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Helsinki Philharmonic Orchestra
John Storgårds, Dirigent
Sabine Meyer, Klarinette


25. April 2008

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Pro Arte Konzerte Essen (Homepage)

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Philharmonie Essen (Homepage)
Melancholisches aus Skandinavien und Russland

Von Gerhard Menzel / Foto: Pro Arte Konzerte Essen

Zum Abschluss der diesjährigen PRO-ARTE-Konzertreihe in Essen gastierte das Helsinki Philharmonic Orchestra unter der Leitung von John Storgårds in der Philharmonie.

Das 1882 gegründete Helsinki Philharmonic Orchestra feierte als ältestes professionelles Sinfonieorchester Skandinaviens bereits im Oktober 2007 sein 125-jähriges Jubiläum. Es führte fast alle sinfonischen Werke von Jean Sibelius auf, wobei der Komponist oft persönlich am Dirigentenpult stand.

1995 übernahm Leif Segerstam als Chefdirigent das Orchester, das seit 2003 auch John Storgårds als Erstem Gastdirigenten geleitet wird. Storgårds ist zur Zeit noch der künstlerische Leiter des Lapland Chamber Orchestra und bis zum Frühjahr 2009 Chefdirigent des Tampere Philharmonic Orchestra. Bereits im September 2008 wird er allerdings schon Leif Segerstam als Chefdirigent des Helsinki Philharmonic Orchestra ablösen.

Im April 2008 gastierte John Storgårds mit seinem künftigen Orchester bereits in Braunschweig, Berlin und Essen. Storgårds ist besonders für seine ausgefallenen Konzertprogramme bekannt, in denen er gerne selten gespielten Werke oder zeitgenössische Kompositionen zur Aufführung bringt, was er auch in Essen tat. Auf dem Programm standen nämlich neben Tschaikowskis berühmter Sinfonie Nr. 5, das Klarinettenkonzert des dänischen Komponisten Carl Nielsen und Musik des Finnen Jean Sibelius.

Zu Beginn des Konzertes erklang die 1913 uraufgeführte, sehr selten zu hörende Tondichtung "Der Barde" von Jean Sibelius, die vom Harfenklang und eine durch sein langsames Tempo melancholische Ruhe verströmende atmosphärische Musik geprägt wird. Dadurch beschwört Sibelius gleichsam eine lückenhafte und vage Erinnerung an lang vergangene Zeiten herauf.

Nach diesem malerischen, romantisch verträumten Anfang folgte das hoch virtuose, spätromantische Klarinettenkonzert des dänischen Komponisten Carl Nielsen, der in seiner eruptiven und farbkräftigen Schreibweise mehr die Einzelstimmen herausgearbeitet hat. Das in einem Satz durchkomponierte Konzert aus dem Jahr 1828 wird besonders durch seine Dissonantschärfungen und die eine herausragende Rolle spielende kleine Trommel geprägt. Trotz zweier überaus virtuosen Kadenzen dominiert in diesem Werk ein wehmütiger, resignierender Tonfall, der durch das leise Verklingen des Konzertes am Ende noch verstärkt wird.

Vergrößerung

Sabine Meyer

Der gesamte, ungeheuer anspruchsvolle Solopart dieser Komposition war bei Sabine Meyer in den besten Händen. Mit sicherem Ansatz, stupender Technik und einem ungeheuer flexibel gestalteten Ton, spielte sie sich liniensauber, legatowarm und die schwindelerregendsten Tongirlanden mit scheinbarer Leichtigkeit bewältigend durch dieses zwar - sowohl für die Ausführenden, wie auch die Zuhörenden - anstrengende, aber höchst interessante Konzert. John Storgårds und das Helsinki Philharmonic Orchestra gestalteten dabei die immer wieder von der nervösen Trommel-Dramatik unterbrochenen lyrisch-zarten Passagen mit großer Hingabe.

Das immense orchestrale Potential demonstrierte das Helsinki Philharmonic Orchestra dann in der das Programm beschießenden Sinfonie Nr. 5 e-Moll von Pjotr I. Tschaikowski. So, wie das zu Beginn der Sinfonie erklingende markante Thema schicksalsartig in allen Sätzen in den unterschiedlichsten Schattierungen wiederkehrt - von fahl und düster, kämpferisch resigniert, bis hin zum triumphalen Abschluss - und dieses Werk Tschaikowskis prägt, so dominierte auch hier ein melancholischer Grundton, der auch durch das strahlend pompöse Finale nur leidlich aufgehoben wird.

Wenn auch nicht ohne leichte Kratzspuren, schiffte John Storgårds das Helsinki Philharmonic Orchestra mit seinem manchmal etwas spröde wirkenden - aber mit herrlichen Soli glänzenden - Klang engagiert und mit sicherer Hand durch diesen spannenden, bisweilen anstrengenden, aber sehr stimmungsintensiven Abend. Dabei fiel allerdings auf, dass in Finnland die Zeit eine andere Qualität zu haben scheint. Ihr Empfinden im hohen Norden zeichnet sich dabei wohl durch eine ausgeprägte und intensiv gefühlte Langsamkeit aus, die sich auch in der das Programm abrundenden Zugabe mit dem "Valse triste" von Jean Sibelius deutlich zum Ausdruck kam (besonders im Vergleich mit der Interpretation von Paavo Järvi und dem Cincinnati Symphony Orchestra im 5. Heinersdorff Konzert gut eine Woche zuvor in Düsseldorf).

Fazit:

Mit einem von Melancholie und Wehmut geprägten Programm ging für diese Spielzeit eine interessante und erlebnisreiche PRO-ARTE-Konzertreihe in Essen zu Ende. Da ist die Vorfreude auf die nächste Saison bereits geschürt, in der wieder abwechslungsreiche und hochkarätige Konzerte ankündigt sind:


Vorschau
auf die PRO ARTE KONZERTE
der Spielzeit 2008/2009
in der Philharmonie Essen

  • David Garrett (18.11.08)
  • Residenz Orchester Den Haag / N. Lugansky (1.12.08)
  • Sergei Nakariakov & KPhilhar-monie St.Petersburg (16.12.08)
  • Tschechische Philharmonie / Lars Vogt (30.1.09)
  • Blechschaden (1.2.09)
  • London Symphony Orchestra / John Eliot Gardiner (12.2.09)
  • Nederlands Philharmon. Orchester / Julia Fischer (6.3.09)
  • Lorin Maazel & A. Volodos / Sinf.Orchester Valencia (21.3.09)
  • Sol Gabetta (26.5.09)

  • PRO-ARTE-Konzerte in Essen 2008/2009


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    Sabine Meyer
    Klarinette

    Helsinki Philharmonic
    Orchestra

    John Storgårds
    Dirigent




    Jean Sibelius
    "DerBarde", op. 64

    Carl Nielsen
    Konzert für Klarinette
    und Orchester, op. 57

    Pjotr I. Tschaikowski
    Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64



    Weitere Informationen

    Pro Arte Konzerte Essen
    www.pro-arte-konzerte.de/

    Philharmonie Essen
    www.philharmonie-essen.de

    Sabine Meyer
    www.sabine-meyer.com/

    John Storgårds
    www.johnstorgards.com/

    Helsinki Philharmonic Orchestra
    www.hel.fi/wps/...



    Da capo al Fine

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