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2. Sinfoniekonzert

7., 8., 12. Oktober 2008
rezensierte Konzertveranstaltung 8.Oktober 2008

Kongress-Saal der Halle Münsterland
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Mit Künstlern auf Reisen

Von Ursula Decker-Bönniger

In Ergänzung zur großen Sonderausstellung des Landesmuseums hat GMD Fabrizio Ventura die Sinfoniekonzerte der Saison 2008/09 unter das Motto "Mit Künstlern auf Reisen" gestellt. Zum damaligen Zeitpunkt konnte er nicht wissen, dass aufgrund eines Brandvorfalls im Großen Haus der Städtischen Bühnen im Juli diesen Jahres die Sinfoniekonzert-Orte der neuen Saison wechseln. So fand das zweite Sinfoniekonzert im Kongress-Saal der Halle Münsterland, dem größten, mit bescheidenen Sichtverhältnissen, aber ausgewogener Akustik ausgestatteten, etwa 1000 Personen fassenden Saal des Kongress-Zentrums statt.

Unter der Leitung des international erprobten Dirigenten Daniel Klajner erklangen neben Publikumslieblingen wie Mozarts viertem Violinkonzert und Mendelssohn-Bartholdys "italienischer" Sinfonie zu Beginn die auf drei Sätze gekürzten "Fünf Botschaften für die Königin von Saba" von Hans-Werner Henze. Eine Sparmaßnahme oder eine Programmkürzung als Warnstreikmaßnahme im Rahmen der Tarifauseinandersetzungen zwischen der Musikergewerkschaft DOV ("Deutsche Orchestervereinigung") und dem Deutschen Bühnenverein? Die Musiker beschränkten ihre Protestaktionen auf informierende Flugblätter, die in der Eingangshalle verteilt wurden, einleitende Bläserfanfaren und mündliche Erläuterungen des Tarifkommissionsmitgliedes Willibert Steffens zu Beginn der Konzertveranstaltung. Warum also die Kürzung des 3. und 4. Satzes?

Henzes 2004 als Auftragskomposition von Radio France entstandene Orchesterparaphrase "5 Botschaften für die Königin von Saba" hätte insgesamt etwa 17 Minuten gedauert. Es sind Klangminiaturen, die sich zwar thematisch auf Szenen der 2003 uraufgeführten Oper "L'Upapa und der Triumph der Sohnesliebe" beziehen, deren eigentliche Botschaft aber die Musiksprache des künstlerischen Einzelgängers Hans Werner Henze ist.

Die musikalischen Botschaften der drei ausgewählten Sätze waren ein klangfarbenreiches, großes Orchester mit Harfe, Celesta, vierhändigem Klavier, Saxophonen, Gong und Röhrenglocken, das in den ersten beiden Sätzen flüchtige, plastisch theatralische Gesten entwarf, interessante, oft allzu schnell vorbeihuschende Klangmischungen darbot und vor allem im letzten Satz eine geradezu magische, zauberhafte Stimmung erzeugte. Dieser fünfte Satz entspricht dem Bild der auch in der Oper instrumental gestalteten, letzten Szene, wo die Silhouette des auf einem Kamel davonreitendenden Helden Al Kasim im Abendlicht verschwindet. Diese "blaue Stunde" verwandelte Gastdirigent Daniel Klajner nach einleitendem Tremolo von Gong, Röhrenglocken und Pauke in einen eindrucksvoll gestalteten Spannungsbogen aus ruhigen, klangfarblich differenzierten melodischen Linien.

Als Antwort auf die Frage für welchen Komponist er sich entscheiden würde, wenn er Partituren mit auf eine Insel nehmen dürfte, hätte Hans Werner Henze sich für Mozart entschieden....

Solistin des folgenden, zwischen September und Ende Dezember 1775 in Salzburg komponierten 4. Violinkonzerts D-Dur von Mozart war die Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters Midori Goto. Ohne selbstgefällige Bühnenpräsenz ging sie den rhythmisch-melodischen Phrasen Mozarts bis in dynamisch-artikulatorische Feinheiten nach und präsentierte als besonderen Ohrenschmaus die Kadenz von Joseph Joachim. Gotos differenziertem, nuanciertem Ausdrucksbemühen, ihrer zart vibrierenden, klaren Tongebung hätte man hier eine ebenso detailverliebte, aufmerksame Orchesterleitung gewünscht.

Abschließend erklang die von Mendelssohn selbst als "italienisch" bezeichnete Sinfonie D-Dur op. 90. Im Anschluss an seine Italienreise 1833 als Auftragskomposition in Berlin vollendet, vom Komponisten selbst in London uraufgeführt und anschließend mehrfach verändert, ist die Quellensituation dieser erst 4 Jahre nach Mendelssohns Tod veröffentlichten Sinfonie nach wie vor unklar. In seinen Briefen aus Italien klagte er häufig über ein nicht existierendes Musikleben in Italien. "Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei", dieser Untertitel Beethovens zu seiner 6. Sinfonie, beschreibt vielleicht am ehesten die Intention dieser den klassischen Kompositionsregeln verhafteten Sinfonie. Schumann nannte ihn bewundernd "den Mozart des 19. Jahrhunderts". Schon das schwungvoll und vorwärtsdrängend gespielte Thema des ersten Satzes und besonders der letzte Satz scheinen Bilder und Reiseerinnerungen an die Künstler des 18./19. Jahrhunderts zu wecken, die - beseelt von Licht, Stimmung und Atmosphäre des Landes ihrer Sehnsucht - nach Italien reisten, dichteten, komponierten und malten. Der Menuett-Satz mit dem brillanten Auftritt der Holzbläser, insbesondere der Hörner des Sinfonieorchesters im kontrastierenden Mittelteil, die düstere Wendung nach a-Moll und kontrapunktischen Wendungen im Schlusssrondo etc. zeigten aber auch, das dieses Werk einer experimentellen Schaffensperiode des Komponisten zuzurechnen ist.




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Sinfonieorchester Münster

Midori Goto
Violine

Daniel Klajner
Dirigent



Hans Werner Henze
Fünf Botschaften für
die Königin von Saba
Satz 1,2 und 5 aus der
Suite für Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester
Nr.4 D-Dur KV 218

Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr.4 A-Dur op.90
"Italienische"



Weitere Informationen

Sinfonieorchester Münster
www.sinfonieorchester-muenster.de






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