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Diana Damrau
"Arie di bravura"


15. März 2008

Tonhalle Düsseldorf
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Tonhalle Düsseldorf


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Brillant - Ausdrucksstark - Ein Ereignis

Von Gerhard Menzel

Unter dem Titel "Arie di Bravura" war Diana Damrau zusammen mit Jérémie Rhorer und seinem Orchester "Le Cercle de l'Harmonie" auf ihrer Tournee durch Frankreich und Deutschland auch zu Gast in der Tonhalle Düsseldorf. Wie schon beim Konzert von Elina Garanca vor einem Jahr (s. OMM-Rezension) war auch bei Diana Damrau der Saal bei weitem nicht gefüllt. Dieses ist umso unverständlicher, da Diana Damrau zur Zeit international zu den gefeiertsten Koloratursopranistinnen zählt und von Salzburg bis zur MET für ausverkaufte Häuser sorgt.

Die im schwäbischen Günzburg an der Donau geborene Diana Damrau ist nach Engagements in Würzburg, Mannheim und Frankfurt seit 2002 als freischaffende Sängerin tätig und dabei äußerst erfolgreich. Weltbekannt wurde sie vor allem durch ihre atemberaubenden Auftritte als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte". Aber auch als Konstanze und Zerbinetta hat sie weltweit große Aufmerksamkeit erregt. Neben den großen deutschen Opernhäusern in München, Berlin, Dresden und Hamburg, gastierte sie immer wieder in Wien, Brüssel, Washington, London und seit 2000 bei den Salzburger Festspielen.

Ende 2007 hat sich Diana Damrau nach einer Aufführungsserie der "Zauberflöte" an der New Yorker MET, wo sie zunächst ihr Debut als Pamina gab und anschließend noch einmal die Königin der Nacht übernahm, von dieser Paraderolle verabschiedet. Quasi als eine Art Abschiedsgeschenk verewigte sie die beiden Arien der Königin auf ihrer neuen CD "Arie di Bravura". Im Kontext dieses Programms stechen diese aber aus den sonst ausgewählten Kompositionen deutlich heraus. Neben vier Arien von Mozart und zwei Entdeckungen von Vincenzo Righini steht dieses nämlich ganz im Zeichen von Antonio Salieri.

CD: Arie di Bravura

"Arie di Bravura"
Virgin Classics 3952502 (EMI)


Die Musik Salieris lernte Diana Damrau erstmals während ihrer Zeit in Würzburg kennen, wo sie 1985 die Uraufführung seiner Oper "Cublai, gran Khan dei Tartari" sang (Salieri wurde seinerzeit eine Aufführung aus politischen Gründen untersagt). 2004 übernahm sie bei der Wiedereröffnung der Mailänder Scala unter Riccardo Muti die Titelpartie in Salieris "Europa riconosciuta", der Oper, die er für die Eröffnung der Scala 1778 komponiert hatte. Von seinen Kompositionen fasziniert, hat Diana Damrau inzwischen zahlreiche handschriftliche Opern-Partituren gesichtet und eine kleine, aber spektakuläre Auswahl in ihr weit gefächertes Repertoire aufgenommen. Damit tritt sie quasi in die Fußstapfen von Cecilia Bartoli, die bereits Salieris Mezzosopran-Partien einer breiten Öffentlichkeit präsentierte und damit große Erfolg feiern konnte. Diana Damrau hat sich nun den obersten Gefilden der Tonskala angenommen und singt ihr Publikum damit schier schwindelig. Durch diese Kompositionen bereichert ist es durchaus zu verstehen, dass Salieri einer der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit war.

Für große Begeisterung sorgte Diana Damrau auch bei ihrem Konzert in Düsseldorf, dessen Programm ganz auf Salieri zugeschnitten war. Schon die Arie der Alzima "D'un insultante orgoglio" aus "Cublai, gran Khan dei Tartari" mit seinem Kontrast zwischen dem trotzig entschlossenem A-Teil und dem Nachsinnen über enttäuschte Erwartungen im B-Teil war schon beeindruckend. Ein wahres musikalisches und emotionales Feuerwerk entfachte Diana Damrau dann in Alzimas Arie "Fra i barbari sospetti", das sie mit der Arie "Sento l'amica speme" der Semiramide aus Salieris gleichnamiger Oper sogar noch übertreffen konnte. Bemerkenswert sind darin außerdem nicht nur die Forte-Piano Effekte des Orchesters, sondern auch die obligaten Stimmen von Flöte, Oboe und Fagott, die sogar optisch herausgestellt waren - ebenso wie die beiden Flöten bei Glucks "Ballet des ombres heureuses" ("Reigen seliger Geister").

Neben weiterem instrumentalen Beiwerk des Programms, das hauptsächlich wegen der schwungvoll und packenden Wiedergabe des Orchesters "Le Cercle de l'Harmonie" hörenswert war, präsentierte sich Diana Damrau auch mit drei Arien von Mozart. Ganz der Opera seria und damit noch der Generation Salieris verpflichtet, gehört die Arie der Giunia "In un instante... Parto, m'affretto" aus "Lucio Silla" neben den Arien der Königin der Nacht und der Konstanze zum Schwierigsten, was Mozart für Sopran geschrieben hat. Um die Qualen und die Furcht um das Leben ihres Geliebten in Töne zu fassen, setzte Mozart hier nicht nur auf akrobatische Virtuosität, sondern auch auf ausdrucksvolle Emphase. Hier demonstrierte Diana Damrau besonders eindrucksvoll ihre stimmliche Flexibilität, die deutlich machte, dass sie weit mehr als eine reine "Zwitschermaschine" ist.

Ihre kommende Schwerpunktverlagerung auf lyrischere Partien manifestierte Diana Damrau mit Mozarts Arie der Pamina "Ach ich fühl's" und Susannas "Giunse Alfin Il Momento. . . Deh Vieni, Non Tardar". Diesen Weg einzuschlagen dürfte sich für Diana Damrau als klug und für ihr Publikum als Segen erweisen. Ihre herrlich klare, zwar nicht riesige, aber gut fokussierte und tragfähige Stimme sowie ihre außergewöhnliche technische und intonatorische Sicherheit scheinen Höhenflüge bis in den Ultraschallbereich hinein mühelos zu ermöglichen. Triller, Verzierungen und virtuoseste Koloraturen perlen glockenklar und mit sofort ansprechendem, vollem Ton wie glitzernde Diamanten aus ihrer Kehle und vermitteln eine Leichtigkeit und Eleganz, die so eigentlich nur in der Phantasie erträumt werden können. Riesige Intervallsprünge fügen sich wie aus einem Guss in die wildesten und spektakulärsten Tonfolgen ein und lassen ein akustisches Kunstwerk entstehen, das als Gesamteindruck das Publikum überwältigt und sich über die Ohren in den Tiefen des Gehirns einprägt. Hinzu kommen noch ihre klare Diktion und ungewöhnlich große Wortverständlichkeit, die gerade bei Sopranen immer wieder ein Manko ist.

Keine Probleme, aber klangliche Brüche gibt es nur mit dem Tiefen Register, was sie allerdings durch ihre stabile und klangvolle Mittellage geschickt aufzufangen weiß. Während einzelne Töne und Tonfolgen makellos und brillant hingetupft klingen, wirkt ihre Stimme beim Forcieren doch leicht gefährdet, da sie immer mit vollem Einsatz und mit hundertprozentigem Ausdruckswillen die Gefühle und Emotionen der Partie gestaltet. Zusammen mit ihrer Erscheinung und ihrer starken Bühnenpräsenz ist sie die perfekte Sängerdarstellerin, die durch ihre musikalische und szenische Ausstrahlung das Publikum sofort in ihren Bann zieht und begeistert.


Vergrößerung in neuem Fenster Diana Damrau und
Jérémie Rhorer
Foto: © Gerhard Menzel


Für den starken musikalischen Gesamteindruck war auch Jérémie Rhorer verantwortlich, der das 2005 zusammen mit dem Geiger Julien Chauvin gegründete und auf "historischen" Instrumenten musizierende Orchester "Le Cercle de l'Harmonie" zu Höchstleistungen animierte. Das sehr junge Ensemble, dessen Schwerpunkt auf der Musik des späten 18. Jahrhunderts liegt, strotzt nur so vor Vitalität und Spielfreude und ist durch seinen schlanken Klang und seine energiegeladene musikalische Gestaltung (ohne Rücksicht auf eventuelle Unsauberkeiten) für Diana Damrau ein idealer Partner. Die große Begeisterung des Publikums - das noch mit zwei Salieri-Zugaben beglückt wurde - war wirklich verständlich.


FAZIT

Selten genug, gehört Diana Damrau zu den wenigen deutschen Sängerinnen, die weltweit große Erfolge feiern und für emotional ergreifende Aufführungen sorgen. Ihr mit Bedacht gewählter "Fachwechsel" vom Koloratur- zum lyrischen Repertoire garantiert dem erwartungsvollen Publikum hoffentlich weiterhin unvergessliche Augenblicke mit einer der nicht nur technisch perfektesten und stimmschönsten, sondern auch ausstrahlungsreichsten Sängerdarstellerinnen ihrer Generation.




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Foto: © John Palmer
Foto: © John Palmer


Diana Damrau
Sopran

Le Cercle de l'Harmonie

Jérémie Rhorer
Dirigent


Arienprogramm

Antonio Salieri
"Cublai, gran Khan dei Tartari"
Alzima: "D'un insultante orgoglio"

Wolfgang A. Mozart
"Die Zauberflöte"
Pamina: "Ach ich fühl's"

Antonio Salieri
"Cublai, gran Khan dei Tartari"
Alzima: "Fra i barbari sospetti"

Antonio Salieri
"Semiramide"
Semiramide: "Sento l'amica speme"

Wolfgang A. Mozart
"Le Nozze di Figaro"
Susanna: "Giunse Alfin Il Momento . . .
Deh Vieni, Non Tardar"

Wolfgang A. Mozart
"Lucio Silla"
Giunia: "In un instante ...
Parto, m'affretto"



Weitere Informationen

Diana Damrau
www.diana-damrau.com/

Le Cercle de l'Harmonie
Jérémie Rhorer
www.cercledelharmonie.fr/

Tonhalle Düsseldorf
www.tonhalle-duesseldorf.de

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