Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
Blockflöte statt Pauken und Trompeten
Von Stefan Schmöe The English Concert gehört zweifellos zu den herausragenden Ensembles für alte Musik und es bedarf wohl schon eines solchen Rangs und Namens, um mit einem Programm auf Tournee zu gehen, das es schafft, einen Bogen um die Hauptwerke des Barock zu machen und dennoch das Publikum zu fesseln. Zwar sind Vivaldi, Telemann und Bach beileibe keine Unbekannten, aber Vivaldis Instrumentalkonzerte jenseits der Vier Jahreszeiten gehören zu den schon seltener gespielten Werken, und auch Bachs vierte Suite steht, was den Bekanntheitsgrad betrifft, im Schatten der dritten und wurde in diesem Konzert zudem in einer frühen Fassung ohne Pauken und Trompeten gespielt eine puristische Version, verglichen mit der festlich strahlenden Fassung, die man üblicherweise hört. Statt der großen repräsentativen Geste des Barock präsentierte das britische Spitzenensemble hier also die mehr verinnerlichte, kammermusikalische Seite, unterstrichen durch die Wahl der eher zarten Blockflöte als bevorzugtem Soloinstrument. Zur Einstimmung stand die Sinfonia der Kantate Am Abend desselbigen Sabbats (BWV 42) von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. So ausgewogen und nuanciert das (während des gesamten Abends auf kleine, kammermusikalisch feine Besetzung reduzierte) Orchester spielte, so undankbar erwies sich die Akustik des nicht allzu gut gefüllten großen Saals der Wuppertaler Stadthalle mit seiner langen Nachhallzeit, die manche Feinheit nivellierte. Das setzte sich in Vivaldis Cellokonzert G-Dur RV 415 fort, das Alison McGillivray, Solocellistin des Orchesters, mit etwas zu viel Understatement spielte die Trennung von Solist und Orchester müsste prägnanter sein, und der sehr warme und weiche Klang ihres Instruments ist wegen des damit verbundenen Fehlens von Brillanz gewöhnungsbedürftig. Ganz anders präsentierte sich der schweizer Blockflötist Maurice Steeger, der höchst virtuos und mit vollem Körpereinsatz loslegte, als gelte es, den ehrwürdigen Gründerzeitsaal in seinen Grundfesten zu erschüttern, und sei es mit einer Blockflöte: Ein Feuerwerk an Energie und Spielwitz, hinter den sich das Orchester fast erschrocken zurückzieht, um dann doch lustvoll die musikalischen Bälle zu beantworten. Sowohl Telemanns Suite a-Moll TWV 55a (ein recht umfangreiches Werk von über 30 Minuten Dauer) als auch Sammartinis Blockflötenkonzert F-Dur erwiesen sich da als wahre Edelsteine, mit allerhöchster Virtuosität in einem schier unglaublichem Tempo interpretiert. Als Zugabe spielte Steeger den langsamen Satz einer Sonate von Sammartini und zeigte hier seine andere, empfindsame und verinnerlichte Seite. Zum Abschluss dann Bachs Ouvertüre (Orchestersuite) Nr. 4, wie gesagt ohne Pauken und Trompeten, aber mit drei Barockoboen, deren warmer Ton sich schön mit den Streichern mischt. Aber auch hier hätte man sich einen intimeren Rahmen mit einer klareren Akustik gewünscht. Als Zugabe gab es dann doch noch ein paar Minuten Wunschkonzert: Die berühmt-populäre Air aus Bachs dritter Suite, nicht mehr ganz mit der gleichen hohen Konzentration gespielt wie die Werke zuvor. Laurence Cummings leitete unaufgeregt und umsichtig vom Cembalo aus. Viel Applaus. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
The English Concert Maurice Steeger, Blockflöte Alison McGilivray, Cello Laurence Cummings, Cembalo und Leitung Programm: Johann Sebastian Bach Sinfonia aus der Kantate BWV 42 "Am Abend desselbigen Sabbats" Antonio Vivaldi Konzert für Violoncello, Streicher und B.c. G-Dur RV 415 Georg Philipp Telemann Ouvertüre (Suite) für Blockflöte, Streicher und B.c. a-Moll TWV 55a Antonio Vivaldi Konzert für Streicher und B.c. g-Moll RV 156 Giuseppe Sammartini Concerto für Blockflöte, Streicher und B.c. F-Dur Johann Sebastian Bach Ouvertüre Nr. 4 D-Dur BWV 1069
|
© 2008 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de