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"Minuten und Stunden"
Saison-Eröffnungsgala des Wuppertaler Sinfonieorchesters


Samstag, 08. September 2007, 20:00 Uhr
(Wiederholung: Sonntag, 09. September 2007, 18:00 Uhr)

Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal
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Sinfonieorchester Wuppertal
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Mozart - Bruckner - Kamioka

Von Frank Becker

Daß Wuppertals GMD Toshiyuki Kamioka ein hervorragender Pianist ist, hat er schon zu einigen Gelegenheiten unter Beweis gestellt, die Musenblätter berichteten u.a. über seine Konzertreise nach Japan als Klavierbegleiter der Sopranistin Elena Fink. Gestern nun eröffnete Kamioka vor ausverkauftem Haus im großen Saal der Wuppertaler Historischen Stadthalle die neue Konzertsaison in doppelter Funktion: als vorzüglicher Pianist und Dirigent mit W. A. Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur KV 488 und als monolithischer Dirigent in Anton Bruckners gewaltiger Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107. Mit subtiler Ironie hatte er als Titel für das Konzert „Minuten und Stunden“ gewählt.

Toshiyuki Kamioka

Toshiyuki Kamioka
Foto © Sinfonieorchester Wuppertal

Leicht und wie nebenbei mit der Linken auf den Flügel gestützt, dann mit knapp und präzise schöpfenden Gesten läßt Kamioka weich das Allegro des Mozartschen Klavierkonzerts aufschimmern, aus dem hervorragend eingestellten Orchester emporsteigen. Fließend der Übergang vom Dirigat zum Klavierpart – perlend die brillanten Läufe, klar und filigran, fast gläsern der ansatzlose Anschlag. Unter Toshiyuki Kamiokas Fingern klingt der strenge Steinway so sanft wie nie. Groß und zart das Allegro, tief empfunden das Adagio, farbig bewegt das Allegro assai: Kamioka lebt das Stück, führt sein Orchester in eine seelenvolle Interpretation, die durch kunstvolles Enjambement die bezaubernde Klanglandschaft zu einem entrückenden Gesamtbild verschmelzen läßt. 25 Minuten voller Zauber.

Anders Bruckners Siebente, die ihm 1884 zu später Annerkenung verhalf: die Wucht der gigantischen Komposition türmte sich vor dem Gefühl des Hörers zu Stunden. 60-70 Minuten veranschlagt die gängige Literatur für eine Aufführung – das Sinfonieorchester Wuppertal machte 85 daraus, ohne die geringste „Verschleppung“ hören zu lassen. Kamioka leitete das komplexe Stück, wie zuvor schon Mozarts Klavierkonzert, ohne Blatt. Der Dirigent wirkt hier – sonst ein temperamentvoll agierender, fast tanzender, wirbelnder Maestro – wie ein Fels in der anstürmenden Brandung der Sinfonie. Schwebend der Auftakt des Allegro moderato, das sich rasch zu massiver Größe aufschwingt, schließlich zum fast metallischem Fortissimo – ein Wechselbad leiser und mächtiger Töne. Der oft gezogene Vergleich zu Wagner bietet sich hier wie auch später an.

Der damalige Erfolg des teilweise bombastischen Getöses von Tuben, Hörnern und Streichern in großer Besetzung ist de facto heute in der Hauptsache mit dem wagnergefärbten Zeitgeschmack zu erklären. Die Größe der Komposition allerdings, die an das Orchester und seine Instrumentengruppen sowie an einen Dirigenten, das riesige Werk zu leiten, allerhöchste Anforderungen stellt, bleibt enorm. Wagner reicht Bruckner seine Schnupftabakdose Scherenschnitt von Otto Böhler

Bruckner selbst widmet das feierliche Adagio des 2. Satzes dem 1883 verewigten Richard Wagner. Hier kommen die warmen Violen und die Tuben zum ergreifenden Einsatz. Präzise in jeder Phase zeigte sich bei der gestrigen Aufführung der gewaltige Streicherapparat, wenige leichte Ansatzverluste waren beim Blech zu hören. Die Flöten trugen neben den sanften Wellen der Hörner und dem sensibel differenzierten Einsatz der Pauken Wesentliches zum lyrischen Gelingen bei. Wie Bruckner den Zeitgeschmack bedient hat, sozusagen á la mode, zeigt sich auch im 3. Satz mit schmetternden Tutti, schnellem Scherzo und gefühlvollem Trio. Wuchtig der letzte, kürzeste Satz, der sich dem Kopfsatz nähernd nicht an Effekten und Glanz spart und in einer „Apotheose des Lichts“, wie es einmal genannt wurde, schmetternd ausklingt. Erschöpft und glücklich das Orchester und sein charismatischer Leiter, mit Jubelrufen und stehendem Applaus belohnt von einem völlig begeisterten Publikum.




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Sinfonieorchester Wuppertal

Toshiyuki Kamioka
Leitung und Solist




W. A. Mozar
Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur
KV 488

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur
WAB 107



Weitere Informationen
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Sinfonieorchester Wuppertal
(Homepage)








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