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Wagnerzyklus in der Philharmonie

Das Rheingold
Vorabend des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen

Die Walküre
Erster Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen

Musik und Text von Richard Wagner

In deutscher Sprache

Dauer: Das Rheingold: ca 2 ½  Stunden (ohne Pause), Die Walküre: ca 4 ½ Stunden (2 Pausen)

22. und 24. November 2012 in der Philharmonie Berlin

 

 



Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
(Homepage)

Auch ohne die Bühne mit starker dramatischer Kraft

Von Christoph Wurzel

Die Faszination, die von Wagners Ring ausgeht, meint man oftmals der Bühne zuschreiben zu müssen. Ohne Bühne jedenfalls würde Entscheidendes fehlen. Wagner hat es schließlich so gewollt und mit seinem Konzept des Gesamtkunstwerks als Form des Musiktheaters auch untermauert. Befremdlich mutet da auf den ersten Blick das Unternehmen an, seine Bühnenwerke konzertant aufzuführen. Da aber die Musik, besonders die im Ring des Nibelungen, durch die Verwendung der reich verwobenen Leitmotive selbst eine erstaunlich dramatische Plastizität annimmt und für die Handlungszusammenhänge reichlich Bilder im Kopf evoziert, kann sie allein schon genügen, um das  Feuer des Werks zu entfachen – vorausgesetzt die ausführenden Musiker bringen diesen Elan auf. Marek Janowski, einer der am meisten erfahrenen Dirigenten der Gegenwart – zu Hause übrigens in einem schier unbegrenzten Repertoire, in Opernhäusern allerdings seit Jahren absent – ist mittlerweile mit dem Vorhaben, mit seinem Orchester die zehn „Bayreuther Werke“ Richard Wagners konzertant in der Berliner Philharmonie aufzuführen, ein erhebliches Stück vorangekommen und dies mit wachsendem Erfolg. Nun fehlten nur noch die vier Teile des Rings. Und wie es jetzt anfing, verspricht das Projekt damit seinem Höhepunkt zuzusteuern.

Noch nicht der Beginn des Rheingold hatte die enorme Kraft zu fesseln, die Walküre dagegen besaß diese Sogwirkung sehr wohl, weil das Orchester vom ersten Ton unter Hochspannung stand und sich mit faszinierender Verve ins Zeug warf. Der magische Anfang der Tetralogie, die Erschaffung dieser ganzen musikdramatischen Welt aus einem einzigen Ton im Rheingold, der zum Akkord anwächst und in fließender Bewegung den Grund des Rheins symbolisierend zum Urgrund all der Konflikte mythischen Ausmaßes bis hin zum Zusammenbruch dieser Welt in der Götterdämmerung wird, kam dann doch etwas zu tastend, beiläufig und wenig zwingend heraus. Erst allmählich gewann die Musik Kontur, zu danken dann spätestens den Rheintöchtern (Julia Borchert, Katharina Kammerloher und Kismara Pessatti), die stimmlich präsent ihre Rollen erfüllten. Den ersten ganz großen Eindruck machte Jochen Schmeckenbecher als Alberich mit Erzbösewicht-Ausstrahlung und dramatisch durchschlagender Stimme. Sein zweifacher Fluch, zuerst aus Habgier und Machtlust und gegen Schluss der Oper aus galliger Wut, erhielt diese dramatische Wucht aus der stimmlichen Kraft des Sängers und der klanglichen Spannung des Orchesterspiels

Ihre Wirkung erreichten beide Aufführungen zum Einen durch die glänzende Sängerbesetzung, aus der speziell im Rheingold  neben Schmeckenbechers Alberich Christian Elsner als Loge weit herausragte. Er rückte diese Partie in nahezu philosophische Höhen, smart und doch tiefgründig, verschlagen und sympathisch zugleich gab er dieser Rolle eine vieldimensionale Größe und sang dabei mit metallischem Glanz. Beeindruckend auch Iris Vermillion, die eine starke Fricka gab, als Göttin in Rheingold mit majestätischer Größe und in Walküre  expressiv bis hin zur Kompromisslosigkeit kalt, dabei aber nie die Kontenance verlierend. Tomasz Konieczny bewies als Wotan ganz außergewöhnliches Format: elegant und verbindlich im Rheingold, in der großen Szene des Zwiegesprächs mit Brünnhilde im 2. Walküren-Akt bis hin zur fassungslosen Verzweiflung spannte er die Ausdrucksmöglichen dieser Rolle weit aus. Und wenn man den nasalen Einschlag seiner Stimme akzeptiert, kann auch sein kerniges Timbre gefallen. Für jeden Sänger des Wotan ist natürlich der Schluss von Walküre der absolute Höhepunkt dieser Partie und Konieczny erreichte ihn mit Bravour.

In der Riege der Sängerinnen gab es als weitere Höhepunkte Petra Lang als Brünnhilde, die mit erstaunlicher Sicherheit die große Amplitude dieser Rolle stimmlich mühelos ausfüllte und ausdrucksmächtig ein jugendlich stürmendes Wotanskind sang. Die dunkle Einfärbung ihrer Stimme nutzte sie zu zusätzlicher Expressivität. Ausgestattet mit warmer, wohltönender Tiefe war Maria Radner eine jugendliche Erda, gleichwohl von großer Ausdruckskraft. Stark das trompetende Walküren-Oktett. Die beiden Riesen standen  abseits postiert, worunter die stimmliche Präsenz ziemlich litt, hinzu kam, dass Timo Riihonen, besonders als Walküren - Hunding durch phonetische Überartikulation vokale Natürlichkeit einbüßte. Mit am meisten bejubelt wurde am Schluss das Wälsungenpaar, gesungen von der mit ihrem Sopran großartig aufblühenden Melanie Diener („Siegmund, so nenn ich dich!“) und dem ganz und gar frischen und höhenstarken Tenor Robert Dean Smith in optimaler Mischung aus heldischem Glanz und lyrischem Feinschliff. Hier paarten sich stupende Technik und Erfahrung mit Stilsicherheit und Sensibilität. Seine "Wälse"–Rufe waren schier überwältigend.

Und gerade auch an dieser Stelle zeigte sich beispielhaft Janowskis Souveränität als Dirigent, wie wachsam er den Sänger begleitete und punktgenau den orchestralen Konterpart setzte. Auch brauchte Janowski keine Show zu veranstalten, seine Zeichengebung war zumeist sparsam, geradezu ökonomisch, doch kam jeder Ausdrucksimpuls akkurat im Orchester an. Dieses folgte flexibel und diese perfekte Übereinstimmung zwischen den Musikern und dem Maestro war auf der anderen Seite das ganz große Plus dieser Aufführungen. Dazu kam eine klangliche Schönheit im instrumentalen Spiel, wie sie aus dem Operngraben nicht überall zu hören ist. Dass man vom Publikum in diesen Riesenapparat hineinsehen und beispielsweise die Wagnertuben einmal richtig in Aktion erleben konnte, war ein zusätzlicher, unschätzbarer Gewinn.

FAZIT

Der schlagende Beweis dafür, dann man nicht unbedingt ins Opernhaus gehen muss, um auf faszinierende Weise Wagner zu hören. Das geht auch bei einem Besuch in der Philharmonie. Wie hier bei den konzertanten ersten Abenden vom Ring des Nibelungen, wo die Bilder der Bühne entbehrlich sind, weil die Musik selbst so bildkräftig klingt. Die Fortsetzung steht im März auf dem Programm.



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Ausführende

Musikalische Leitung
Marek Janowski

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin



Solisten

Das Rheingold

Wotan
Tomasz Konieczny

Donner
Antonio Yang

Froh
Kor-Jan Dusseljee

Loge
Christian Elsner

Fricka
Iris Vermillion

Freia
Ricarda Merbeth

Erda
Maria Radner

Fasolt
Günther Groissböck

Fafner
Timo Riihonen

Alberich
Jochen Schmeckenbecher

Mime

Andreas Conrad

Woglinde
Julia Borchert

Wellgunde
Katharina Kammerloher

Floßhilde
Kismara Pessatti



Die Walküre

Wotan

Tomasz Konieczny

Fricka

Iris Vermillion

Siegmund
Robert Dean Smith

Sieglinde

Melanie Diener

Hunding
Timo Riihonen

Brünnhilde
Petra Lang

Gerhilde
Anja Fidelia Ulrich

Ortlinde
Fionnuala McCarthy

Waltraute
Heike Wessels

Schwertleite
Kismara Pessatti

Helmwige
Carola Höhn

Siegrune

Wilke te Brummelstroete

Grimgerde

Nicole Piccolomini

Roßweiße
Renate Spingler


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
(Homepage)



Da capo al Fine

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