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Barocke Klangsinnlichkeit zu Weihnachten
Wenn leichte Schneeflocken, Glühwein- und Tannenduft durch die Lüfte wehen, kleine Holzhäuschen und Baumkronen im Lichterglanz erstrahlen, ist die Zeit für barocke Orchestermusik gekommen, für Concerti grossi und Solokonzerte nicht nur italienischer Meister des 17./18. Jahrhunderts. Erstmals in der Essener Philharmonie zu Gast war die 1978 geborene, vielen als Preisträgerin des Echo Klassik 2007 bekannte und zuletzt im Frühjahr diesen Jahres als erste Britin mit dem Brit Award in der Kategorie "Female Artist of the Year" ausgezeichnete Trompetenvirtuosin Alison Balsom. Sie konzertierte gemeinsam mit den sich hauptsächlich aus Musikern der sächsischen Staatskapelle zusammensetzenden, nicht minder virtuosen, in barocker Aufführungsmanier bis auf die beiden Kontrabässe und Celli sowie das Cembalo stehend musizierenden Dresdner Kapellsolisten unter der Leitung von Helmut Branny. Beschwingt und tänzerisch leicht in den langsamen Sätzen, schwungvoll, beherzt in den schnellen Sätzen erklang zunächst das 5-sätzige Concerto grosso op. 6 Nr. 6 des ersten bedeutenden Meisters dieser Gattung, Arcangelo Corelli. Während bei Johann Sebastian Bach in dem am Schluss des Abends erklingenden Brandenburgischen Konzert Nr. 1 Streicher und Solovioline, Holzbläser, Hörner konzertieren, ist bei Corelli dem vollen Streichorchester und Cembalo eine Solistengruppe gegenübergestellt. Ein seltenes Klangerlebnis war die Mischung aus volltönendem, fließendem Wohlklang moderner Orchesterinstrumente mit der Geräuschhaftigkeit einer zumindest mit historischem Bogen gespielten, leicht kratzenden, geradezu dünn wirkenden, solistisch eingesetzten "violino piccolo" bei Bach. Ganz besonders begeistert applaudierte das Publikum nach der expressiven, kontrastreichen und transparenten Darbietung des Concerto grosso op. 8 Nr. 4 von Antonio Vivaldi, des "Winter" aus den "Vier Jahreszeiten". Rasante Tempi, gestoßene, rhythmisch akzentuierte, expressive Klanggesten in den Ecksätzen und lyrischer Fluss im Mittelsatz, dazu eine virtuose Konzertmeisterin ließen ein Zittern vor Kälte, Spinnstubengemütlichkeit, starre Eisflächen und streitende Winde anschaulich miterleben. Alison Balsom spielte die zwischen den Concerti grossi erklingenden Trompetenkonzerte von Torelli und Albinoni auf der kleinen Bachtrompete, das von Neruda entsprechend der im Mittelpunkt stehenden Solostimme auf der modernen, lauteren Trompete. Es war beeindruckend, wie die Solistin selbst im schwangeren Zustand ihrem Instrument kontrollierte Klangsinnlichkeit, zarte, aber auch strahlende, heroische Farbschattierungen entlockte. Leider beschränkte sich das Kammerorchester in den Solokonzerten weitgehend auf eine wenig gestaltende Begleiterrolle und bot so recht keinen Kontrapunkt zu dem weich angesetzten, dynamisch langsam anwachsenden und wieder verklingenden Klangstrom der Trompete. Einen besonders poetischen Zauber entfaltete Alison Balsom in der als Zugabe erklingenden Trompetenbearbeitung des kurzen Flötenstücks "Syrinx" von Claude Debussy.
Die Kapellsolisten warteten gleich mit zwei Zugaben auf. Zunächst wiederholten sie den 3. Satz des Brandenburgischen Konzertes, anschließend ließen die Streicher den Abend mit Bachs bekanntester Komposition, der "Air" aus der Orchestersuite Nr. 3, BWV 1068, schlicht und gelassen dahinziehend ausklingen bis Melodie und Basslinie wie im Nichts verhallten. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Alison Balsom Trompete Dresdner Kapellsolisten Helmut Branny Dirigent Arcangelo Corelli Concerto grosso F-Dur, op. 6 Nr.6 Giuseppe Torelli Konzert D-Dur für Trompete und Kammerorchester "Estienne Roger" Antonio Vivaldi "Der Winter" aus den "Vier Jahreszeiten" Tomaso Albinoni Konzert d-Moll für Trompete und Streicher (Bearbeitung der Violinsonate, op. 6 Nr. 4) Johann Baptist Georg Neruda Konzert Es-Dur für Trompete, Streicher und Basso continuo Johann Sebastian Bach "Brandenburgisches Konzert" Nr. 1 F-Dur, BWV 1046
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