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Das Hohelied der Tradition
Von Stefan Schmöe Kleines Doppeljubiläum in Köln: Vor 180 Jahren gründeten kunstsinnige Kölner Bürger die Cölner Concert-Gesellschaft, die fortan als Veranstalter von Konzerten auftrat. Im Jahr 1857, also vor 150 Jahren, wurden die Gesellschaftskonzerte in den Festsaal des Gürzenichs, eines spätmittelalterlichen Handels- und Veranstaltungshauses verlegt. Der seinerzeit im Volksmund entstandene Name Gürzenich-Konzerte hat die Zeiten und auch den Umzug in die 1986 erbaute Philharmonie, seither Stammhaus des Gürzenich-Orchesters, überstanden. Mit einem Gala-Konzert feierten Orchester und Concert-Gesellschaft zur Saisoneröffnung diese Tradition. Das Programm mit Beethoven, Brahms und Bach steht für eine große Vergangenheit ein wenig mehr in die Zukunft hätte es dabei ruhig weisen können, schließlich sind in Köln schon manche Meisterwerke zur Uraufführung gekommen (u.a. Richard Strauss' symphonische Dichtungen Till Eulenspiegel und Don Quixote.) Stattdessen also das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Frank Peter Zimmermann als Solist. Chefdirigent Markus Stenz, der inzwischen zwölfte Gürzenich-Kapellmeister, lässt den rätselhaften Beginn vier Schläge der Pauke mit harten Holzschlegeln spielen, was auf ein transparentes, historisches Klangbild hindeutet doch der erste Eindruck täuscht: Samtweich und zurückhaltend, dabei gemäßigt im Ausdruck begleitet das zuverlässige, in manchen Details etwas ungenaue Orchester. Zimmermann geht den Kopfsatz sehr lyrisch und recht romantisch an; schluchzende Glissandi sind dabei ebenso Geschmackssache wie der sehr weiche und singende, aber wenig kraftvolle Ton. Der ruhige zweite Satz wirkt im Vergleich dazu stilsicherer, und außerordentlich gut gelingt das Rondo-Finale mit unterschwelligem Witz, wobei sich Zimmermann und das Orchester die Bälle virtuos zuspielen. Edler Gestus in Ausdruck und Klang prägte die Interpretation der zweiten Symphonie von Johannes Brahms. Hebt Stenz bei Beethoven zumindest in den ersten beiden Sätzen die romantische Seite hervor, so sucht er im Romantiker Brahms den Klassiker. Die Ecksätze sind im Tempo verhalten, die Mittelsätze relativ flott dirigiert das mildert die (bei Brahms ohnehin maßvollen) Kontraste doch deutlich ab. Das Hauptthema des Kopfsatzes blüht schön gesanglich auf, das Nebenthema könnte mehr espressivo vertragen, wie auch das einleitende (nicht restlos überzeugende) Horn-Solo freier sein dürfte. Die ausgelassene Stimmung des Finales dirigiert Stenz wie mit angezogener Handbremse zu viel Jubel am späten Vormittag sollte es dann wohl auch nicht sein. Der delikate Orchesterklang ist fein ausbalanciert, wobei man sich mitunter mehr Binnenspannung vorstellen könnte. Schönspielerei ist da eben auch nicht alles. Markus Stenz hat in die Kölner Konzertprogramme den dritten Akt eingeführt. Dahinter verbirgt sich ein Programmpunkt, der am Ende des Konzerts gespielt und dem Publikum erst unmittelbar zuvor angekündigt wird also eine Art fest eingeplanter Zugabe. In diesem Fall war dies das Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester d-Moll von Johann Sebastian Bach mit Frank Peter Zimmermann und dessen 16jährigem Sohn Sergej als Solisten musikalische Nachwuchspflege auf hohem Niveau. Vater Frank Peter überließ dem souverän aufspielenden Sohn die musikalische Vorfahrt und nahm sich selbst vorsichtig zurück wobei gerade in der jederzeit nuancierten Gestaltung hörbar wurde, warum Frank Peter ein Ausnahmegeiger ist und Sohn Sergej (noch) nicht. Dennoch eine bravouröse Feuerprobe, vom Publikum begeistert gefeiert. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
WerkeLudwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61 Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 "Der 3. Akt": Johann Sebastian Bach: Konzert für zwei Violinen und Orchester d-Moll BWV 1043 AusführendeFrank Peter Zimmermann, ViolineSergej Zimmermann, Violine Gürzenich-Orchester Köln Leitung: Markus Stenz
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