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American Swing Night

The King of Swing Orchestra


22. Dezember 2008

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Das Weihnachtswunder von Essen:
Benny Goodman lebt !


Willkommen auf dem Planeten der Gods of Swing

Von Peter Bilsing

Montag, 22.Dezember Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal, 20 h: The Spirit of Swing is alive. Wie die Explosion einer Supernova beginnt die „American Swing Night“ mit dem „King of Swing Orchestra“ (Köln) unter der Leitung von Peter Fleischhauer und dem „Bugle Call Rag“ – schneller authentischer und mit mehr Drive hat man es selten vorher gehört.
Da geschieht das Wunder von Essen: Wir trauen unseren Augen kaum, denn langsam und immer schneller dreht sich der gigantische, runde, gut 20 Meter durchmessende, alles überthronende tellerartige Schalltrichter an der Decke des wunderbaren Konzerthauses. Das darüberliegende Dach ist längst weggefetzt von einem derartigen, beinah göttlichen Sound und Drive, daß sich der große Benny Goodman auf seiner Wolke verwundert die Augen reibt. „Halleluja!“ Tönt es irgendwo von oben. Und immer schneller dreht nun sich der einem Ufo gleichende Schalltrichter und zieht uns langsam aber unerklärlich wie auf Flügelns hinaus in den sternenlosen Himmel. Hinaus ins Swing-Universum! Fort aus dieser trüben Welt, „up, up and away“ stetig das Tempo steigernd; Flug-Richtung: der silbern rotgold leuchtende „Planet of everlasting Swing“. Dort wo die unsterblichen „Gods of Swing“ ihre ewige Ruhe gefunden zu haben scheinen. (Sie kennen den Planeten nicht ? Er liegt links oben zwischen Melmac und Dave.) Wir vergessen die Zeit und wir vergessen zu Atmen…

Kann es sein, daß 18 Musiker es schaffen die Welt zu verändern? Nein, aber diese fantastischen 18 „Kings of Swing“ halten für uns die Erde an – für geschlagene zwei Stunden steht die Welt still im verzaubernden Big Band Sound eines Benny Goodman. Da folgt ein Mega-Hit dem nächsten, sei es „In the mood“, „Flying home“, „Down South Camp Meeting“, „I´ve found a new Baby“, „Don´ t be that way“ oder „Roll´em“ – um nur einige zu nennen. Die Zeit steht still.

Dazwischen eine Weltstimme: Tony Daniels mit „Fly me to the moon“ und „New York, New York“ – welch eine Homage an Frankie Boy Sinatra. Und beim “Merry Christmas Blues” glaubt der Zuhörer einen jungen Tom Jones vor sich zu haben. Interpretationen von allerhöchster Qualität, die auch das von der internationalen Presse so tituliert „Fräulein Swingwunder“ Anna Larsen bietet. Zum swinging Dreamteam werden sie bei „Hello Dolly“ und Weills „Mack the knife“. Das Publikum spendete Ovationen ohne Ende. Was für ein toller Abend – in der Ever-lasting-Ära der großen Swing-Legenden vereint.

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Engelbert Wrobel, Anna Larsen, Tony Daniels

Doch zurück zur Band. Vor 15 Jahren erhielt das Kinf of Swing Orchestra einen Brief von Rachel Goodman, der Tochter Benny Goodmans: „The spirit of swing is alive.“ Ein Dankesschreiben für die hervorragenden Interpretationen der authentischen Goodman-Arrangements. Kann man besser und hochrangiger „geadelt“ werden? Bandleader und Drummer Peter Fleischhauer bot mit seinen 17-köpfiges Ensemble derart hochkarätige Musik, daß seine Arrangements – insbesondere die unglaubliche bisher so nie gehörte Wucht der Bläser – sogar manches Original spielend hinter sich ließ. Bestechendes Highlight der Band ist der unfassbare Engelbert Wrobel als Magier der Klarinette. Wrobel spielt Goodman nicht nur nach, sondern seine Interpretation reflektiert immer perfekt den Geist des großen Bandleaders. Wir hören Goodman auf Engelsflügeln weitergetragen ins 21.Jahrhundert. Fabulös was Wrobel da aus seinem Instrument zaubert.

Daß auch die weiteren Mitglieder der Band ausnahmslos, selbst unter den anspruchsvollsten Kritikern in den USA nur höchstes Lob ernteten, kann man nachvollziehen. Da spielen und musizieren Künstler, denen man die große Freude an der Musik auch nach dem zigsten Konzert noch ansieht. Keine gelangweilte Routine, wie bei so vielen Bands, sondern Spaß an der Freude. Da brennt der Funke und springt auch ins Publikum über, Goodmans Feuer flackert in frischem Sauerstoff und selten so gehörter Authentizität. Der Begriff „Weltklasse“ ist nicht übertrieben.

Wir durchlebten noch einmal die Musik einer Ära unsterblicher Gods of Swing. Furiose Begeisterung, wie vor endlosen Zeiten bei Benny Goodman in der Carnegie Hall, zeigte auch das Essener Publikum. Da blieb kein Auge trocken und kein Knie unbewegt. Als wir nach zwei Stunden auf diese Erde zurückkehrten, war der Heilige Abend vorverlegt. Schöner als mit diesem wunderbaren Konzert konnte Weihnachten 2008 eigentlich nicht mehr beginnen. Das beste und mitreißendste Konzert des Jahres, das ich in der Essener Philharmonie dieses Jahr erlebt habe. Möge auch unter der neuen Intendanz hoffentlich diese Truppe wiederkommen dürfen.

Als besonderes Schmankerl u.a. auch für alle, die gestern nicht dabei waren, kommt Mitte Januar die DVD heraus, die gestern Abend live aufgenommen wurde. Kann das Leben schöner sein? Und an alle, die erstaunt sind vom Opernkritiker solch eine Jazz-Kritik zu lesen, sei an die Worte Weills erinnert „Es gibt keine U- und E-Musik, es gibt nur gute und schlechte!“ Das King of Swing Orchestra bot Musik vom Allerfeinsten. Und ich schließe, wie ich angefangen habe: The spirit of swing is alive – auch im 21.Jahrhundert. Ein Abend einer „Kulturhauptstadt 2010“ wahrlich würdig.




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Anna Larsen und
Tony Daniels, Gesang

Engelbert Wrobel, Klarinette

The King of Swing Orchestra

Peter Fleischhauer,
Musikalische Leitung
und Moderation





Weitere Informationen

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de



Da capo al Fine

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