Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
Violaklänge mit Bartók und Berlioz
Eine ungewöhnliche Zusammenstellung bot das 6. Sinfoniekonzert. Als Hommage an das 200. Geburtsjahr Joseph Haydns erklang zunächst die 1764 am Hofe Esterhazy entstandene Sinfonie Nr.24 D-Dur mit obligatem Cembalo. Zwischen der expressiven rhythmischen Unruhe des 1. Satzes und dem rustikalen Menuett erblühen im Adagio Klänge kantabler Rokoko-Galanterie im ¾-Takt. Während dieser 2. Satz eher einem Konzertsatz für Flöte, bei dem sich das Orchester ganz auf seine begleitende Rolle beschränkt, ähnelt, entspricht der 4. Satz noch am ehesten den Gesetzen der klassischen Sonatenhauptsatzform. Es folgten zwei stilistisch sehr unterschiedliche Werke für Solobratsche und Orchester. Bartóks in den 1940er Jahren in New York begonnenes Konzert für Viola und Orchester war eine - bis auf fortlaufend notierte Solostimme - nur in Skizzen und Fragmenten vorhandene Ideensammlung, die sein Schüler und Freund Tibor Serly nach dem Tode Bartóks zu einer Komposition zusammenstellte. Berlioz' dramatische Sinfonie "Harold en Italie" ist, frei nach Lord Byrons Roman, eine musikalische Schilderung eigener Reiseerlebnisse in Italien in Form eines musikalischen Rollenspiels. Während die Viola den einsam beobachtenden, melancholischen Träumer darstellt, verkörpert das Orchester wechselnde Gemütszustände, äußere, atmosphärische Szenerien. Die lyrische Klangfülle des Solisten Wolfram Christ, ehemaliger Solobratschist der Berliner Philharmoniker, rückte die elegisch-romantische Innerlichkeit beider Werke in den Vordergrund. Neben dem ersten Erklingen des Berlioz'schen Harold-Themas zu den Harfenarpeggien, beeindruckte der expressive Solobeginn des Violakonzerts und der Kontrast zwischen dem ruhig fließenden, klangvollen, vorwärts drängenden Melos der Viola und dem fragmentierten, zerrissen wirkenden Orchesterpart im 2. Satz des Konzerts. Das Sinfonieorchester Münster unter der Leitung Fabrizio Venturas gestaltete zwar effektvoll die programmatischen Berlioz-Szenarien, es fehlte jedoch - bis auf die Satzschlüsse - an Präzision, Transparenz, einem gestaltetem Spannungsbogen, der über eine vordergründige Illustration hinausweist. Schon zu Beginn des Konzerts erklang ein erster lauter, dissonanter Bläserakkord, der 1764 an Modernität kaum zu überbieten gewesen wäre, aber auch die Streicher machten mit einem wenig homogenen, transparenten Klangbild auf sich aufmerksam. Ob es in dieser Instrumentengruppe an den fehlenden Stimmführern lag? Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Wolfram Christ Viola Sinfonieorchester Münster Fabrizio Ventura Dirigent Joseph Haydn Sinfonie D-Dur Hob I:24 Béla Bartók Konzert für Viola und Orchester op. posth. Hector Berlioz Harold en Italie, op.16 Sinfonie in vier Sätzen mit Solobratsche
|
© 2008 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de