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Bobby McFerrin in Concert
& Sol Gabetta


13. Februar 2009

Tonhalle Düsseldorf
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Tonhalle Düsseldorf
Swing und sing with Bobby

Von Gerhard Menzel

Wie schon vor zwei Jahren in Essen (siehe OMM-Bericht) bescherte Bobby McFerrin nun auch in Düsseldorf dem Publikum einen ganz besonderen und erlebnisreichen Konzertabend. Erneut zusammen mit dem bewährt zuverlässig und engagiert aufspielenden Münchner Rundfunkorchester, mit dem er inzwischen seit 12 Jahren zusammenarbeitet, hatte Bobby McFerrin für sein derzeitiges Programm, das er auch in Zürich, München und Stuttgart präsentierte, die Cellistin Sol Gabetta als musikalische Partnerin an seiner Seite.


Vergrößerung in neuem Fenster Foto: MünchenMusik

Der Stimmzauberer und seine charmante „Assistentin“ blieben den hohen Erwartungen auch dieses Mal nichts schuldig. Sol Gabetta und ihr herrlich klingendes Instrument hatten beim gemeinsamen Musizieren in puncto Präzision, Geläufigkeit und Intonationssicherheit zwar immer die Nase vorn, aber Bobby McFerrin begeisterte dafür durch seine Spontanietät, improvisatorische Eingebung und vokale Kunstfertigleit. So wurden Antonio Vivaldis Konzert für 2 Violoncelli, Streicher und Basso continuo g-Moll (RV 531) und das Andante aus dem Konzert für 2 Mandolinen, Streicher und Basso continuo G-Dur (RV 532) zwar nicht neu „erfunden“, erklangen aber durch die Interpretation dieser beiden Ausnahmemusiker in einem völlig anderen Gewand.

Als erste Zugabe des Abends gab es dann ihre persönliche Interpretation des „Hummelflugs“ von Nikolai Rimski-Korsakow – ein Kabinettstück an instrumentaler und vokaler Virtuosität. Auch hier erwies sich Sol Gabetta wieder als leidenschaftliche Kammermusikerin, die immer aufmerk- und einfühlsam sowie mit Blickkontakt ein inspiriertes miteinander Musizieren ermöglicht.

Im zweiten Teil des Konzertes durfte sich das Publikum dann noch an der Bearbeitung der Arie "Connais-tu le pays ou fleurit l'oranger?" aus der Oper "Mignon" von Ambroise Thomas für Violoncello und Orchester ergötzen, die Sol Gabetta schwärmerisch und mit traumhaft schönem, singenden Ton gestaltete. Anstatt der orchestral sehr opulenten Vokalise von Sergei Rachmaninow erklang dann noch eine Komposition von Jean-Baptiste Barrière für zwei Violoncelli, bei der wiederum Sol Gabetta mit ihrem Violoncello die erste Stimme und Bobby McFerrin vokal die zweite Stimme übernahm.

Die Lockerheit und Lässigkeit, mit der Bobby McFerrin auch als Dirigent ans Werk geht, birgt allerdings seine Gefahren. Bei Mozarts Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“ zu Beginn des Konzerts funktionierte dieses wunderbar. Bobby McFerrin machte dabei keine Experimente, sondern ließ die Musik organisch atmen und differenziert ausspielen. Bei der das offizielle Programm beendenden g-Moll Sinfonie sorgte die oft fehlende exakte Zeichengebung allerdings öfter einmal für diverse Präzisionsprobleme.

Trotzdem ist Bobby McFerrin nicht nur ein cooler Typ, der seinen Taktstock gerne in die Rasterlocken steckt, den ganzen Körper beim Dirigieren swingen lässt, sondern ein echter Vollblutmusiker, der sich mit den Kompositionen ausgiebig beschäftigt, zurückhaltend, respektvoll und bescheiden auftritt und das Publikum nicht nur unmittelbar erreicht, sondern es auch auf sympathische aber eindringliche Weise zum Mitmachen animieren kann.

So sind es immer wieder seine Improvisationen, die begeistern und die auch in der dafür abgedunkelten und in tiefes Blau getauchten Düsseldorfer Tonhalle mit seinem stimmungsvollen Sternenhimmel den größten Eindruck hinterließen.

Nach seinen Solo-Improvisationen bezog er schließlich das Publikum mit ein, zunächst mit rhythmischen Motiven auf verschiedenen Tonhöhen, über die er improvisierte. Beim allseits bekannten „Ave Maria“ von Gounod, zu dem er Bachs "Begleitung" beisteuerte, machten sich allerdings doch erhebliche Textschwächen beim Publikum bemerkbar, was der Intensität und allgemeinen Begeisterung am gemeinsamen musizieren jedoch keinen Abbruch tat.

Zum Abschied gab es frenetischer Jubel und Standing Ovations für einen Ausnahmekünstler, der keine „Schubladen“ kennt und für den Musik den ganzen Menschen ansprechen muss. Am Ende vereinte Bobby McFerrin – er sang vor, die anderen spielten bzw. sangen nach – noch das Orchester und das Publikum zu einer gemeinsamen Zugabe. Let's do it together!


FAZIT

Bobby McFerrin, der ausschließlich Werke aufführt, die ihn berühren und die ihn zum swingen und mitsingen anregen (das sind vor allem Kompositionen von Mozart und Beethoven, aber auch Händels „Messiah“ und Orffs „Carmina Burana“) schafft es immer wieder, sowohl Musiker als auch das Publikum zu begeistern. Seine Auftritte sind daher immer ein Erlebnis.




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Bobby McFerrin
Dirigent, Vocal

Sol Gabetta
Violoncello

Münchner Rundfunkorchester


Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu "Le nozze di Figaro",
KV 492

Antonio Vivaldi
Konzert für 2 Violoncelli,
Streichorchester und Basso continuo
g-Moll, RV 531
Bearbeitung für Violoncello, Gesang ,
Streichorchester und Basso continuo

"Andante" aus dem Konzert für
2 Mandolinen, Streicher und
Basso continuo G-Dur, RV 532
Bearbeitung für Gesang, Violoncello,
Streichorchester und Basso continuo

Bobby McFerrin
Improvisationen

Ambroise Thomas
aus "Mignon": "Connais-tu le pays
ou fleurit l'oranger?"
Bearbeitung für Violoncello und
Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonie Nr. 40 g-Moll, KV 550



Weitere Informationen

Bobby McFerrin
www.bobbymcferrin.com/

Sol Gabetta
www.solgabetta.com/

Münchner Rundfunkorchester
www.br-online.de/

Tonhalle Düsseldorf
www.tonhalle-duesseldorf.de



Da capo al Fine

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