harteros an diesem Abend (und beim Anhören der Einspielungen des Werkes unter Fabio Luisi und Mariss Jansons): Die letzte Durchdringung des gesungenen Wortes fehlt mir, eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem Inhalt, manches bleibt mir zu skizzenhaft, zu vordergründig, selbst im letzten Lied, in dem es auch viele sehr erfüllte Passagen gab.

Besonders gefreut hat mich zu hören, dass der Einsatz im dramatischen Verdifach der Stimme nicht geschadet hat (die Tondokumente etwa der "Forza" hatten mich doch besorgt gestimmt, in denen Harteros' Sopran farbloser, vibratoreicher und strapazierter klang als erinnert). Man wünscht sich, dass die Künstlerin möglichst lange im lyrischen Fach bliebe, in dem sie zweifellos kaum Konkurrenz haben dürfte. Und man bedauerte noch einmal, dass die "Artist in residence" den Abend mit den Opernszenen von Richard Strauss absagen musste, da wäre sie sicher auch ganz hervorragend gewesen (dem Vernehmen nach war der Liederabend mit Werken von Schubert, Wolf und Strauss im April ein bewegendes Ereignis, und so freut man sich auf das französische Programm, das am 1. 6. nachgeholt wird).

Begonnen hatte das Konzert mit dem "Siegfried-Idyll", in der Urfassung "Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelsang und Orange-Sonnenaufgang, als Symphonischer Geburtstagsgruss. Seiner Cosima dargebracht von Ihrem Richard." genannt, zur Erinnerung an die Geburt ihres ersten Sohnes Siegfried geschrieben und im engsten Familienkreis am Weihnachtstag 1870, der zugleich Cosimas 33. Geburtstag war, durch Mitglieder des Zürcher Tonhalleorchesters auf einer Treppe in Wagners Landhaus Tribschen bei Luzern uraufgeführt. Schon hier bewunderte man den warmen, runden Orchesterklang und viele tolle Einzelleistungen im Orchester in einer sehr leidenschaftlichen, schwärmerisch-schwelgenden Wiedergabe des Motive aus dem zweiten und dritten Aufzugs des Siegfried aufnehmenden und die Liebe zwischen Brünnhilde und Siegfried mit derjenigen zwischen Cosima und Richard Wagner gleichsetzenden Orchesterwerks mit geradezu rauschhaften, dann wieder sehr verhaltenen Momenten. Besonders der verklärte Schluss gelang dem noch sehr jungen Dirigenten sehr gut.

Hochkarätig, aber nicht ganz auf der Höhe der übrigen Programmpunkte geriet dem Kollektiv Tschaikowskis "Romeo und Julia"-Ouvertüre, da schwelgten die Damen und Herren zwar ebenso engagiert in den romantischen Klängen wie bei Wagner und Strauss, aber die Interpretation blieb doch etwas al fresco, vielleicht war dieses ursprünglich nicht geplante Stück nicht ebenso intensiv geprobt. Richtig in ihrem Element waren die Münchner Philharmoniker dann wieder in "Till Eulenspiegels lustigen Streichen", da funkelte und blitzte es, und Gimeno hatte das rhythmisch komplexe, kontrastreiche, meisterhaft instrumentierte Werk sehr gut im Griff, sorgte für perfekte Übergänge und begeisternde Höhepunkte. Dirigent und Orchester bedankten sich schließlich für den lang anhaltenden Applaus mit einer sehr ausgewogenen, atmosphärischen Wiedergabe von Sibelius' "Valse triste".




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Ausführende

Anja Harteros, Sopran

Münchner Philharmoniker
Gustavo Gimeno, Dirigent


Werke


Richard Wagner
"Siegfried-Idyll" E-Dur, WWV 103

Richard Strauss
"Vier letzte Lieder"
für Sopran und Orchester, AV 150

Pjotr I. Tschaikowski
"Romeo und Julia"
Fantasie-Ouvertüre h-Moll
für großes Orchester

Richard Strauss
"Till Eulenspiegels lustige Streiche"
Sinfonische Dichtung, op. 28




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