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9. Sinfoniekonzert

11., 13., 15. Mai 2008
rezensierte Konzertveranstaltung 13.Mai 2008

Großes Haus der Städtischen Bühnen Münster
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Nur wenn Schumann in Bonn gestorben ist - 3x Bonn in Münster!

Von Ursula Decker-Bönniger

Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, im Rahmen einer Sinfoniekonzerteinführung den Komponisten eines Werkes zu erleben? Gast des 9. Sinfoniekonzerts der Städtischen Bühnen war der Bonner Komponist Michael Denhoff mit seinem Werk "Melancolia", eine "Annäherung an einen Kupferstich von Dürer für kleines Orchester". Der Konzertmitschnitt des WDR soll am 14.Juni im WDR 3 gesendet werden.

Vergrößerung in neuem Fenster Albrecht Dürer: Melencolia I

Dürers rätselhafte Allegorie mit dem Titel "Melencolia I" entstand 1514. Dargestellt ist eine Engelsgestalt, die ins Leere blickt und ihren Kopf nachdenklich in die linke Hand gestützt hält. Daneben sitzt ein schreibender oder zeichnender Putto. Werkzeuge wie Hammer, Nägel, Hobel und Säge, eine Kugel, ein an zwei Ecken abgestumpfter Würfel, eine Waage, eine Sanduhr, eine Glocke und ein magisches Zahlenquadrat befinden sich an den Hauswänden, bzw. verstreut am Boden. Ein Sonnenstrahlenkranz, eine Stadt und ein Regenbogen bilden den Hintergrund.

Die Vieldeutigkeit des Dürer-Kupferstichs habe ihn schon fasziniert, als er das Bild als Cello übender Jugendlicher im Arbeitszimmer seines Vaters kennenlernte, äußerte sich Denhoff zum biographischen Hintergrund seines Frühwerkes. Das Klangbild "Melancolia", das aus den Sätzen "Melencolia I", "Magisches Quadrat" und "Melencolia II besteht und 1980 an der Kölner Musikhochschule uraufgeführt wurde, sei eine "Annäherung", spiegele das "Alter Ego des Künstlers", die Auseinandersetzung mit den Komponistenvorbildern Bartók, Mahler, Strawinsky und Webern, die Suche nach einer eigenen Klangsprache.

Die musikalischen Assoziationen der dreisätzigen Komposition sind hör- und nachvollziehbar. Wenn sich das seufzerartige Motiv des 1. Satzes kanonartig über die Orchesterfarben ausbreitet, wird man an die Symbole des Unendlichen, Vollkommenen in Kugel, Polyeder und magischem Zahlenquadrat erinnert, bei dem unerbittlichen Metrum der Röhrenglocken im dritten Satz fallen einem die Sinnbilder der Vergänglichkeit wie Sanduhr und Glocke ein. Im Orchester überwiegen die dunklen Kangfarben. Blechbläser und Violinen fehlen ebenso wie experimentierfreudige Spielweisen. Fabrizio Ventura verbreitete vor allem zu Beginn des ersten und dritten Satzes eine ruhige, gedämpfte, nachdenkliche, beinahe klagende Klangatmosphäre.

Vergrößerung

Im zweiten Satz setzte sich Denhoff mit verschiedenen Lesarten eines magischen Klangquadrats auseinander. Es besteht aus 16 "emanzipiert dissonanten Vertretern des alten Dreiklangs", wie Gieseler den Akkordtyp bei Webern nennt. Das Rahmenintervall entspricht bis auf zwei übermäßige Oktaven dem Umfang einer großen Septime und wird mit verschiedenen Intervallen gefüllt. "Analog zu Dürers Zahlenquadrat ergeben jeweils vier dreitönige Akkorde - horizontal, vertikal, diagonal u.s.w. gelesen - stets das Total aller zwölf Töne. Zudem ist jeder Akkord über den Mittelpunkt des Quadrats in einen anderen in seiner Intervallkonstellation gespiegelt", so Denhoff im Werkkommentar.

Konzert des Abends war das 1845 komponierte erste romantische Klavierkonzert von Robert Schumann in einer kraftvollen Interpretation des russischen Pianisten Alexei Volodin. Trotz seines durchsichtigen, rhythmisch betonten Spiels, einer kontrastiven Dynamik und vorwärts drängender Akkordpassagen wirkte sein Spiel im Unterschied zur lebendigen Stimmführung des Orchesters herb, geradezu antisentimental. Es gab zwar durchaus tempoverzögerte, romantische Augenblicke, aber seine Interpretation strahlte zum Beispiel in dem Dialog von Klarinette und Klavier oder in der Kadenz eher eisige Innigkeit als poetisch verträumte Empfindsamkeit aus.

Nach der Pause konnte man noch einmal das Sinfonieorchester mit seiner homogenen, durchsichtigen, präzise artikulierenden Spielkultur bei Beethovens 1. Sinfonie genießen. Uraufgeführt im April 1800 im Wiener Burgtheater im Rahmen einer eigenen Konzertveranstaltung zeigt Beethoven hier erste geniale Formveränderungen und Kompositionseinfälle wie etwa die langsame Einleitung des ersten Satzes mit ihrem dissonanten Beginn, das siebentaktige Thema des zweiten Satzes oder das als Menuett getarnte Scherzo.

Fazit:

Das Orchester hätte eine Konzerthalle verdient!




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Sinfonieorchester Münster

Alexei Volodin
Klavier

Fabrizio Ventura
Dirigent



Michael Denhoff
"Melancolia" op. 26

Robert Schumann
Konzert für Klavier und Orchester
a-Moll op. 54

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr.1 C-Dur op. 21



Weitere Informationen

Sinfonieorchester Münster
www.sinfonieorchester-muenster.de






Da capo al Fine

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