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Meisterliches zum Ende der Saison
Von Gerhard Menzel
Das letzte der Heinersdorff-Meisterkonzerte im Abo II präsentierte dem Publikum noch einmal einen ganz besonderen Leckerbissen. Dass Sir Colin Davis bereits am 25. September 2007 sein 80 Lebensjahr vollendet hatte, konnte man ihm bei seinem Auftritt und seinem eleganten und unprätentiösen Dirigat wirklich nicht anmerken. Seine sparsame, aber präzise und unmissverständliche Zeichengebung widerlegte wieder einmal die Meinung, dass ein Dirigent bei der Aufführung sein körperlich Äußerstes geben muss, um einen entsprechend intensiven musikalischen Klang aus einem Orchester herauszuholen. Was man hier erleben konnte, war eine überwältigende Demonstration dessen, was wirkliche Meister miteinander erschaffen können. Schuberts "Unvollendete" Symphonie - ein wahrlich nicht unbekanntes und selten zu hörendes Werk - habe ich noch nie so stimmig, geschlossen und mit so verinnerlichter Intensität gehört wie an diesem Abend. Besonders eindrucksvoll waren dabei auch die luftig und leicht klingenden lyrischen Passagen der Streicher und die sanften, aber klangvollen Pizzikati der Violoncelli. Die Tempi, sehr fein variiert und immer im großen Zusammenhang aufeinander abgestimmt, die klangliche Balance der herrlich timbrierten Streicher mit den berückend schön intonierten Soli der Bläser und die ständig abschattierten dynamischen Entwicklungen ergaben einen ausgewogenen und ausdrucksvollen Gesamteindruck, der in jeder Beziehung überzeugte und als temporäres Ereignis in Erinnerung bleiben wird. Dass ein Forte und Piano bei Schubert anders klingt als zum Beispiel bei Anton Bruckner, machte dieses "Traumpaar" der Sinfonik bei dessen 6. Symphonie eindrucksvoll erlebbar. In diesem monumentalen Klanggebäude Bruckners spielte das London Symphony Orchestra alle seine Trümpfe aus. Neben dem flexiblen und kompakten Streicherapparat fallen dabei nicht nur die klangschönen Bläsersoli, sondern vor allem die vollendete Harmonie in allen Bläsergruppen auf, inklusive der hervorragenden und klanglich sehr variabel eingesetzten Hörner. Sir Colin Davis und das London Symphony Orchestra Foto: © Gerhard Menzel
Das London Symphony Orchestra, das auch für sein ungeheuer vielseitiges Repertoire von den Rock-Klassikern bis zu Filmmusiken wie "Star Wars" berühmt ist, zeigte sich auch in Düsseldorf als ein Ensemble von erstklassigen Instrumentalisten und Instrumentalistinnen, die auf gleicher Wellenlänge spielen und miteinender einen harmonischen und sehr formbaren Klangkörper bilden. Zusammen mit einem Meister seines Faches, wie es der Grandseigneur der Dirigenten Sir Colin Davis ist, der ein sensibles Gespür für Feinheiten und minutiös austarierte Nuancen hat und immer den großen Bogen einer Komposition berücksichtigt, werden sie immer wieder das Publikum in ihren Bann ziehen, mit allen Schönheiten und Emotionen die die gespielten Kompositionen bieten. "Dirigieren ist so, als ob man den Vogel des Lebens in Händen hält: Ergreift man ihn zu fest, und er wird sterben, lässt man ihm zu viel Raum, und er wird davonfliegen." (Sir Colin Davis) Genau so musizierte er gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra auch in Düsseldorf !
Heinersdorff bescherte dem Publikum mit diesem Meisterkonzert ein Musikerlebnis von ganz erlesener Güte und einen unvergesslichen Saisonausklang, das schon die Vorfreude auf die nächste Saison schürt. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
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