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Höhepunkte der Kammermusik
Von Maria Kostakeva - Fotos von Klaus Rudolph Eine echte Freude hat das Konzert mit Jörg Widmanns Quintett - Carolin Widmann (Geige), Janne Thomsen (Flöte), Claudio Bohórquez (Violoncello), Dénes Várjon (Klavier) und Jörg Widmann (Klarinette) - am 15. Februar gemacht. Auf dem Programm standen drei Musterwerke der zeitgenössischen Klassik: Béla Bartóks Kontraste, Arnold Schönbergs Kammersymphonie und Olivier Messiaens Quartett pour le fin du temps. Was diese Werke verwandt macht, ist die ungewöhnliche Besetzung, in deren Mittelpunkt die Klarinette strahlt. Man spürt die Atmosphäre des Modernen, besonders der Wiener Schule, die eine besondere Neigung zu diesem Instrument zeigte. Der 35-jährige virtuose Klarinettist und Komponist, leidenschaftliche Kammerspieler und Liebhaber der zeitgenössischen Musik versteht davon, künstlerischen Profit zu machen.
Schon am Anfang des Konzertes hat er mit seiner Schwester Carolin Widmann und dem ungarischen Pianisten Dénes Várjon mit Bartóks Kontraste gefesselt. Wie bekannt, wurde der Komponist von dem amerikanischen Jazz-Klarinettisten Benny Goodman und seinem Landsmann und Freund, dem Geiger Joseph Szigeti beauftragt, zwei brillante Stücke aus "old Europe" mit der Dauer von 16 Min. für eine Schallplattenaufnahme mit Jazz- und klassischer Musik zu schaffen. Bartók, der das Stück nach einem gewissen Zweifel (wegen der ungewöhnlichen Kombination von Klarinette und Geige) doch schrieb und 1940 in New York selbst mitwirkte, hätte sich keine bessere Interpretation für seine Musik wünschen können. Es zeigte sich eine organische Einheit von drei souveränen Klangfiguren, die in ganz verschiedenen Konstellationen agierten: Solistische und kammermusikalische Episoden, charakteristische Jazz- und Volksidiome, Improvisationsartiges und Mechanisches, Humor und Ernst - dies alles bildete einen atemberaubenden Wirbel. Nach der sprudelnden Energie und die lustigen Unregelmäßigkeiten in der Musik Bartóks folgte das tragisch-optimistische Quartett Messiaens, das er während seiner Gefangenschaft bei Görlitz 1941 schrieb und im Gefängnis zusammen mit noch drei weiteren gefangenen Instrumentalisten in Anwesenheit von 5000 Gefangenen aufführte. Dieses geistreiche, zum Himmel gerichtete Werk bekam eine mehrdimensionale Gestaltung - Vogelgesänge und gregorianische Melodien, solistische Einsätze und komplexe rhythmische Faktur, Meditatives und Ekstatisches, Apokalyptisches und Himmlisches - dies alles mischte sich in dieser ausdrucksvollen und kontrastreichen Interpretation, in welcher sowohl das ganze Ensemble als auch jedes einzelne Instrument brillieren konnte.
Mittelpunkt des Programms bildete die Kammersymphonie Schönbergs, die er selbst als "Wendepunkt" bezeichnete: Tatsächlich kommt es hier zum ersten Mal in der neuen Musikgeschichte zu einer Abwendung von dem spätromantischen Orchesterklang durch die spezifisch individualisierte, solistische Betrachtung der einzelnen Instrumente. Das 1907 geschriebene Werk wurde später 1922/23 von Anton Webern für fünf Instrumente bearbeitet, so das es noch besser der ursprünglichen Idee entsprach. In der fein artikulierten und reich nuancierten Aufführung erreichte das Quintett die Dichte und die klanglichen Volumen einer echten Kammersymphonie. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Carolin Widmann, Violine Claudio Bohórquez, Violoncello Janne Thomsen, Flöte Jörg Widmann, Klarinette Dénes Várjon, Klavier Béla Bartók "Kontraste" für Violine, Klarinette und Klavier, Sz 111 Arnold Schönberg Kammersinfonie, op. 9 (bearbeitet für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine und Violoncello von Anton Webern) Olivier Messiaen Quatuor pour la fin du temps
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