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Musiksprache in Russisch und Französisch
Egal wie gut besucht, beliebt die Sinfoniekonzerte sind, gespart wird überall. Auch oder sollte ich sagen besonders in Münster, wo die Bürger angesichts des städtischen Sparkurses im Bildungs-, Kultur-, und Sozialwesen mit über 70 Prozent gegen die Errichtung einer Konzerthalle in städtischer Trägerschaft gestimmt haben. So war das 10. und letzte Konzert der Saison Musik und Malerei ein reines Orchesterkonzert. Auf dem Programm standen mit Printemps - der 1886 noch in Rom konzipierten und 1887 eingereichten Suite symphonique - und den zwischen 1897 und 1899 komponierten Trois Nocturnes zunächst zwei sinfonische Frühwerke des kritischen Individualisten und Klangpoeten Debussy gefolgt von der in den Ecksätzen noch ganz der klassisch-romantischen Formsprache verhafteten 5.Sinfonie Tschaikowskys. Arrangement in Grey and Black:The Artist's Mother (1871)
Die 1901 erstmalig alle drei aufgeführten Trois Nocturnes, die Debussy selbst als sinfonisches Triptychon für Frauenchor und Orchester bezeichnet, entsprechen auf den ersten Blick so gar nicht dem. was man sich unter der lichten, leichten Atmosphäre eines impressionistischen Klanggemäldes vorstellt. Inspiriert von den eher düsteren Bildern des amerikanischen Malers James Abbott McNeill Whistler, die häufig aus der Musik angelehnte Titel wie Symphony, Harmonie oder Nocturne tragen, verbreiteten z.B. die zweistimmig geführten, fahlen Klänge der Holzbläser und die gedämpften Streicher im ersten Satz (Nuages), eine eher kühle Stimmung. Auch im zweiten Satz (Fêtes) wurden plötzlich auftauchende Klangfiguren immer wieder ins Piano zurückgeführt, sodass ein ständig wechselnder Eindruck von Nähe und Ferne entstand. Debussy merkt an, es sei die Bewegung, der tänzerische Rhythmus der Atmosphäre mit plötzlichen Ausbrüchen von Licht und die Episode mit dem Aufzug (eine blendende und chimäre Vision), der durch das Fest marschiert und sich mit ihm vermischt. Besonders einfühlsam und ausdrucksstark musiziert war der dritte Satz (Sirènes), wo Debussy erstmalig einen Vokalisen singenden Frauenchor als Klangfarbe einsetzt. Homogen, nur leicht vibrierend und zart setzten die Sirenentöne der Chor- und Extrachordamen ein, um dann zauberhaft aufzublühen und anschließend in die warme Klangatmosphäre von Streichern, Hörnern und Harfen zurückzutauchen. Ein pathetisch distanzierter Genuss von Klang gewordener Naturästhetik.
Nocturne in Black and Gold:
Nach der Pause dann das sinfonische Kontrastprogramm mit der 5.Sinfonie, die Tschaikowsky nach einer erfolgreichen Europatournee im Sommer 1888 in seinem Urlaubsort Frolowskoje komponierte. Sternbild am sinfonischen Himmel, Bekenntnismusik, Ausdruck der russischen Seele werten es die Einen, weicher Salonkitsch, wüste Kosakenherrlichkeit, Effekthascherei die Anderen. Betroffen von dem Kitschvorwurf ist vor allem der Finalsatz, der von dem marschähnlichen, schwerlastigen, hier nach Dur gewandelten Schicksalsthema eröffnet wird. GMD Fabrizio Ventura scheute sich auch hier nicht, die emotionale Kraft und Bildhaftigkeit der Musiksprache Tschaikowskys sowie seine innere Entwicklung und musikalische Spannung herauszuarbeiten, ja genüsslich zu inszenieren, sodass am Ende - insbesondere im Kontrast zu Debussy - eher die Subjektivität und Widersprüchlichkeit dieser Erzählhaltung hängen blieb. Fazit:Bei einem so interessanten sinfonischen Programm vermisst man kein Solokonzert! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Sinfonieorchester Münster Damen des Chores und Extrachores der Städtischen Bühnen Münster Donka Miteva Michael Koch Solohorn Fabrizio Ventura Dirigent Claude Debussy Printemps Sinfonische Suite für Orchester Claude Debussy Trois Nocturnes Sinfonisches Triptychon für Orchester und Frauenchor Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr.5 E-Moll op.64
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