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Herbert von Karajan Musikpreis 2011
an Helmuth Rilling


Konzert mit Werken von Bach und Mozart

11.November 2011
Festspielhaus Baden-Baden
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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Teufel würdigt Bach-Exegeten

Von Christoph Wurzel / Fotos:  Jochen Klenk

Zu Karajan habe er eigentlich gar keine direkte Beziehung gehabt. Um etwas zu lernen, sei er zu Bernstein gegangen. Dies bekundete selbstironisch Helmuth Rilling anlässlich  der Übergabe des Herbert von Karajan Musikpreises im Festspielhaus Baden-Baden.

Dennoch: als bedeutender Dirigent, Lehrer und Initiator zahlreicher und vielfältiger musikalischer Projekte wurde er jetzt mit dem nach Bernsteins Antipoden benannten Preis ausgezeichnet, auch weil er dem Festspielhaus, dessen Stiftungsrat den Preisträger bestimmt, durch häufige Gastspiele eng verbunden ist. Der bisher schon stattlichen Zahl seiner Preise und Ehrungen konnte er nun diesen angesehenen Musikpreis hinzufügen. In der illustren Reihe von Künstlern und Ensembles zwischen Anne-Sophie Mutter, den Berliner Philharmonikern, Jewgeny Kissin, Valery Gergiev, John Neumeier, Alfred Brendel, Thomas Quasthoff und Daniel Barenboim ist Helmuth Rilling 2011 der neunte Preisträger. Der Preis ist dotiert mit 50.000 Euro, die der Preisträger für Projekte zur Förderung des musikalischen Nachwuchses verwenden soll. Und in der Widmung dieser Summe für verschiedene Einrichtungen spiegeln sich auch die Schwerpunkte von Rillings eigenem Wirken wider. Er möchte das Preisgeld zum einen Teil einem Festival für junge Kammermusiker im schwäbischen Hohenstaufen zukommen lassen, wodurch sich sein bedeutsames  Wirken in seiner württembergischen Heimat dokumentiert. Einen weiteren Teil will er dem Oregon Bach Festival zur Verfügung stellen, damit dem Dirigentennachwuchs die Teilnahme an den dort stattfindenden Meisterkursen erleichtert werden kann. Rilling ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter dieses Festivals in den Vereinigten Staaten, woher auch eine kleine Delegation eigens nach Baden-Baden angereist war. Schließlich fließt ein weiterer Teil in die von ihm ganz besonders bevorzugte Bachpflege in Stuttgart und soll dem Jungen Stuttgarter Bachensemble zugute kommen.

Vergrößerung in neuem Fenster Helmuth Rilling mit dem Herbert von Karajan Musikpreis und Laudator Erwin Teufel
 

Bach und Rilling - zwei Namen, die in der gegenwärtigen Musikwelt untrennbar erscheinen. So würdigte der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel, der mit Rilling nicht allein kulturpolitisch, sondern auch freundschaftlich seit langem verbunden ist, diesen auch als einen „Botschafter Johann Sebastian Bachs“. In seiner Rede ging Teufel auf Rillings vielseitiges Wirken im Südwesten wie auch weltweit ein. Rilling sei ein Brückenbauer zwischen den Kulturen im Namen der Musik des Thomaskantors. Neben der intensiven Pflege des Bachischen Werks im Schwäbischen habe Rilling auch immer wieder dessen Musik in Weltregionen getragen, in denen diese Musik noch weitgehend unbekannt gewesen sei, wie in die Sowjetunion der Siebziger Jahre oder gegenwärtig nach China. Und Rilling sei es immer wieder gelungen, die Herzen der Menschen für die Musik Bachs zu öffnen. 

Nach vielen, „zu vielen preisenden Worten“ (Rilling) kam dann das zu seinem Recht, was Rillings eigentliche Aufgabe ist, was er selbst als seine Mission betrachtet, die Aufführung der Musik seiner beiden herausragend bevorzugten Komponisten Bach und Mozart. Als Eingangswerk hatte Rilling beziehungsreich Bachs Kantate Wachet! Betet! Betet! Wachet! gewählt, die für den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr geschrieben wurde, also von ihrer liturgischen Aufgabe her genau in die aktuelle Aufführungszeit passt. Es handelt sich um eine der besonders expressiven Kantaten, in der einerseits das Weltenende beschworen und zugleich die Gewissheit im Glauben bekräftigt wird. Schon mit dieser Wahl zeigte sich, wie  Rillings Bachverständnis sich auch wesentlich vom theologischen Gehalt der Musik leiten lässt. In spannungsgeladener Intensität musizierte er mit dem Bach-Collegium Stuttgart und der Gächinger Kantorei dieses Werk, leider wurden aber vollkommene Präzision und differenzierter Klang nicht durchgehend erreicht.

Vergrößerung

Helmuth Rilling leitet die Gächinger Kantorei, das Bach-Collegium Stuttgart und die Solisten Kirsten Blaise, Kismara Pessatti, Dominik Wortig und Klemens Sander beim Mozart-Requiem

Den Höhepunkt des Festkonzerts bildete daher Mozarts Requiem, dessen Ausdruckskraft durch die Bearbeitung von Robert D. Lewin noch betont wird. Lewin hat das Mozartsche Fragment nachkomponierend ergänzt, wie etwa nach dem Lacrimosa eine Fuge eingefügt und an einigen Stellen die Orchestrierung markanter gestaltet. So hört man im Übergang zum Hosianna ein deutliches Trompetensignal, das den triumphalen Charakter der nachfolgenden Passage verstärkt. Rilling hatte diese gegenüber der traditionellen Süssmayr-Fassung dramatischere Version für das Bachfest in Stuttgart selbst in Auftrag gegeben. Die Aufführung nun auch in Baden-Baden verfehlte diese Wirkung nicht. Die exzellente Gächinger Kantorei gestaltete die Chorpartien souverän mit großer Emphase, das Bach-Collegium Stuttgart spielte transparent und klangschön. Das Solistenquartett, Kirsten Blaise mit strahlend hellem Sopran, Kismara Pessatti mit gesättigter Altstimme, Dominik Wortigs beweglicher Tenor und Klemens Sander mit durchdringendem, schlanken Bass wurde von Rilling nun sehr präzise geführt und  trug zur eindringlichen Wirkung entscheidend bei.


Fazit
Der mit standig ovation gefeierte Helmuth Rilling nahm die Auszeichnung mit warmem Humor entgegen und zeigte sich als berufener Sachwalter der geistlichen Musik von Bach und dieses Mal besonders von Mozart.




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(Veröffentlichung vorbehalten)
Gächinger Kantorei
Bach-Collegium Stuttgart
Kirsten Blaise, Sopran
Kismara Pessatti, Alt
Dominik Wortig, Tenor
Klemens Sander, Bass



Johann Sebastian Bach
Kantate „Wachet! Betet!
Betet! Wachet!“ BWV 70

Wolfgang Amadeus Mozart
Requiem KV 626
(Ergänzung Robert D. Lewin)

Helmuth Rilling, Leitung





Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
www.festspielhaus.de/



Da capo al Fine

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